Wasserburg/Rosenheim – Für die Betreiber von Fitnessstudios in Bayern gibt es noch immer keine Perspektive, ab wann sie wieder öffnen dürfen. Hans Enzinger, Geschäftsführer des Sportparks „Fit & Fun“ in Wasserburg, kann nicht verstehen, warum die Politik in diesem Punkt so hart bleibt. Fitnessstudios seien systemrelevant, weil sie seiner Meinung nach einen entscheidenden Beitrag zur Gesundheit leisten. Deshalb hat sich Enzinger mit einem Brandbrief an die Politik gewandt.
In dem Schreiben, das er sowohl an den CSU-Landtagsabgeordneten Klaus Stöttner als auch an Ministerpräsident Markus Söder, Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger und Rosenheims Landrat Otto Lederer geschickt hat, macht Hans Enzinger seinem Ärger Luft. Fitnessstudios seien eine tragende Säule des Staates, weil sie durch eine Stärkung des Immunsystems einen „essenziellen Beitrag zur Volksgesundheit“ leisten, heißt es.
Studios in anderen
Ländern geöffnet
Und weiter: „Dies wird von der Politik unterschätzt, wenn nicht sogar übersehen.“ Analog zu den verordneten Hygiene- und Sicherheitsregeln in anderen Bereichen könnten auch Fitnessstudios wieder für die Öffentlichkeit freigegeben werden. Potenzielle Ansteckungsrisiken seien durch die Einhaltung von Auflagen beherrschbar und der positive Effekt des Trainings überwiege. „Es gibt daher keinen sachlichen Grund, dass unsere Berufsausübungsfreiheit weiterhin derart beschränkt wird“, schreibt Enzinger. Bisher bestehe nicht einmal eine Öffnungsperspektive. „Das ist wirklich ein großes Problem“, sagt Enzinger.
In anderen Bundesländern dagegen laufe das Geschäft unter Auflagen bereits wieder. So dürfen zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen seit dem 11. Mai neben Tanzschulen und Sporthallen auch Fitnessstudios unter strengen Auflagen von Abstand und Hygiene wieder öffnen. In Bayern sind seit dem 11. Mai dagegen nur kontaktfreie Individualsportarten mit Abstand wieder erlaubt. Dazu zählen Tennis, Leichtathletik, Golf, Segeln, Reiten – auch in der Halle – und Flugsport. Die Fitnessbetriebe bleiben allerdings weiter geschlossen, was Hans Enzinger, der Studios in Wasserburg, Dorfen und Taufkirchen (Vils) betreibt, finanziell hart trifft. Durch Corona drohe ihm ein schwerer Verlust, sagt er, die Mitgliederzahl sei inzwischen von 4500 auf 4000 gesunken. Neuverträge könne er derzeit keine abschließen. Umso dankbarer sei er, dass die Kundschaft nicht in Scharen davonlaufe, sondern ihm die Treue halte, sagt der 65-Jährige.
Seine wirtschaftliche Jahresprognose hat er bereits deutlich nach unten korrigiert: „Wir hätten im Fitnessbereich im laufenden Geschäftsjahr 2,8 Millionen Euro Umsatz gemacht, aber wir werden auf 2,2 Millionen zurückfallen.“ Die Zahl seiner Mitarbeiter im Fitnessbereich gibt er mit 100 an. Noch könne er sich „einigermaßen über Wasser“ halten.
Wie Enzinger, vermisst auch der Rosenheimer Studio-Betreiber Michael Fischer, der ein Center mit rund 1000 Mitgliedern leitet, die nötige Anerkennung für die Branche. Es gehe eben nicht allein um den Muskelaufbau, sondern um die Gesundheit schlechthin, sagt Fischer.
Betreiber fordern
mehr Anerkennung
Unterstützung kommt vom Arbeitgeberverband deutscher Fitness- und Gesundheitsanlagen (DSSV). Die Studios könnten jederzeit wieder geöffnet werden, sagt Präsidentin Birgit Schwarze. „Das ist ohne Probleme möglich. Man muss es nur wollen.“
Das Thema Fitnessstudios gehört laut CSU-Landtagsabgeordnetem Klaus Stöttner zu den aktuell noch ungeklärten Fragen in der Corona-Pandemie. „Doch ich bin zuversichtlich und gehe davon aus, dass wir vielleicht schon in dieser Woche einen Zeitplan für viele offene Punkte haben werden, so auch für die Fitnessstudios“, teilt Klaus Stöttner auf OVB-Anfrage mit. Es gebe viele Konzepte zur Wiederöffnung von Fitnessstudios, die hervorragend sind. „So auch das von Herrn Enzinger“, sagt der CSU-Politiker. „Letztlich entscheiden das aber der Krisenstab und der Ministerpräsident.“