Zur Person

Innovation als Wirtschafts-Treibstoff

von Redaktion

Bei ihrem 10. Unternehmertag blickten die Wirtschaftsjunioren Rosenheim hinauf zu den Sternen: Frank M. Salzgeber von der Europäischen Raumfahrt Agentur ESA erklärte rund 150 Unternehmern aus der Region, was sie von der Raumfahrt lernen können.

Rosenheim – Die Europäische Weltraumorganisation ESA ist Europas Tor zum Weltraum. Aktuell hat sie 22 Mitgliedsstaaten und beschäftigt rund 2200 Mitarbeiter. Einer davon ist Frank M. Salzgeber. Er leitet bei der ESA den Technologie-Transfer und das Innovationsmanagement. Der Diplom-Ingenieur ist stets darauf bedacht, bestehende Systeme zu optimieren, ohne dabei das große Ganze aus dem Blick zu verlieren.

Bisher über 630 Start-ups unterstützt

Diese Fähigkeit hat ihn zu einem gefragten, internationalen Experten und Redner zu den Themen Innovation und Unternehmertum gemacht.

Die Rosenheimer Wirtschaftsjunioren hatten ihn daher als Gastredner zum 10. Unternehmertag in die Technische Hochschule nach Rosenheim eingeladen. Seinen Vortrag stellte Salzgeber unter den Titel „Raketen, Astronauten und ich. Innovation als Treibstoff unserer wirtschaftlichen Zukunft.“ Mit einem kleinen blauen Lego-Astronauten hat bei Frank M. Salzgeber die Leidenschaft für den Weltraum begonnen. Neun Jahre war er damals alt. „Der Lego-Astronaut war mein Held“, erzählte er beim Unternehmertag. Heute sehe er in allen Menschen Astronauten: „Unser Raumschiff heißt Erde. Wir können es nicht steuern, aber wir können es kaputt machen.“

Salzgeber ist nicht nur Technologie-Experte. In den vergangenen zwölf Jahren hat er über 630 Start-up-Firmen unterstützt, 300 Technologietransfers ermöglicht und über 40 Millionen Euro in Start-ups investiert. Das von ihm entwickelte Gründerprogramm wurde von der Fraunhofer Gesellschaft, Airbus und dem Forschungszentrum CERN übernommen.

Das machte ihn zum interessanten Gesprächspartner für die Rosenheimer Wirtschaftsjunioren und die geladenen regionalen Unternehmer. Salzgeber ist ein Mann mit Visionen. Siedlungen auf dem Mond oder Mars? „Alles nur eine Frage der Zeit“, meint der Experte. Egal ob als Astronaut im Weltall oder als Unternehmer auf der Erde, um Erfolg zu haben, müsse man in verschiedenen Zeiten denken: „Ein Waldbesitzer erntet auch nicht selbst die Bäume, die er pflanzt.“

Mit Innovationen verhalte es sich ähnlich. Auch ihre Früchte würden erst in der Zukunft und nicht gleich im kommenden Quartal reif werden. Das wisse auch die katholische Kirche, mit der die ESA ebenfalls zusammenarbeite: Alte Bücher aus der vatikanischen Bibliothek werden für die zukünftigen Generationen mit einer Technik digitalisiert, die von der ESA zur Speicherung von Weltraumfotos entwickelt wurde.

Unternehmen müssten immer offen sein für Veränderung – so weit, so gut. Dabei, erklärte Salzgeber, könne man viel von Kindern lernen. „Sie haben einen enormen Forscherdrang. Diesen darf man nicht verlieren.“

Ohne Forschung könne sich eine Gesellschaft nicht mehr weiterentwickeln: „Dazu gehört auch das Scheitern“. Die Innovationskultur werde aber heutzutage oftmals in festgezurrten Strukturen erstickt. Salzgeber riet zu mehr Offenheit, auch im Umgang mit dem Thema Scheitern.

Langeweile als Karriere-Hindernis

Offenheit in der Wirtschaft, in Unternehmen, habe nichts mit dem Alter oder mit dem Know-how zu tun. Die besten Teams seien die, die gut durchmischt seien und damit offen im Sinne von neugierig, wissbegierig und kommunikativ. „Das ist wie auf einer Party. Wenn sich alle kennen, ist es langweilig“.

Er selbst gehe darum am liebsten auf „Mixed-Pickles-Partys“: Feiern, auf denen man von 50 Gästen keine zehn kenne. „Das wird dann immer spannend. Man lernt neue Menschen und neue Ansichten kennen“. Im Berufsleben verhalte es sich genauso. Erst durch neue Sichtweisen könnten neue Ideen entstehen.

Salzgeber liebt die Herausforderung. Laufe in seinem Berufsleben über längere Zeit alles rund, mache ihm das regelrecht Angst, gestand er den Zuhörern des Unternehmertags. „In Autopilot zu gehen, ist gefährlich“. In einer solchen Situation müsse man sich wieder selbst Druck machen, um weiterzukommen. Gerade den Start-up-Unternehmen riet er deshalb freimütig: „Habt keinen Respekt und keine Angst.“ Das bestätigt auch Marc Simon, Kreissprecher der Rosenheimer Wirtschaftsjunioren: Oft hielten Ängste oder zu große Unsicherheiten angesichts möglicher bürokratischer und finanzieller Hürden Gründungswillige vom Start in die Selbstständigkeit ab.

Für die jungen Unternehmer aus der Region sei Salzgeber daher genau der richtige Impulsgeber. Auch, weil die Wirtschaftsakteure und Führungskräfte, bei den WJ-Junioren alle unter 40 Jahren, selbst laufend auf der Suche nach innovativen Ideen seien. Vor allem, wenn es um die Digitalisierung in ihren Unternehmen gehe. Immer wichtiger sei es, sich daher mit Gleichgesinnten auszutauschen: „Die Startup-Szene ist bei den Rosenheimer Junioren sehr aktiv. Durch das Netzwerk innerhalb der Mitglieder und durch die Erfahrungen ehemalige aktiver Junioren kann Unterstützung an den benötigten Stellen angeboten werden.“

Von Apple zur ESA

Der Ingenieur, Technologie- und Innovationsexperte Frank M. Salzgeber war zunächst bei Apple tätig und gründete im Jahr 2000 sein erstes eigenes Start-up, das später in einem Börsen-Unternehmen aufging. Seitdem unterstützt Salzgeber Gründer und begleitet Technologietransfers. Sein Gründerprogramm wurde von der Fraunhofer Gesellschaft, Airbus und dem Forschungszentrum CERN übernommen. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt in Bayern und in den Niederlanden, wo die Europäische Weltraumorganisation ESA einen ihrer Sitze hat.

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