Gut gerüstet in den Camping-Urlaub

von Redaktion

Ampfinger Start-up bietet flexibel anpassbare Camping-Einsätze für Auto und Kleinbusse

Ampfing – Wenn andere schlafen, arbeitet Gerd Thiedes Verstand unermüdlich weiter. Mit frischen Ideen am Morgen zieht es den 73-jährigen Unternehmer jeden Tag in seine Werkstatt. Und davon hat der gelernte Elektromechaniker scheinbar unerschöpflich viele. So viele, dass es den rüstigen Rentner, nachdem er seinen Ampfinger Betrieb Thiede Elektronik – einen Entwickler für die Autoindustrie – an den Sohn weitergegeben hatte, wieder zu neuen Ufern zog.

Ein Tüftler ist Gerd Thiede schon immer gewesen. Und er bleibt das auch nach seinem ersten Berufsleben. Jetzt hat er zusammen mit einem Kompagnon, Sepp Klement, ein Start-up auf die Beine gestellt. Der hat übrigens ähnlich viele Lenze auf dem Konto und könnte mit seinem wohlverdienten Ruhestand auch etwas anderes anfangen.

Was Gerd Thiede und Sepp Klement anbieten? Innovative flexible, handliche und leichte Camping-Module für jede Art von Gefährt, egal ob Bus, Caddy oder Hochdachkombi. Unter dem Markennamen CoMo sind die beiden Tüftler samt den ersten rund 25 Einheiten in ihre brandneuen Geschäftsräume im Ampfinger Gewerbegebiet eingezogen.

Mitten in die Marktlücke hinein

Dass kurz nach der Markteinführung seiner Erfindung der Corona-Shutdown hereinbrach und an den nächsten Camping-Ausflug nicht zu denken war, machte Gerd Thiede keine Sorgenfalten. „Die Leute haben unseren Stand bei der Freizeitmesse ,Free‘ in München geradezu überrannt. Das Interesse war riesig.“ Der findige Unternehmer ist von seinem Produkt überzeugt. Und selbst wenn er auch nach der Krise nur ein Modul im Monat verkaufen könne – die Miete der Geschäftsräume sei damit drin. Das reicht. Schließlich wolle er kein zweites expandierendes Unternehmen in Gang bringen.

Gerd Thiede lacht. Eigentlich habe der passionierte Motorradfahrer und Segler, der gerne mal abenteuerlich unterwegs ist, für sich selbst eine praktikable Lösung finden wollen. „70 Kilogramm aufwärts und groß wie ein Schreibtisch. Solche sperrigen Lösungen waren und sind auf dem Markt erhältlich…“ Und die teuren Wohnmobile? Die bieten doch keinen Platz für Fahrräder oder das Motorrad.

Seine Lösung dagegen ist klappbar und ultraleicht. 23 Kilogramm wiegt zum Beispiel das mobile Küchenmodul mit Alu-Schubladen, Gasherd und 31-Liter-Kompressor-Kühlschrank samt ausziehbarem Tisch darüber. Dazu noch der Expander-Lattenrost mit hochwertiger Matratze, ebenfalls klappbar. Längs im Van deponiert passe das Zweirad locker daneben. „Da geht alles rein. Ganz ohne Anhänger!“, erzählt Gerd Thiede von seiner Erfindung und kommt dabei schon mal ins Schwärmen.

Abgesehen davon seien unter den ersten Käufern der Küchen-Bett-Module auch einige Frauen. Und das sei nun wirklich ein Qualitätsbeweis: Ist es nicht das schöne Geschlecht, dass dem Nächtigen im eigenen Auto wegen des mangelnden Komforts weniger abgewinnen könne?

Etwas pragmatischer, doch nicht weniger enthusiastisch sieht sein Partner Sepp Klement das Ganze. Der ist zwar kein Technik-Profi und hat eher Marketing und Vertrieb im Blick, doch weiß auch er ganz genau, worauf es beim Campen ankommt.

Ausstattung mit
allem Drum und Dran

Denn mit Gerd Thiede verbindet ihn nicht nur die Liebe zu Oldtimern; bis vor Kurzem hatte Sepp Klement noch eine Camper-Bus-Vermietung betrieben und war auf der Suche nach praktikablen Modul-Lösungen für seine Busse. Erfolglos – bis er Gerd Thiede zufällig über einen gemeinsamen Bekannten kennenlernte. Das Projekt war so ansteckend, dass er seinen Betrieb aufgab und sich mit dem Tüftler zusammentat.

Bereits innerhalb von vier Wochen stand der Prototyp der Heck-Küche. Bei so viel Tatendrang scheint den beiden auch die Corona-Krise nicht in die Quere zu kommen. „Wir haben die letzten Wochen nicht nur zum Umzug in die Geschäftsräume genutzt, sondern auch dafür, die Module weiterzuentwickeln, Sicherheitsprobleme auszubügeln. Feintuning eben“, beteuert Gerd Thiede, der ganz frisch mit einem neuen Coup aufwarten kann: Neben Küche und Bett gibt es nun auch noch die mobile Schrank-Toilette. Keine Frage, Gerd Thiedes Geist macht keine Pausen – schon gar nicht im Shutdown! „Verrückte Ideen mit ganz neuen Materialien“ umzusetzen, das sei ganz seine Sache.

Urlaub daheim
statt Fernreise?

Und die Ideen sind immer noch nicht aufgebraucht. Als Nächstes wollen Gerd Thiede und Sepp Klement den Ausbau größerer Lieferwagen, wie sie beispielsweise Handwerker nutzen, angehen. Unter der Woche für die Arbeit, am Wochenende für den Camping-Ausflug! „Das kommt noch vor dem Sommer!“ Gerd Thiede ist zuversichtlich.

Und die Covid-19-Beschränkungen? Auch die werden noch rechtzeitig zum Urlaub weg sein, ist sich Thiede sicher. Und dann biete sich ein Camping-Urlaub innerhalb Deutschlands doch als Alternative zur Fernreise geradezu an, ergänzt Sepp Klement. Camping-Hype? Warum nicht, finden die zwei CoMo-Gründer. Wenn es nach ihnen geht, war es nie so einfach und so komfortabel.

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