Rosenheim – Mitten in der Corona-Krise trifft den Standort Rosenheim eine Hiobsbotschaft: Kathrein Mobile Communication (KMC) plant weltweit einen Stellenabbau von rund 400 Mitarbeitern bis zum ersten Quartal 2021. Zum überwiegenden Teil trifft das den Standort Rosenheim. „Die derzeitige Planung betrifft ungefähr 250 bis 300 Kathrein-Mitarbeiter in Rosenheim, was etwa 30 Prozent der Belegschaft von Kathrein Rosenheim entspricht“, bestätigt Ericsson auf Anfrage der OVB-Heimatzeitungen.
KMC ist die Mobilfunksparte von Kathrein, die das schwedische Unternehmen Ericsson im vergangenen Jahr aufgekauft hat. Die Firma hat ihren Standort an der Klepperstraße.
Mitarbeiter per Videoschalte informiert
Die knapp 1000 Mitarbeiter am Standort Rosenheim waren am Dienstag – da sich ein Großteil der Belegschaft aufgrund der Corona-Krise im Homeoffice befindet – per Telefon-Videoschaltung über die „Anpassungsmaßnahmen“, wie die Umstrukturierung offiziell benannt wird, informiert worden. Dabei hatte die Firmenleitung die Pläne vorgestellt, wobei der Umfang der „Stellenanpassung“ zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch nicht feststünde, wie es hieß.
Hintergrund der Stellenkürzungen sind nach Angaben des Unternehmens schlechte Quartalszahlen. Die geringe Produktion und der geringere Umsatz von KMC wirke sich „negativ auf die Margen des Bereichs Networks von Ericsson aus“, teilt Ericsson mit. Für das Gesamtjahr 2020 werde ein „negativer Beitrag“ erwartet. Um wettbewerbsfähig zu bleiben und den Umsatz zu steigern, will KMC seine Technologieplattformen erweitern. Außerdem soll „ein erfolgreiches Portfolio“ aufgebaut und Geld in die Forschung und Entwicklung gesteckt werden. Das Streben nach mehr Rentabilität und Kostenkontrolle sowie nach mehr Effizienz führt nun zum geplanten Abbau der Stellen.
Blick auf die
Kathrein-Historie
Ein erneut herber Schlag für das ehemalige Traditionsunternehmen Kathrein, das einst als der älteste Antennenhersteller der Welt firmierte. Gegründet im Jahr 1919 von Anton Kathrein senior, machte sich die Firma zunächst als Hersteller von Blitzschutzanlagen einen Namen.
Erst später, als der Rundfunk aufkam, wandte man sich dem Antennenbau zu.
Mehrere Krisen konnte Kathrein erfolgreich meistern, ehe es in den Jahren 2018 und 2019 geteilt wurde. So verkaufte der Rosenheimer Kommunikationstechnik-Spezialist im Februar vergangenen Jahres das Antennen- und Filter-Geschäft an den schwedischen Konzern Ericsson. Rund 1000 Beschäftigte waren von dieser Maßnahme betroffen. Viele hatten Glück, konnten ihre Arbeitsverhältnisse bei Ericsson weiterführen.
Bereits mit eingebunden in die Umstrukturierungsdiskussion ist die IG Metall Rosenheim, vertreten durch den ersten Bevollmächtigten Jochen Hafner. „Wir sind noch nicht in Verhandlungen und Gesprächen, aber wir sind auf Informationsstand“, bestätigt er auf Anfrage der OVB-Heimatzeitungen. Und er stellt klar: „Wir werden auf alle Fälle versuchen, die Arbeitsplätze zu erhalten. Das Unternehmen ist gefleddert genug.“ Ziel des IG-Metall-Vertreters ist es, über Verhandlungen möglichst Kündigungen zu vermeiden – „da trifft es immer die Falschen“ – und vielmehr auf Freiwilligenprogramme wie Altersteilzeitmodelle oder Vorruhestandsregelungen zu setzen. „Damit die älteren Mitarbeiter abgefedert in Rente gehen können“, unterstreicht Hafner.
Der Betriebsrat von Kathrein-Ericsson um den Vorsitzenden Markus Unterleitner und seinen Stellvertreter Mario Boddeutsch wollte sich gestern zu den Umstrukturierungsplänen noch nicht äußern.
Die Stadt Rosenheim äußerte sich gestern nicht offiziell zu dem geplanten Stellenabbau. Es gebe „Abstimmungsprobleme“ teilte, die Pressestelle der Stadtverwaltung mit.