Chiemsee gibt nachhaltiger Mode Profil

von Redaktion

Siegsdorfer Jungunternehmer stößt Ideen für Bewusstseinswandel an

Traunstein/Siegsdorf – War es im Jahr 1982 noch ein Acapulco-Klippenspringer, der den Chiemsee als Heimat eines erfolgreichen Labels für Sportmode international bekannt gemacht hat, so sind es heute die Konturen des Bayerischen Meeres, die nachhaltiger Mode Profil verleihen.

Mit dem fantasiebeflügelnden Umriss des Chiemsees und der Modebotschaft seines Labels „Home is where the lake is“ („Zuhause ist da, wo der See ist“) hat Ingemar Maier offenbar den Nerv der Zeit getroffen. Der 32-jährige Siegsdorfer setzt auf regionale Identität und umweltbewusst sowie fair produzierte Mode aus Bio-Baumwolle und neuen Recyclinggarnen. Das kommt an. „Wir verstehen das als Huldigung an unsere Heimat in einem der schönsten Gebiete Deutschlands und Türöffner für eine nachhaltige Welt“, sagt er.

Große Nachfrage
während Lockdown

Von dem neuen Gefühl der Zusammengehörigkeit sowie den innovativen Geschäftsideen und kreativen Solidaritätsaktionen vieler Kunden während des Lockdowns der Corona-Krise konnte auch Maier profitieren: „In der Zeit, in der fast alle Geschäfte geschlossen waren, gingen unsere T-Shirts, Caps und Kapuzenpullis mit dem charakteristischen Logo des Chiemseeumrisses dank des Online-Shops besonders gut“, erklärt Maier. Doch auch er musste deutliche Einbrüche hinnehmen. Im Rahmen einer Corona-Hilfsaktion der Crowdfunding-Plattform „startnext“ für junge Start-up-Firmen initiierte der Siegsdorfer deshalb eine Aktion für finanzielle Unterstützung.

2017 hat der gelernte Veranstaltungskaufmann in Traunstein seinen 80 Quadratmeter großen „Kleidungsladen“ für nachhaltig produzierte Mode mit zwei Teilzeitkräften eröffnet. Hier finden sich neben Schuhen und einer Riesenauswahl an Socken auch Hosen, Kleider oder T-Shirts aus zertifizierter Bio-Baumwolle.

Nominierung
für Wirtschaftspreis

Dazu kommt Mode und Funktionskleidung aus innovativen Fasern wie Tencel (Eukalyptus-Viskose), Modal (Holzfasern) oder Econyl, das aus recycelten Fischernetzen hergestellt wird. Nicht zuletzt dafür wurde Maiers Geschäftsidee 2018 auch für den regionalen Wirtschaftspreis „Chiemgau Panther“ nominiert.

Um geschäftstüchtige Ideen war der Siegsdorfer davor schon nicht verlegen. Mit 23 Jahren gründete er 2011 neben seinem Beruf den Kleidungsladen als reinen Online-Shop. „Wert- und nachhaltig produzierte Mode aus Bio-Baumwolle, das war damals noch eher ein Nischenprodukt“, erläutert er. Fair produzierte Lieblingsstücke statt billiger Massenware, lautete sein Credo damals. Zeitgleich kam ihm auch die Idee für T-Shirts mit dem neuartigen Chiemsee-Logo: „Ich fuhr damals hinter einem Auto mit Traunsteiner Kennzeichen und einem Sylt-Logo drauf her. Das müsste doch auch mit dem Lieblingssee der Chiemgauer funktionieren, sagte ich mir.“

Gedacht, getan. Eine größere Hürde stellte anfangs die je nach Segment mühsame europa- und weltweite Recherche nach geeigneten und zertifizierten Herstellern dar. Diese sollten sich der Nachhaltigkeitsidee nicht nur beim Rohstoffeinkauf, sondern auch durch faire Produktionsbedingungen verpflichtet fühlen.

Inzwischen sorgen 30 Lieferanten im Kleidungsladen für Nachschub an Ware. „Heute ist aus dieser Modenische ein Trend geworden und man muss sich vor reinen Geschäftemachern hüten“, resümiert Maier.

Erster Laden
stand unter Wasser

Dem Start vor knapp zehn Jahren folgten mehrmonatige Verkaufsaktionen in München und Berlin. Im August 2012 eröffnete Maier den ersten eigenen Laden in Passau. Den Hochgefühlen folgte im Sommer darauf der Katzenjammer, als die Hochwasserflut über Nacht die Geschäftsauflösung mit Notverkäufen notwendig machte. In Sachen Krisenbewältigung ist Maier also gestählt.

Bereits im Oktober 2013 folgte schließlich die Rückkehr in den Chiemgau und die Kooperation mit dem kultigen „Ladenbergen“ von Andreas Auer in Bergen. Mittlerweile gibt es weitere Kooperationen mit Geschäften in Truchtlaching, Chieming, Unterwössen, Trostberg und Seebruck. Konsequent regionalisieren will Maier auch die Produktion. Dem Bedrucken und Besticken sollen bald auch die Näharbeiten in der Region folgen.

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