Chieming – Weniger mit eiserner Disziplin und To-Do-Listen, mehr mit der „Biologie des Glücks“ arbeiten: Mit diesem und weiteren Tipps von Motivationstrainer und Neuro-Coach Dr. Sebastian Spörer gingen die Gäste des diesjährigen Sommerempfangs der Wirtschaftsregion Chiemgau diese Woche nach Hause. Rund 250 Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft waren trotz Regens der Einladung der Wirtschaftsförderung des Landkreises Traunstein nach Gut Ising am Chiemsee gefolgt.
Dank an prägenden Mittelstand vor Ort
Von Landrat Siegfried Walch durften sich die zahlreichen Unternehmer erst einmal ein großes Lob abholen: Er hob in seiner Begrüßungsrede die Bedeutung der familiengeführten Mittelstandsbetriebe für die wirtschaftliche Stabilität und Entwicklung in der Region hervor. „Der hier herrschende und auf Nachhaltigkeit bedachte Unternehmergeist ist ein wichtiger Baustein für Wohlstand und soziale Stabilität, prägend für die Heimat und neue Zukunftsperspektiven“, so Walch. Andere Länder hätten zum Teil nicht einmal einen Begriff für „Mittelstand“. Auch die Wirtschaftsregion Traunstein bringe sich mit Projekten wie dem Campus Chiemgau („Wir wollen das Zentrum für die berufliche Bildung in Südostbayern werden“) und dem Enagement der Wirtschaftsförderung aktiv in die Standortpolitik ein.
Dass im Zuge beruflicher Veränderungen im Zeichen von Digitalisierung und Innovation auch neue Motivations-, Führungs- und Lernstrategien an Bedeutung gewinnen werden, machte Dr. Sebastian Spörer deutlich. Der Sozialwissenschaftler, Kaufmann, Neuro-Coach und Bestsellerautor ist Leiter des Zentrums für Leistungsmanagement in Schloss Hopferau im Landkreis Landsberg. In seinem Impulsvortrag zeigte er auf, wie Erkenntnisse aus Medizin, Biologie und Gehirnforschung für eine neue Führungskultur, bei der Mitarbeiterentwicklung oder innovativen Motivationsstrategien helfen können.
Spörer machte deutlich, wie verschiedene Systeme im Gehirn unser Lernen und Verhalten sowie unsere Einstellungen prägen. Wie zwei Spieler auf dem Spielfeld stünden sich dabei ein von Stresshormonen und Vermeidungsstrategien oder ein von Glückshormonen und Belohnungsstrategien bestimmter Regelkreis gegenüber. „Wir haben im Kopf einen körpereigenen Drogendealer, den wir gezielt einsetzen können“, sagte Spörer dazu.
Glückshormone für Motivation nutzen
Wer komplexe Veränderungsprozesse oder die Digitalisierung im Unternehmen voranbringen wolle, der tue sich leichter, wenn er auf die „Biologie des Glücks“ und Begeisterung setze, die auch die Selbstwirksamkeit stärke. An mehreren Beispielen machte Spörer deutlich, wie sich dieser Effekt in verschiedenen Lebensbereichen für eine bessere Motivation nutzen lässt. Spörers Credo, vorhandene Stärken zu stärken und nicht ständig an Schwächen herumzudoktern um diese auszubügeln, war für die Gäste im „eher an Defiziten orientierten Deutschland“ mal etwas Neues – doch auch das ist im Sinne der Neurobiologie zu lernen. Man müsse es sich nur zur Gewohnheit machen.