Waldkraiburg – Verbraucher nutzen täglich Produkte, in denen die Granulate von Kraiburg TPE wesentlicher Bestandteil sind. Aus den Kunststoffen aus Waldkraiburg werden Zahnbürsten, Rasierer, Babyschnuller, Fotostative, Stifte, Armbänder für Smartwatches, Spülbürsten oder Dosier- und Verpackungsteile für Wasch- und Putzmittel hergestellt. Auch im Lebensmittelbereich und für medizinische Produkte werden die Kunststoffe verwendet, etwa um Durchstichstopfen für Infusionsflaschen oder Dichtungen von Spritzen zu produzieren. Spätestens wenn jemand in ein Auto steigt, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Elemente aus TPE – das steht für Thermoplastische Elastomere –im Inneren oder unter der Motorhaube verbaut sind.
30000 verschiedene Rezepturen
Das Unternehmen selbst stellt weder Kinderspielzeug noch Dichtungsringe oder Dosierhilfen her. Das Produkt sind unterschiedliche, kunterbunte TPE in Granulatform, aus denen die Abnehmer wiederum ihr Endprodukt herstellen. Kunden sind unter anderem namhafte Fahrzeughersteller, Unternehmen der Elektronik, Bau- und Sanitärbranche sowie Hersteller von Sport- und Haushaltswaren. Den größten Anteil machen Lösungen für die Automobilbranche aus, gefolgt vom Consumer- und Industriebereich. Ein noch junger Wachstumsmarkt ist die Sparte Medizin- und Pharmatechnik.
Ein Granulat für Babyschnuller müsse ganz andere Anforderungen und Auflagen erfüllen als der Griff einer Bohrmaschine, erklärt Geschäftsführer Franz Hinterecker. Genau darin liege eine der wichtigsten Kompetenzen der Kraiburg TPE: „Wir verfügen über einen Fundus von 30000 unterschiedlichen Rezepturen und jedes Jahr kommen weitere Neuentwicklungen hinzu. Einer unserer Stärken ist, dass wir entsprechend dem Anforderungsprofil des Kunden maßgeschneiderte Rezepturen liefern können.“ Im medizinischen Bereich etwa müssen Bauteile frei von Latex- und PVC-Anteilen sein, sich für den Einsatz im direkten Blutkontakt eignen und sterilisiert werden können.
Je nach Endprodukt sind mal spezielle mechanische Eigenschaften gefragt, mal eine angenehme Haptik. Eine exakte Farbgebung spiele für Kunden ebenfalls eine wichtige Rolle. Eine Abteilung beschäftigt sich ausschließlich mit der Farbgebung der Granulate. Nahezu 500 verschiedene Rohstoffe sind im Einsatz. Die fertiggemischten Rezepturen werden aufgeschmolzen und zu Kügelchen geformt. Anschließend werden Wasser und Granulat im Zentrifugaltrockner separiert und die fertigen Kügelchen klassifiziert.
Neben der Zentrale in Waldkraiburg wird in Buford (USA) und Kuala Lumpur (Malaysia) produziert. Aufgrund der weltwirtschaftlichen Unsicherheiten habe man für 2019 konservativ geplant, erklärt Hinterecker. Zu viele Fragezeichen wie etwa der Brexit oder Handelsbarrieren stünden im Raum. Die Auftragslage, auch international, sei gedämpft, vor allem bedingt durch die Autoindustrie. Da man aber mit der Produktpalette breit aufgestellt sei, werde weiter insbesondere am Standort in Waldkraiburg investiert. Ende 2019 soll hier eine neue Produktionsanlage in Betrieb gehen.
Umgang mit dem Thema Kunststoff
Kunststoffe und auch Weichmacher stehen aktuell in der Kritik, nicht zuletzt durch Bilder von Plastikfalschen und Tüten, die die Meere verschmutzen. „Man sollte Kunststoffe nur dort verwenden, wo es sinnvoll ist“, betont Franz Hinterecker. Bei Kraiburg TPE stelle man sich der ökologischen Verantwortung. Das Unternehmen ist nach der Umweltnorm ISO 14001 zertifiziert und engagiert sich bei dem Projekt Ökoprofit, das vom Landratsamt initiiert wurde. Zudem setzt man auf Recycling und Wiederverwendung: „TPE-Produkte können immer wieder eingeschmolzen werden und so in den Produktionsprozess zurückgeführt werden. Auch unsere Kunden profitieren von dieser Materialeigenschaft.“ Man beliefere zudem einen Nischenmarkt: „Bei Produkten mit TPE geht es vielfach nicht um Einwegartikel.“
Nachwachsende Rohstoffe in der Produktion einzusetzen, ist ein Thema. Konkrete Anfragen gebe es vor allem im Bereich Automobil und Consumer. Aber nicht immer könnten alternative Rohstoffe ein gleichwertiges Ergebnis liefern. Und nicht jeder nachwachsende Rohstoff habe zwingend eine bessere Umweltbilanz als ein erdölbasierter Ausgangsstoff: „Man muss die Umweltbilanz über den gesamten Lebenszyklus der Materialien betrachten sowie ihre Auswirkung auf Ökosysteme“, so Franz Hinterecker.
Auch bei Weichmachern setze man reine, sogenannte weiße Mineralöle mit hoher Veredelungsstufe ein, wie sie teils in Babylotions verwendet werden. Die seien frei von Phthalaten, Schwermetallen oder PVC.