Bruckmühl – Ein beispielhaftes Wohnbauprojekt feierte jetzt in der Marktgemeinde Bruckmühl Spatenstich. Im Ortsteil Thalham entsteht eine generationenübergreifende Wohnoase. Betreiber ist eine Genossenschaft der besonderen Art. Diese setzt sich aus Ideengebern, Mitmachenden und Investoren zusammen. „Wir sind eine eingetragene Genossenschaft unter dem Dach des Verbandes der Wohnungsbaugenossenschaften in Bayern VdW“, erklärt Marille Röhrmoser gegenüber unserer Zeitung. Sie ist die Visionärin hinter dem Projekt. Ihr Mann Georg ist Vorsitzender der Gensossenschaft zusammen mit Hilde Krasovic.
Warum eine Genossenschaft? „Wir haben in einem längeren Prozess alle Rechtsformen, die für uns infrage kamen, genau angeschaut und haben uns dann für eine Genossenschaft entschieden“, so Röhrmoser. Die wichtigen Argumente seien dabei gewesen: Sozialverträglichkeit, da der Mietpreis niedrig gehalten werden konnte. Bei der Genossenschaft kommt es nicht auf den Profit an, da man dem Gemeinwohl verpflichtet ist. „Für die Form der Gemeinschaftsbildung kam uns die Genossenschaft als die vernünftigste Rechtsform entgegen.“
Mitglieder müssen 1100 Euro investieren
Voraussetzung, um Mitglied der Genossenschaft zu werden, ist die Zeichnung eines Anteils von 1000 Euro plus 100 Euro Verwaltungsgebühr. „Um mit uns zu wohnen ist es notwendig, pro zwei Quadratmetern Wohnfläche 1000 Euro Anteile zu zeichnen“, sagt Röhrmoser. Dies bedeutet, für eine 50-Quadratmeter-Wohnung wären 25000 Euro fällig. Die Miete für den Wohnraum für Genossenschaftsmitglieder belaufe sich dann auf circa zehn Euro pro Quadratmeter. „Es ist möglich, auch ohne Wohnabsicht als Geldanlage Anteile zu zeichnen“, sagt die Gründerin.
Hintergrund der gemeinschaftlichen Idee sind die zahlreichen gesellschaftliche Veränderungen. Der demografische Wandel, die Zunahme von Singlehaushalten und der Wegfall der Großfamilie verlangen die Erschließung neuer Wege des Miteinanders. Das Projekt soll einer Vereinsamung des Menschen als Senior, Single und in Kleinfamilien entgegenwirken, gegenseitiges Geben und Nehmen und ein Wachsen und Reifen aneinander ermöglichen. „Im ländlichen Umfeld ist diese Art des Lebens in Bayern noch wenig verbreitet und deshalb versteht sich die Oase Thalham auch als Modell, um anderen Menschen Mut zu machen und Vorreiterfunktion in der Region zu übernehmen“, beschreibt Röhrmoser. Das Gemeinschaftswohnprojekt „Oase-Thalham“ soll eine Begegnungsstätte für Jung und Alt sein. In den halböffentlichen Räumen mit Gemeinschaftsküche und -garten werden Begegnungen der Bewohner und der regionalen Bevölkerung möglich sein.
Interne Planungstreffen fanden seit 2013 regelmäßig wöchentlich statt. 2015 kam es dann zur Gründung der Genossenschaft. Nach dem Spatenstich, der mit dem Kelleraushub begann, soll der Baubeginn im Herbst 2019 erfolgen. Der Einzug ist für Winter 2020 anvisiert. Zurzeit sind Menschen im Alter von 44 bis 70 Jahren dabei – neun Frauen und vier Männer. „Diese Wohnform sehen wir als ein Pilotprojekt der Gemeinde Bruckmühl und im ländlichen Raum Oberbayerns“, erörtert Röhrmoser. Gegenseitige Hilfe mit Freiräumen ist das Credo. Über Röhrmosers Schwester Josephine kam sie – 2006 nach dem Tod der Mutter – auf die Idee der Thalhamer Oase; auf rund 1600 Quadratmetern wird gebaut. Der Garten mit weiteren 2000 Quadratmetern wird dazu gepachtet.
Im Sinne von Gemeinschaft und Nachhaltigkeit soll es neben gemeinsamen Feiern wie zu Sonnwend, eine energieeffiziente, ressourcenschonende und ökologische Bauweise sowie gemeinsame Nutzung von Gerätschaften aller Art, wie Waschmaschinen, Gartengeräte, Werkzeuge etc. geben und auch der ökologische Gebrauch von Fahrzeugen wie Carsharing –über das Projekt hinaus – ist anvisiert.
Das Miteinander soll sich dabei zunächst von alleine regeln. Jeder soll das einbringen, was ihm möglich ist. „Das heißt aber nicht, dass wir uns gegebenenfalls irgendwann eine Art Hausordnung geben müssen“, so Röhrmoser. 31 Mitglieder hat die Genossenschaft derzeit. Zehn Wohneinheiten werden entstehen. 16 Personen wollen in den zehn künftigen Wohneinheiten leben.
Drei Wohnungen
sind noch frei
Drei Wohnungen – zwischen 35 und 80 Quadratmetern groß – sind aktuell noch frei (Infos online unter www.oase-thalham.de). Jede Einheit verfügt über ein eigenes Bad und eine eigene Küche. Darüber hinaus wird es auch einen Gemeinschaftsraum mit Küche zum gemeinsamen Kochen geben. Einen Wunsch haben alle Bewohner: Keiner will ins Altenheim. Wenn Hilfe benötigt werde, und die Gemeinschaft sie leisten könne, dann dürfe jeder, solange es nur gehe, in der Gemeinschaft wohnen bleiben. Gegebenenfalls würden dann auch Wohnungen getauscht werden. Barrierefreiheit sei vorhanden.