Bad Endorf – Mit einem neu entwickelten, auf Mikroorganismen beruhenden Reinigungsprodukt wurde die MWK-Bionik GmbH aus Bad Endorf Sieger in der Kategorie „Energie“ des GreenTec Awards 2018. Er ist einer der bedeutendsten Preise für die besten Umweltschutz-Projekte der Welt.
Die Solarzellen werden mit „bioSol“ zuerst mit Aktivsauerstoff gereinigt und dann mit einem transparenten, mikrobiologischen Film beschichtet, der sich von Ablagerungen ernährt und dabei Verunreinigungen fernhält. „Unser Produkt wirkt bei der Anwendung mit Sauerstoff, Essig, Wasser und biologischen Hilfsstoffen und erzeugt auf den Solarzellen eine selbstreinigende Beschichtung“, beschreibt Matthias Wackerbauer, Gründer von MWK Bionik, die Wirkungsweise.
„Über die Jahre gerechnet, lassen sich mit Solaranlagen, die auf diese Weise gereinigt und beschichtet wurden, höhere Erträge in Form von Solarstrom erzeugen. Solaranlagen verschmutzen im Lauf der Zeit durch Pollenflug, Staub, ölige und harzige Niederschläge, Salze oder Blütenstaub und mussten bisher aufwendig gereinigt werden. Ohne Beschichtung bilden sich Krusten und sogar Schwarzpilze und Flechten, welche dem Quarzglas die Mineralien entziehen, sodass es stark altert und matt wird. Das kostet weltweit viel Effizienz, schlimmer als man annehmen möchte. Hier hilft unsere Beschichtung, damit der Wirkungsgrad der PV-Paneele Jahr für Jahr hoch bleibt“, so Wackerbauer.
Mikroben: effizientere Stromerzeugung
Da Fotovoltaik und Solarstrom die wichtigsten Energieträger der Zukunft seien, haben laut Wackerbauer die erwarteten zehn Prozent Steigerung an Energieausbeute, weltweit gesehen, eine immense Bedeutung. Die Technologie sei auch deshalb wissenschaftlich und anwendungstechnisch bahnbrechend, weil die speziellen Mikroben direkt auf den Rückständen des Aktivsauerstoff-Reinigungsmittels leben können. Und es kämen noch weitere Umweltschutzeffekte dazu.
Die Mischung aus Aktivsauerstoff und der Beschichtung unterstütze „von der Dachrinne bis zur Kläranlage“ die Reinhaltung der Rohre. Treffe das Mittel auf die Erde, wirke es auf Pflanzen „wie ein guter Dünger“. „Richtig hightech“ werde die Solarbeschichtung „made in Bavaria“ durch „ein kleines Wunder der Natur“: Die Mikroben tragen kleine Partikel in sich, die die Wellenlänge des Sonnenlichts so verschieben, dass ein noch größerer Teil der Photonen nutzbar wird, erklärt Agrartechnologe Wackerbauer. „Der Effekt ist faszinierend.“ Die Mikroben könnten aus UV-Licht blaues Licht herstellen, das die Stromerzeugung besonders effizient mache. „In der klugen Verbindung von Mikrobiologie und Technologie, steckt unser größtes Potenzial“, ist Wackerbauer überzeugt. „Aktiver Umweltschutz geht uns alle an und jeder von uns kann jeden Tag die Welt ein klein bisschen verbessern“.
Obgleich ein Unternehmen für „grüne und saubere Biotechnologie“, bezeichnet er MWK Bionik als „Denkfabrik“. Die Arbeit mit den teils aus der Tiefsee stammenden Mikroorganismen sei ein weites Feld mit noch vielen ungeahnten Möglichkeiten. „In Bad Endorf werden die Mikroben auf ihre speziellen Aufgaben sozusagen trainiert.“ „Spezialtraining“ gebe es nicht nur für die Beschichtung von Solarzellen, sondern für viele Aufgaben, bei denen Verschmutzungen abgebaut und Schadstoffe beseitigt werden müssten. „Der Abbau von Verunreinigungen ist eine der größten Herausforderungen weltweit.“ Es gehe dabei insbesondere um Abbau umweltschädigender Substanzen wie Mineralöl, Phenole, Schwermetalle oder Abfallschlamm, aber auch um die Reinigung der Luft und der Fassaden von Gebäuden bis hin zum Abbau von schädlichen Schwefelverbindungen und Stickoxiden. „Die Mikroben, die ,kleinen Helfer‘, sind uralt und genial. Sie erzeugen Humus und Luft. Auf diese Weise ist unsere Biosphäre entstanden, in der wir heute leben können“, erklärt Wackerbauer. „Deshalb ist es so wichtig, dass wir unsere Biosphäre auf natürliche Weise unterstützen, sich selbst zu reinigen und sauber zu halten. Wir haben noch Jahrzehnte der großen Entdeckungen vor uns. Heute können wir Schimmel in Häusern beseitigen und mikrobiologisch fernhalten, morgen werden wir die Schadstoffbelastung durch Staub und Ruß in den Städten mit Mikrobiologie reduzieren. Heute arbeiten wir am Schadstoffabbau in Alpenstauseen und morgen werden wir mit unseren kleinen Helfern das Mikroplastik aus dem Wasser holen, um den Abfall in Luft, Wasser und Humus zu verwandeln.“
Hilfe bei schwerer
Verunreinigung
Die Versuche im eigenen Labor und die Wissenschaft zeigten, dass auch schwer abbaubare Schadstoffe durch gezielt ausgewählte und speziell trainierte Mikroben abgebaut und in Humus, Mineralien, Luft und Wasser umgewandelt werden könnten. „Das gibt uns Hoffnung, die Verschmutzungen beseitigen zu können, die wir auf dem Planeten verursacht haben“, sagt Wackerbauer.
Je nach Schwere der Verunreinigung und Hartnäckigkeit der Substanz könne der Abbauprozess zwischen einigen Stunden bis hin zu mehreren Jahren dauern.
Der Unternehmer hofft, das neue Deponiegesetz und das novellierte Abfallrecht werden den Fokus stärker auf biologisch abbaubare, natürliche Reinigungssubstanzen lenken. „Die ständig wachsenden Deponien gefährden das Grundwasser. Hier müssen wir helfen.“ Nicht nur dabei werden Mikroorganismen eine tragende Rolle spielen, ist Wackerbauer sicher.