Riedering – Sie bringen den Kunden auf Sicht bares Geld, wenn sie beispielsweise sparsamere und umweltverträglichere Heizungen einbauen. Um das zu können, haben die Gesellen des Jahrgangs 2020 dreieinhalb Jahre in Berufen der Innung Spengler-, Sanitär- und Heizungstechnik Rosenheim geackert. 45 sind zur Gesellenprüfung angetreten, 39 haben die Mindestpunktzahl von 50 (Höchstpunktzahl 100) geschafft und durften im Gasthaus „Hirzinger“ in Söllhuben mit ihren Eltern, Arbeitgebern, Berufsschullehrern und Innungsmitarbeitern feiern.
Lehrlingswart Klaus Gantner nahm die frisch gebackenen Gesellen in die Familie des Handwerks auf. Zu dieser Familie gehört nun auch Abdullah Rahimi. Der hat bei seinem Onkel im Iran eine Lehre als Heizungsbauer begonnen, bevor er mit 16 Jahren nach Deutschland geflüchtet ist. Deutsch hat er sich selbst beigebracht – so erfolgreich, dass er nun die anspruchsvolle Gesellenprüfung geschafft hat und Mitglied der „Familie“ ist.
Gesuchte
Fachkräfte
Die Innung als Familie, das unterschreibt beispielsweise auch Michaela Weber, die vor wenigen Jahren mit sensationellen 97 Punkten Gesellin wurde und jetzt im Prüfungsausschuss arbeitet. Oder Wolfgang Erl, der in jedem Jahr eine Woche Urlaub opfert, um in diesem Ausschuss mitzuwirken. Dabei ist Urlaub wichtig, denn es gibt enorm viel im Betrieb zu tun. Obwohl die Spengler, Sanitär- und Heizungstechniker die einzige Ausbildungssparte in Bayern sei, die seit Jahren steigende Zahlen von Auszubildenden vorweise, erklärt Hardrath: „Die Firmen brauchen die Facharbeiter. Niemand muss sich vor Arbeitslosigkeit sorgen.“
Prüfungsvorsitzender Josef Gantner erzählte von einem Jahre zurückliegenden Besuch einer australischen Ministerin in der sehr gut ausgestatteten Berufsschule in Bad Aibling. Nach einigen Tagen habe die Ministerin ihm mitgeteilt, in Australien wäre ein solches duales Ausbildungssystem ein Traum, aber wohl nicht zu verwirklichen. Stellvertretender Obermeister Ludwig Ziereis sagte, als Lohn für eine gute Leistung bekämen die Gesellen nun auch einen guten Lohn. Zudem „könnt Ihr Eure Arbeit daheim machen und müsst nicht aus Euerem sozialen Umfeld heraus, um in München oder noch weiter weg zu arbeiten“. Da war sie wieder, die Familie.
In einer Familie wird auch gelacht – an diesem Abend auch beim Film über die Ausbildung der 39 neuen Fachkräfte. Als musikalische Untermalung wählte die Innung unter anderem Reinhard Mey: „Ich bin Klempner von Beruf, ein dreifach Hoch dem der dies gold’ne Handwerk schuf! Denn in Villen und in Lauben gibt es Muttern zu verschrauben. Selbst auf Schlössern, alten stolzen, gibt es Schellen zu verbolzen. Ich bin Klempner von Beruf.“
Ohne „Klempner“ geht gar nichts. Das sieht auch der stellvertretende Landrat Dieter Kannengießer so: „Ihr seid unverzichtbar.“ Kreishandwerksmeister Gerhard Schloots betrachtet die Handwerker als Grundstein für die Gesellschaft und die Wirtschaft. Alleine im Landkreis Rosenheim würden die Handwerker einen Umsatz von 3,5 Milliarden Euro erwirtschaften.
Auch in diesem Jahrgang gibt es mit Daniel Kink und Nicolas Schreyer wieder Staatspreisträger (mit einem Notendurchschnitt von besser als 1,5). Josef Gantner dankte dabei auch den Eltern, die stets in Kontakt mit Betrieb, Innung und Berufsschule geblieben sind.
Den Dank für die neuen Gesellen übernahmen Kilian Ranner und Sebastian Maierbacher, bevor die Innungsfamilie bei Blasmusik feierte. wsp