Immer mehr Frauen sind berufstätig

von Redaktion

Im Raum Rosenheim, Traunstein und Mühldorf ist der Mann der Hauptverdiener

Rosenheim/Traunstein/Mühldorf – Schlüsselindikator ‚Beschäftigungsquote‘: Wie steht’s um den aktuellen Beschäftigungsstand bei uns? Bundesweit ist Trend, dass immer mehr Frauen berufstätig sind. Deren Beschäftigungsquote hat sich in den vergangenen anderthalb Jahrzehnten um 9,2 Prozent auf nunmehr 57,9 Prozent gesteigert.

Im Kreis Rosenheim waren laut Regionalatlas der Statistischen Landesämter zuletzt 59,8 Prozent aller Frauen in einem sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnis. Damit liegt der Kreis Rosenheim deutschlandweit in puncto Frauenarbeit auf Platz 171 unter 400 in diesem Fall ausgewerteten Städten, Kreisen und Stadtstaaten. Im Kreis Traunstein standen zuletzt 59,6 Prozent aller Frauen in einem sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnis (Platz 180), im Kreis Mühldorf waren es zuletzt 59,2 Prozent (Platz 189).

Regionalatlas berücksichtigt nun Sozialversicherte

Spitzenreiter bei der Frauenquote ist Suhl in Thüringen mit 70,1 Prozent. Die höchste Beschäftigtenquote bei den Männern hat der Kreis Dingolfing-Landau mit 76,2 Prozent. Wichtig: Selbstständige, Beamtinnen oder Minijobberinnen und ihre männlichen Pendants bleiben bei dieser Berechnung außen vor.

Die Zahlen des Regionalatlas beschränken sich auf sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Wenn der Statistiker also von „Beschäftigten“ spricht, meint er alle, die die Sozialversicherungskassen füllen. Die jüngsten verfügbaren Zahlen stammen von 2019.

Bei den Frauen gilt: Die Mütter drängt es nach der Babypause verstärkt wieder in die Berufswelt – das schlägt sich auf die Quoten nieder: Rund 59,8 Prozent erreichte die Beschäftigungsquote von Frauen im Kreis Rosenheim im Jahr 2019 (Vorjahr: 58,8), im Landkreis Traunstein waren es 59,6 Prozent (Vorjahr: 58,5), im Landkreis Mühldorf 59,2 Prozent (Vorjahr: 58,0).

Bundesweit lag sie bei 57,9 Prozent, wobei sie über alle Stadt- und Landkreise hinweg von 44,7 Prozent in Gelsenkirchen bis 70,1 Prozent in Suhl variierte. Da machen sich die verschiedenen Rollenbilder also nach wie vor bemerkbar. Denn in der Regel sind im Osten beide Geschlechter berufstätig, im Westen hingegen ist in der Mehrzahl der Haushalte nach wie vor der Mann der Hauptverdiener. Für die Männerseite weist die Statistik im Rosenheimer Kreis eine Beschäftigungsquote von 63,7 Prozent aus (Traunstein 66 / Mühldorf 63,7), deutschlandweit erreichte sie rund 65,1 Prozent. Macht man eine Bundesliga daraus, dann liegt der Kreis Rosenheim bei den Männern, die sozialversicherungspflichtige Jobs haben, auf Platz 276 (Traunstein 204 / Mühldorf 98) und bei den Frauen auf Platz 171 (Traunstein 180 / Mühldorf 189).

Im Rückblick hat sich im Kreis Rosenheim die Beschäftigtenquote der Frauen seit dem Jahr 2000 von damals 44,9 auf 59,8 Prozent gesteigert, im Kreis Traunstein von damals 44 auf 59,6 Prozent und im Kreis Mühldorf von damals 44,4 auf 59,2 Prozent.

Die Männerquote kletterte im Kreis Rosenheim im selben Zeitraum von 52,6 auf mittlerweile 63,7 Prozent. Damit verringerte sich die Differenz der Frauen- und der Männerquote in diesen knapp zwei Jahrzehnten um 3,8 Prozentpunkte. Bundesweit schrumpfte der Abstand um 2,7 Prozent. Zum Vergleich: Die Männerquote wuchs im selben Zeitraum im Kreis Traunstein von 54,9 auf mittlerweile 66,0 Prozent und im Kreis Mühldorf von 58,2 auf 69,0 Prozent.

Teilzeit
beschönigt
die Frauenquote

Der Trend ist klar: Immer mehr Frauen in Deutschland gehen arbeiten. Das klingt nach fortschreitender Gleichstellung, hat aber eine deutsche Besonderheit: Laut OECD tragen Frauen in Deutschland so wenig zum Haushaltseinkommen bei wie in keinem anderen europäischen OECD-Land.

Das liegt daran, dass sämtliche Arbeitsverhältnisse gleichwertig in die Erhebung einfließen. Dadurch geht der Fakt unter, dass im Schnitt nur fünf von zehn Frauen in Vollzeit arbeiten, wie die Bundesarbeitsagentur Ende 2018 festgestellt hat.

Denise Schurzmann, Geschäftsführerin der Krause Industrieschaltanlagen GmbH in Raubling, würde gerne mehr Frauen einstellen. Ihre Schwierigkeit liegt darin, dass sie im technischen Bereich kaum Bewerbungen von Frauen erhalte. So seien es in den fünf Jahren seit sie Geschäftsführerin ist, lediglich drei Bewerbungen gewesen.

Zwar sei für sie der fachliche Hintergrund wichtig, aber auch die sozialen Kompetenzen. Und die sieht sie besonders bei Frauen. Aus ihrer Sicht seien diese besonders in der Corona-Krise zur Geltung gekommen: „Frauen sind zwar weniger risikobereit, dafür weitsichtiger und empathischer.“ Eigenschaften, die gerade auch in der Mitarbeiterführung wesentlich sind. Sie fordert von der Politik mehr Unterstützung: „Das geht schon bei den starren Arbeits- und Ruhezeitenregelungen los. Für Mütter ist das nicht unbedingt hilfreich. Hier wäre aus meiner Sicht eine Art ‚Wochenarbeitszeit‘ besser. So können sich Frauen flexibler organisieren.“

Damit sei es aber noch nicht getan, auch die Unternehmen müssten für mehr Attraktivität sorgen. Allein der Arbeitsmarkt mache dies notwendig: „Derzeit können sich Arbeitnehmer aussuchen, wo sie arbeiten möchten.“

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