Bildschirm statt Spiegelsaal

von Redaktion

Internationales Symposium Logistik Innovativ soll im Herbst nachgeholt werden

Prien/Chiemsee – Eigentlich hätte an einem Abend in diesem Monat ein Sonderschiff mit 300 festlich gekleideten Gästen von Prien zur Herreninsel übergesetzt. Ein Staatsempfang im prunkvollen Spiegelsaal von Schloss Herrenchiemsee ist alle zwei Jahre glanzvoller Höhepunkt des internationalen Symposium Logistik Innovativ.

Organisator und Mitveranstalter neben Bayern Innovativ, einer Tochter des Freistaats, ist das Logistik-Kompetenz-Zentrum (LKZ) Prien. Vor 20 Jahren haben der Landkreis Rosenheim, der Markt Prien sowie die Industrie- und Handelskammer (IHK) München und Oberbayern diese Ideenschmiede gegründet. Heute decken dort knapp 20 Firmen eine große Bandbreite logistischer Themenbereiche ab und arbeiten mit ebenso vielen weiteren Unternehmen als virtuelle Partner an fachübergreifenden Projekten. Dieses Modell, Know-how gegenseitig zur Verfügung zu stellen, hat dem LKZ schon eine Reihe international beachteter Erfolge verschafft. Zum Beispiel gelang es, die Fahrzeit der Güterzüge zwischen München und dem Umschlagplatz Verona zu halbieren.

Optimierung des
transalpinen
Güterverkehrs

Die Verlagerung des Warenverkehrs von der Straße auf die Schiene ist das große Steckenpferd von LKZ-Geschäftsführer Karl Fischer, der das Logistik-Kompetenz-Zentrum seit der Gründung leitet. Auch heuer wollte Fischer ein länderübergreifendes Projekt präsentieren, das in diese Richtung zielt: Breco steht für Brenner Corridor Train. Es geht darum, die Auslastung der Bahntrasse über die Alpen durch die Modernisierung von Technik zu optimieren, denn: „Es kann in Europa im 21. Jahrhundert nicht mehr sein, dass mit der Blockabfertigung und Fahrverboten der freie Warenverkehr behindert wird und die Folgen auf dem Rücken der Fahrer und der Bevölkerung im bayerischen Inntal ausgetragen werden“, findet Fischer.

Breco nutzt bereits erfolgreich erprobte technische Errungenschaften des LKZ, um die Kapazitäten der heute nur zu circa 80 Prozent ausgelasteten Güterzüge auszureizen. So können Fischer zufolge die Güterzuglängen Richtung Norden von 550 auf 740 Meter verlängert und Richtung Süden entsprechend verkürzt werden. „Damit wird die Verlagerung von 240000 Lkw-Fahrten innerhalb von fünf Jahren ohne bedeutende Investitionen in die Infrastruktur realisierbar“, rechnet der LKZ-Chef vor.

Sein Konzept präsentiert Fischer nun in einer Videokonferenz mit mehr als 40 Teilnehmern aus dem In- und Ausland. Diese digitale Alternative ersetzt die Vorstellung beim Symposium Logistik Innovativ. Die Veranstaltung im zweijährigen Turnus in Prien hat sich seit der Jahrtausendwende einen Namen gemacht. Bis zu 200 Fachleute kommen dafür ans Bayerische Meer. Für die Auflage heuer hatte das LKZ wieder über 40 zum Teil hochkarätige Referenten verpflichtet – und musste die Großveranstaltung dann coronabedingt absagen.

Inzwischen gibt es mit dem 7. und 8. Oktober einen Ersatztermin. Fischer zeigte sich im Gespräch mit den OVB-Heimatzeitungen aber eher pessimistisch, dass die prestigeträchtige Veranstaltung für das LKZ im Herbst stattfinden kann. Fraglich ist insbesondere der gesellschaftliche Höhepunkt, der Staatsempfang, den Bayerns Verkehrsministerin Kerstin Schreyer im Schloss Herrenchiemsee geben möchte. Wenn Oktoberfest und Rosenheimer Herbstfest ausfallen müssen, wird es Anfang Oktober wohl kaum eine Veranstaltung mit 300 Teilnehmern im Spiegelsaal geben können.

Der Ausfall hat dem LKZ Fischer zufolge einen Schaden im fünfstelligen Bereich verursacht, denn Flüge für die Referenten waren ebenso gebucht wie die Hotelzimmer vor Ort. Das Symposium hat für die Priener LKZ-Mannschaft eine mehr als einjährige Vorbereitungszeit.

Als Rahmenthema waren heuer die Möglichkeiten des Güterverkehrs zur Reduzierung der Kohlendioxid-Emissionen vorgesehen. Ob die hochkarätigen Referenten Anfang Oktober den Ersatztermin in ihren vollen Kalendern einplanen können, wird sich zeigen. Auf dem Programm des ausgefallenen Symposiums standen unter anderem Manager des Hamburger Hafens, von Puma, der österreichischen Bahn, und der Logistik-Chef der Wacker Chemie AG.

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