von Redaktion

Die heutige Energieversorgung und jene vor rund 100 Jahren haben etwas gemeinsam: Die sich rasant ändernden Bedingungen für die Stromproduktion. Dieses Thema war Anlass für den Wirtschaftsbeirat Bayern, bei Elektroanlagen Bauer mit Energie-Experten aus Wirtschaft und Politik über den Stand der Dinge zu diskutieren.

Wohin mit dem vielen Strom?

Buchbach – „Energie ist ein komplexes Thema“, hatte der Gastgeber für den Wirtschaftsbeirat Bayern, Franz Bauer, geschäftsführender Gesellschafter von Bauer Elektroanlagen, die Gäste vorgewarnt. An diesem Abend in Buchbach, der sich um das Thema Energieerzeugung und -versorgung drehte, waren sich die Fachmänner auf dem Podium nicht immer einig.

Momentan gebe es in Bayern zeitweise „zu viel Strom“, machte Moderator Maximilian Faltlhauser deutlich – als stellvertretender Vorsitzender des Energie- und Rohstoffpolitik- Ausschusses des Wirtschaftsbeirats ist Faltlhauser ein Experte auf dem Gebiet. Er machte klar: Teils müsse man sich aber auch darauf einstellen, Strom im Freistaat zu importieren.

Kohleausstieg:

„Politik soll sich

mehr einmischen“

Eine Streitfrage unter den Podiumsgästen war, wie sinnvoll es ist, Strom, der nicht selbst in Deutschland erzeugt werde, von außen zu kaufen. Laut Matthias Taft seien dafür entsprechende Leitungen notwendig. Taft gehört dem Vorstand der BayWa AG an, wo er die Bereiche klassische Energie und regenerative Energien verwaltet, gebündelt in der Konzerntochter BayWa r.e. renewable energy GmbH. Ihm widersprach sein Podiumspartner Dr. Georg Nüßlein, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, nicht grundsätzlich. Er sei aber dagegen, Atom- oder Kohlestrom aus Nachbarländern zu kaufen: „Damit ist dem Klima nicht geholfen.“ Die Rolle der Politik in Fragen der Energie sieht er nur in einem gewissen Maße als gestaltend: „Wir geben nur den Rahmen vor.“ Das führte zum Thema erneuerbare Energien. Es ist möglich, so die Diskutanten, sich auf das schrittweise Abschalten von Kohlekraftwerken und auf das Umsteigen auf regenerative Energien einzustellen. Technologien, die funktionieren, setzten sich irgendwann durch.

Matthias Taft hielt dies für den richtigen Ansatz, betonte gegenüber Nüßlein aber: „Beim Thema Kohleausstieg wünsche ich mir mehr Einmischung durch die Politik.“ Er verlangte überdies, dass Strom, bei dessen Erzeugung Kohlendioxid freigesetzt werde, teurer werden müsse.

Skizziert wurden unterschiedliche Ansätze, regenerativ erzeugten Strom übergangsweise zu speichern. Nüßlein brachte hier Praxisbeispiele aus dem Ausland ein: So werde zum Beispiel Strom, der an Meeresküsten durch Windräder erzeugt worden sei, zu Wasserstoff verarbeitet und könne in dieser Form gespeichert werden.

Der Bundestagsabgeordnete zeigte sich überzeugt, dass chemische Vorgänge bei der Speicherung von Energie in Zukunft eine große Rolle spielen werden. Matthias Taft hielt es außerdem für denkbar, dass Wasserstoff auch ins Gasnetz eingespeist wird. Was Mobilität betreffe, werde sich Wasserstoff als Antriebsenergie seiner Ansicht nach nicht unbedingt durchsetzen: „Dort, wo es eine Netzanbindung gibt, wird Strom als Quelle der Elektromobilität bevorzugt werden.“

Sonnenenergie und Überschuss sinnvoll nutzen

Für die Zukunft – das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) könnte bereits 2020 auslaufen –forderte Unionspolitiker Nüßlein, dass die Stromversorgung nicht nur in den Händen großer Unternehmen liegen solle. Auch kleinere Anbieter sollten faire Marktchancen erhalten. Matthias Taft sprach sich dafür aus, für Fotovoltaik-Großprojekte nicht mehr genutzte Truppenübungsplätze zu verwenden. Diese Idee führte zu weiteren Überlegungen: Wie würde es sich etwa wirtschaftlich und politisch auswirken, wenn sich mit riesigen Fotovoltaikanlagen Länder wie Afrika mit Strom versorgen ließen? „Es wird einen globalen Überschuss an Strom geben“, zeigte sich der BayWa-Vorstand sicher.

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