Prien – Visiere als Alternative für Schutzbrillen – in Zeiten von Corona so sehr gefragt, dass sie nur sehr schwer aufzutreiben sind. Doch ein kleines Unternehmen in Prien will nun als Produzent und Vertreiber für die Gesichtsvisiere ohne medizinische Zertifizierung auftreten: die Fritz-Segel GmbH.
Eine Idee aus
der Familie
Eigentlich aus der Not heraus entwickelt, denn die Mutter des Inhabers des gleichnamigen Betriebs wird zu Hause von der Ökumenischen Sozialstation Prien betreut und um sie, die Familie sowie natürlich auch den Pflegedienst zu schützen, kam Werner Fritz auf die Idee, nicht nur auf Maske und Handschuhe, sondern auch auf Gesichtsschutz zu setzen.
Nachdem Beate Bolz, Geschäftsführerin der Ökumenischen Sozialstation Prien, das Visier gesehen hatte und um die Schwierigkeiten beim Beschaffen von medizinischer Schutzausrüstung weiß, kam die Idee, Gesichtsvisiere herzustellen, ins Rollen. Für die im Gesundheitsdienst Tätigen stelle das Visier einen zusätzlichen Schutz dar, sagt Beate Bolz. „Sichtscheiben schützen vor Tröpfchen, denn die Viren werden auch über die Augenschleimhäute übertragen.“ Die Verantwortlichen der Segelmacherei mussten da nicht lange überlegen. „Durch die Produktion der Visiere können wir einen Beitrag für die Gesellschaft leisten und in dieser schweren Zeit die Arbeitsplätze unserer Mitarbeiter sichern,“ sagt Sohn Daniel Fritz. Der renommierte Segelhersteller Fritz-Segel GmbH ist offizieller Ausstatter der Deutschen Segel-Bundesliga. Aufgrund der jahrzehntelangen Erfahrung mit den unterschiedlichsten Segelmaterialien und den in Segeln oftmals eingearbeiteten Fensterfolien können die Visiere aus vorhandenen Materialien gefertigt werden. Einfach sehen die Visiere aus: Sie bestehen vor allem aus einer simplen Plastikscheibe. „Mit Desinfektionsmittel kann man diese sehr leicht säubern“, sagt Daniel Fritz. Oben thront mittig angeklebt ein weißes Schaumstoff-Element, damit das Plastik nicht direkt an die Stirn drückt. Dazu kommt noch eine verstellbare Kopfhalterung per Gurtband, sodass sich die Visiere an die individuelle Kopfform anpassen lassen. Die Vertriebswege sind aber bislang begrenzt, bedauert Fritz. Das Priener Krankenhaus habe beispielsweise bislang die Visiere als Option abgewiesen, das Romed-Klinikum Rosenheim habe anderweitig vergleichbare Modelle bestellt, und bei Ebay könne man die Masken aufgrund der geltenden Richtlinien nicht anbieten. Nun aber seien die ersten Visiere nach Wasserburg geliefert worden, das dort ansässige Ökumenische Notfall-Seelsorgeteam des Landkreises habe 30 Gesichtsvisiere bestellt. Auch an die ökumenische Sozialstation übergab Segel Fritz sechs Prototypen. Nichtsdestotrotz hoffen die Segelmacher, dass ihr Angebot auch andere Interessenten anspricht. Der Stückpreis von 11,90 Euro sei vergleichbar mit anderen Herstellern und – so Daniel Fritz – „auch gerechtfertigt wegen der zeitintensiven Herstellung in Deutschland“.