Rosenheim – Wie verändert sich die Ausbildung in Zeiten der Digitalisierung. Wie lernen die jungen Leute heute? Wie kommunizieren sie? Wie finde ich passende Auszubildende? Wie kann ich sie nach der Ausbildung halten? Fragen, die viele Unternehmen umtreiben. Antworten will das Projekt „Digitale Kompetenzen im Verbund“ geben. Es erarbeitet Lösungsstrategien und bietet Unterstützung für kleine und mittlere Unternehmen in Form von Beratungsgesprächen, Vermittlung von Experten und Veranstaltungen. Dazu findet am Donnerstag, 17. Oktober, im OVB-Medienforum unter dem Titel „Ausbildung 4.0“ ein Info-Tag statt. Projektleiterin Constanze Baruschke erklärt im Interview, was dahintersteckt.
Die Veranstaltung steht unter dem Titel „Ausbildung 4.0 und Partner in der Region“. Was kann man darunter verstehen?
Im Rahmen unseres Projekts beleuchten wir das Thema Ausbildung und wie sie sich im Rahmen der Digitalisierung verändert. Das ist ein weitläufiges Feld. In unseren Gesprächen mit Firmen stellt sich immer wieder heraus, dass vor allem das Thema Gewinnung und Bindung von Auszubildenden zu den vorrangigen Themen gehören. Hier spielt die Digitalisierung natürlich eine große Rolle: Mit welcher Sprache und auf welchen Kanälen erreichen wir die Jugendlichen? Hierzu haben wir in der Vergangenheit mehrere Workshops aufgesetzt und bieten diese in einer abgespeckten Variante auch am Veranstaltungstag an. Ein weiteres Thema ist die Unterstützung während der Ausbildung. Es kann nicht sein, dass Firmeninhaber in ihrer Freizeit Stützunterricht geben. Hier kann beispielsweise eine digitale Ausbildung im Verbund helfen. Dabei schließen sich mehrere Firmen zusammen und organisieren mit unserer Hilfe online Inhalte. Da wir den Auftrag haben, beratend zur Seite zu stehen, nutzen wir das große Know-how der Partner. Rosenheim ist ein Vorreiter im Bereich Digitalisierung, und das Angebot für Unternehmen ist äußerst umfangreich. Daher auch „Partner in der Region“. Wir flankieren das bestehende Angebot und verstehen uns soweit als möglich als Wegweiser zu den entsprechenden Stellen, wenn wir selbst nicht konkret helfen können. Es ist mehr als erfreulich, dass die regionalen Partner an diesem Tag neben allen Vorträgen und Workshops für Fragen zur Verfügung stehen.
Warum ist es für ein Unternehmen wichtig, im Zuge seiner Ausbildungsbemühungen digital aktiv zu sein?
Die klassischen Methoden wie Messen, Eltern- und Mitarbeiterwerbung sind bei Besetzung der Ausbildungsstellen immer noch wichtig. In den Generationen Z und Alpha gewinnen aber die Online-Kanäle zunehmend an Bedeutung. Hier organisieren wir Workshops zu den Themen digitales Recruiting und Ausbildungsmarketing. Zudem bieten wir Unterstützung bei der Erstellung von Imagefilmen mit Azubis. Sie kennen die Kanäle und die zeitgemäße Sprache und können ihre Ausbildung und Firma zeitgemäß präsentieren.
Das eine ist das Finden von Auszubildenden, das andere die Ausbildung selbst. Müssen die Betriebe auch hier neue Wege gehen, um für Jugendliche und junge Erwachsene attraktiv zu sein?
Hier sind wir mitten in einem zentralen Thema: Attraktivität. Sicher attraktiv sind unterstützende Angebote während der Ausbildung. So stellen einige Firmen Tablets und Smartphones zur Verfügung, um beispielsweise Informationsgewinnung online zu ermöglichen. Mittlerweile gibt es gute Lernplattformen und Kanäle wie kfz4me auf Youtube. Trotz aller Digitalisierung: Was für die jetzige Generation wichtig ist, wird für die kommenden Generationen immer mehr in den Fokus rücken: Verdienst, Benefits, Weiterentwicklungsmöglichkeiten im Betrieb, Work-Life-Balance. Aber auch das ist kein neues Thema und braucht Selbstreflektion und das Können, sich ansprechend zu präsentieren. Was bieten wir unseren Mitarbeitern und wie stellen wir das nach außen dar, um als Ausbildungsbetrieb attraktiv zu sein?
Sind große Unternehmen da nicht im Vorteil? Wie können kleine und mittlere Betriebe mithalten?
Große Unternehmen haben mit ihrem Ressourcen gegenüber den kleineren einen eindeutigen Wettbewerbsvorteil am Bewerbermarkt. Zudem ist die Digitalisierung laut bundesweiter Studie bislang nur in 27 Prozent der kleinen und mittleren Betriebe ein Thema und in nur 39 Prozent der großen Unternehmen. Um den vielen Herausforderungen zu begegnen, gibt es verschiedenste Projekte, um die Themen Digitalisierung, Ausbildung und Fachkräftesicherung zu unterstützen. Zu all unseren Veranstaltungen haben wir daher bislang große und kleine Unternehmen eingeladen, da wir den Austausch für wichtig halten. So bieten wir etwa regelmäßig einen Ausbilder-Stammtisch mit wechselnden Fachinhalten an.
Wie kann man Digitalisierung auch im Bereich der Weiterbildung nutzen?
Zu diesem Thema gibt es mittlerweile ein riesiges Angebot an Möglichkeiten. Nur so viel dazu: Viele große Unternehmen nutzen inzwischen beispielsweise die vielfältigen Möglichkeiten interner Wikis, kleinen Unternehmen fehlen vielerorts die Ressourcen. Allerdings gibt es diverse Anbieter, die Webinare und Online-Plattformen anbieten, so auch die IHK-Akademie, das Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft und andere Dienstleister. Die Lernangebote können allgemein oder auch individuell aufgesetzt werden, je nach Inhalt. Zudem gibt es Open Educational Resources (OER), also frei zugängliche Bildungsmaterialien. Ein internes Netz kann die Papier-Dokumentationen und Anleitungen ersetzen, hierzu braucht es nicht viel. Ist das Thema Digitalisierung schon im Unternehmen angekommen, benötigen auch Ausbilder weitere Qualifikationen, um Wissen methodisch und didaktisch gut weiterzugeben. Auch hierzu gibt es kommenden Donnerstag einen Workshop. Die Möglichkeiten sind äußerst vielfältig und meist nur in einem persönlichen Gespräch zu klären.
Interview: Klaus Kuhn