Rosenheim– Probieren, scheitern, hinfallen, aufstehen, immer wieder. Das Wichtigste daran sei, nicht den Mut zu verlieren, sondern „Gefallen am Hinfallen zu finden, um das nächste Mal besser zu fallen“, ist der Rat von Sascha Skorupa, Beiratsvorsitzender des Gründerzentrums Stellwerk 18, an Start-ups. Diese standen kürzlich bei einer Veranstaltung der Mittelstandsunion Rosenheim-Land im Stellwerk 18 im Mittelpunkt.
Skorupa moderierte den Abend, und ist selbst ein gutes Beispiel dafür, welche Wege und Umwege man als Gründer und Unternehmer bisweilen in Kauf nehmen muss.
Entscheidungen
sind nicht für immer
Der „erfolgreiche Studienabbrecher der Wirtschaftsinformatik“ ist heute Mentor und Coach für Start-ups und hat mehrere Firmen in der Softwarebranche gegründet. Schon als Jugendlicher versuchte sich der Rosenheimer an eigenen Unternehmensideen und verwarf nach eigener Aussage auch wieder viele.
Eine Stärke, die Skorupa heute bei vielen Gründern beobachtet: „Entscheidungen sind nicht Gesetz, wenn erkannt wurde, dass selbige falsche waren.“ Während große Unternehmen oft den eingeschlagenen Kurs weiter verfolgten, ohne nachzu- justieren, hätten Start-ups mehr Möglichkeiten, aus ihrer Überzeugung heraus zu handeln. Scheitern gehört mitunter zum Gründen – eine Erfahrung, die auch Skorupa machen musste: Mit seiner Idee eines virtuellen Stadtrundgangs scheiterte er als junger Unternehmer am Vertrieb – „ein Kernproblem vieler Start-ups.“ Als ehemaliger Auftragnehmer von Audi ist er überzeugt, dass auch Gründer früh für große Kunden arbeiten können. Sie arbeiteten in kleinen, wendigen Teams, seien verhältnismäßig günstig und die Entscheidungswege seien kürzer. Sein Tipp: Denken, wie es auch die Mieter im Stellwerk 18 täten: Nicht zu perfektionistisch sein, das Rad nicht neu erfinden wollen. Konkurrenzdenken ablegen: „Alle für einen, einer für alle.“
Einige Gründer dieser Gemeinschaft hatten anschließend die Gelegenheit, sich dem Publikum aus Wirtschaft und Politik vorzustellen, unter anderem Vertretern der Krones AG, der Schwadke GmbH, Bauer und Partner, der Engelbert Wolf GmbH sowie der Duschl Ingenieure GmbH.
Weg vom Image des „Schuljungen“
Future Tec zum Beispiel, ein Full-Service-Dienstleister für IT-Angelegenheiten. Für Geschäftsführer Martin Angermeier ist wichtig, „die Agilität nicht zu verlieren“ und über den Tellerrand zu blicken. Seine Gründer-nachbarn von 8sense – eine Plattform für virtuelle Coaching-Systeme im Gesundheitsbereich – hat Erfahrung in der Zusammenarbeit mit größeren und großen Kunden. So gehören etwa die Bensegger GmbH, Texas Instruments, Hubert Burda Media, Beurer medical und die Dauphin HumanDesign Group zu ihren Auftraggebern.
Geschäftsführer Christoph Tischner schätzt an der Zusammenarbeit mit größeren Unternehmen, dass diese ihre Infrastruktur zur Verfügung stellten oder Entwicklungskosten zahlten. Allerdings dauere es aus seiner Sicht eine Weile, bis Start-ups von ihrem „Schuljungenimage“ wegkämen. Bei Tjiko, ebenso Mieter im Gründerzentrum, fertigt man modulare Badezimmer in Holzbauweise. Geschäftsführer Lukas Schiffer will den hart umkämpften Baumarkt durchdringen und rechnet mit ersten Lieferungen ab März 2019.
Oder innFactory, deren Gründer an skalierbaren Cloud-Plattformen arbeiten und unter anderem gemeinsam mit einer regionalen Bank einen Robo-Advisor für die Abwicklung einer Baufinanzierung entwickelt haben. Anton Spöck, Gründer und technischer Leiter, sagt, man könne dabei viel lernen, etwa professionelles Auftreten und Vertragsabwicklung.
Eigentlich sollte sich der Abend um die Frage drehen, was sich Unternehmen von Start-ups abschauen können – am Ende bot er den Gründern vor allem Gelegenheit, einmal mehr zu zeigen, welche Vielfalt sich im Stellwerk angesiedelt hat.
Alles in allem brachte die Veranstaltung Impulse, Geschichten, Erfahrungswerte, die sich mitzunehmen lohnten, egal wie viele Jahre man schon am Markt etabliert ist. Marianne Quelle