Rosenheim/Rohrdorf – Blockabfertigungen, Landstraßensperrungen, auch Salzburg schließt sich nun den Tiroler Protestaktionen an, die heimische Spediteure vor große Probleme stellen. „Es ist mittlerweile schwer, den Überblick über alle geplanten Blockabfertigungen zu behalten“, kommentiert Unternehmer Peter Göschl, Geschäftsführer der Rohrdorfer Spedition Göschl die Vielzahl der Aktionen.
Tirol hat jetzt eine weitere Verschärfung des sektoralen Fahrverbots auf der Inntalautobahn verkündet und erntet dafür scharfe Kritik der beiden bayerischen Branchenverbände Landesverband Bayerischer Transport- und Logistikunternehmen (LBT) und LBS – Landesverband Bayerischer Spediteure. „Damit konterkariert das österreichische Bundesland ein weiteres Mal die Idee vom freien Waren- und Dienstleistungsverkehr in Europa und setzt einseitig Maßnahmen durch, ohne einen ernsthaften Dialog mit allen Beteiligten zu suchen“, so LBT-Geschäftsführer Sebastian Lechner.
Umsatzeinbußen und Angst um Aufträge
„Wir erleben hier eine Form des Protektionismus, die innenpolitische Aufgaben auf dem Rücken der Nachbarn löst und von europäischer Partnerschaft weit entfernt ist“, ergänzt LBS-Geschäftsführerin Sabine Lehmann. Das sieht auch Peter Göschl so: „Ausgerechnet hier schaut die EU dem Land Tirol bei seinem ,Freiheitskampf’ zu.“ Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer und Daniela Ludwig, verkehrspolitische Sprecherin der CDU im Bundestag, würden sich zwar für die Interessen der bayerischen Verkehrsakteure stark machen, aber ihm sei der Ton „noch nicht scharf genug.“ Täglich hat Göschl zehn Lkws mit Ziel Italien auf der Straße. „Durch die Blockaden können wir Termine oft nicht einhalten, haben Umsätze eingebüßt. Selbst unsere italienischen Kunden haben nur noch bedingt Verständnis.“
Am meisten leiden
die Lkw-Fahrer
Es sei schwieriger geworden, Auftraggeber zu halten und nicht an die Konkurrenz zu verlieren – kein Wunder, wenn die terminierte Fracht erst am nächsten Tag abgeladen werden könne, weil der Fahrer nicht um 15 Uhr, sondern erst spät am Abend beim Kunden eingetroffen sei. „Die Transportqualität leidet“, ist Göschls Fazit, und freilich würden ganz besonders die Fahrer leiden: „Sie sitzen doch am Steuer. Mir kommt bei der ganzen Verkehrsdebatte die menschliche Dimension zu kurz.“ Das Rosenheimer Transportunternehmen BTK hat laut Geschäftsführer Josef Heiß täglich bis zu 20 Fahrzeuge im Inntal im Einsatz: „Das ist mittlerweile zu einer großen Herausforderung geworden.“
Oft müssten die Disponenten um das Gebiet „großzügig herumplanen“. Auch für die Kunden des Transportunternehmens seien die Blockaden eine Zusatzbelastung, wenn sie auf die Lkws warten müssten und Ware verzögert erhielten. „Für uns entstehen dadurch Zusatzkosten“, erzählt Heiß. Auch bei der BTK hat man neben Zeit und Kosten die Fahrer im Fokus: Ihnen werde der Beruf noch schwerer gemacht, dabei mangele es ohnhin schon an Fachkräften. sen