Diversität im Betrieb: „Es lohnt sich“

von Redaktion

Diversity liegt im Trend, teils erzwungenermaßen: Wo Fachkräfte fehlen, gewinnen Mitarbeiter aus dem Ausland, Ältere, Mütter, Quereinsteiger und andere Zielgruppen an Bedeutung. Wie integrieren Arbeitgeber diese erfolgreich und wo sind Grenzen?

Rosenheim – Der quirlige, etwas ältere Koch aus Spanien, der erst verschiedene Abteilungen durchlief, bis man wusste, wie man ihn in der Gastronomie einbinden kann. Der ITler aus Ruanda, der jede Mittagspause allein im Park statt in der Kantine verbrachte, bis das Team begriff, dass er die Sonne vermisste. Der Kroate, der ohne Referenzen vorm Personalbüro steht und gern als Maschinenführer arbeiten würde. Die alleinerziehende Mutter, die erst im Job ankommt, als ihr der Arbeitgeber bei der Kinderbetreuung unter die Arme greift.

Bei Angeboten ganzheitlich denken

Beispiele, die zeigen, welch unterschiedliche Gruppen von Mitarbeitern und deren Bedürfnisse Betriebe heute berücksichtigen. Zusammengefasst wird das oft unter dem Begriff Diversität. Nicht immer sind damit ausländische Kräfte gemeint, sondern auch Mütter und Väter, Teilzeitbeschäftigte, Quereinsteiger, Menschen mit Handicap oder in fortgeschrittenem Alter. Die Personalverantwortlichen, die jüngst zur Diskussion zum Thema in die Arbeitsagentur Rosenheim kamen, brachten dazu viele Geschichten aus ihrem Alltag mit.

So ist die Erfahrung von Isabell Simic, Key Account Managerin beim Garchinger Softwareunternehmen K-Tronik, dass man zwar stark profitieren könne, wenn man sich etwa um ausländische Fachleute bemühe. Die Herausforderungen seien aber nicht unerheblich: „Man sollte etwa nicht den Fehler begehen, die Familien der Mitarbeiter zu vergessen. Bekommt etwa die Partnerin keinen Anschluss in Deutschland, kann es zu Frust kommen und der Mitarbeiter kündigt, obwohl das Unternehmen sich stark für ihn engagiert hat.“ Man müsse hier ganzheitlich denken. Sie sei trotz aller positiven Erfahrungen auch des Öfteren enttäuscht worden: „Es kann sein, Sie finanzieren dem Mitarbeiter einen Sprachkurs und finden eine Wohnung für ihn, tun alles, damit er sich wohlfühlt. Und dann verlässt er Ihren Betrieb, nur weil er woanders etwas mehr Geld verdient“, erzählte Simic den Unternehmern und Personalern, die zahlreich in der Arbeitsagentur erschienen waren.

Einheitliche Regeln

für alle Mitarbeiter

Personalerin Heike Richter von der Dinzler Kaffeerösterei unterstrich, man sollte für spürbaren Erfolg Diversität bewusst im Unternehmen verankern. Betrachte man diverse Mitarbeitergruppen als zufällig gegeben, könne durchaus Potenzial verloren gehen. Wie Alfons Ober, Abteilungsleiter bei Fritzmeier Composite in Bruckmühl, sagt sie, potenzielle Mitarbeiter stünden oft „einfach vor der Türe“. Dann gelte es, für sie Mittel und Wege für eine Beschäftigung zu finden. Auch, wenn das manchmal aufwendig und mühsam sei.

Richter und Ober verrieten zwei Tipps aus der Praxis, wie sie Diversität in ihren Unternehmen lebbar machten, ohne die Interessen anderer Gruppen auszuschließen: Richter nannte die große Gruppe der Mütter, für die Dinzler eine eigene Krippe mit derzeit zwölf Plätzen betreibe und verschiedene Arbeitszeitmodelle anbiete. „Aber wir erwarten, dass sie einen Tag am Wochenende oder jedes zweite Wochenende arbeiten können, ohne Individualregelungen. Das schafft Einheitlichkeit im Team.“ Alfons Ober erzählt, er frage jeden Bewerber schon im ersten Gespräch, ob er mit den vielen Kollegen aus unterschiedlichen Nationen klar komme. Laute die Antwort ja, dann gelte: „Jeder im Team wird mitgetragen, am Ende zählt das Ergebnis.“

Diversität

Diversität ist ein Konzept aus der Soziologie und der Sozialpsychologie. Wirtschaft, Gesellschaft und Wissenschaft setzen den Begriff analog zum englischen „Diversity“ ein und würdigen so Unterschiede und Besonderheiten, individuelle und Gruppenmerkmale. Dazu gehören Ethnie, Alter, Geschlecht, sexuelle Orientierung, Behinderung, Religion, Arbeitsstil oder Dialekt. Diversity Manager in Unternehmen befassen sich damit, wie diese Vielfalt positiv genutzt werden kann. In Deutschland vertritt die wirtschaftspolitische „Charta der Vielfalt“ das Diversitätsmanagement, eine 2006 veröffentlichte Selbstverpflichtung und zugleich Verein unter Schirmherrschaft von Angela Merkel, der sich für ein vorurteilsfreies Arbeitsumfeld einsetzt.

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