Nach Zwangspause endlich freie Fahrt

von Redaktion

Lockerungen von Corona-Auflagen in Reisebussen – Regionale Unternehmen bereit

Rosenheim – Eine gute Nachricht für die bayerischen Busunternehmen: Nach vielen Wochen Stillstand sind Reisen mit dem Bus wieder durchführbar – ohne die Mindestabstandsregelung von eineinhalb Metern zwischen Fahrgästen sowie dem Verbot von Gruppenreisen, die die Durchführung von Busreisen unwirtschaftlich gemacht hatten. Die bayerische Staatsregierung hat inzwischen die strengen Auflagen für den Reisebusverkehr aufgehoben und sie an die von anderen Verkehrsmitteln im Linien- und Reiseverkehr angeglichen. Die Unternehmen in der Region haben ihre Kräfte mobilisiert und zeigen sich bereit.

„Eine traurige
und schwierige Zeit“

Seit dem 18. März sind Omnibusreisen in Bayern verboten gewesen. Keine leichte Zeit für die regionalen Busunternehmen Astl, Hollinger, Berr und Heitauer. „Wir hatten Umsatzeinbrüche von 100 Prozent, da der Reiseverkehr komplett stillstand“, sagt Claudia Hollinger vom gleichnamigen Busunternehmen in Bad Aibling. Eine traurige und schwierige Zeit, denn sie und ihre Mitarbeiter würden „von und für die Reisen leben“. Alle Touren mussten jedoch storniert werden.

Genauso bei Berr-Reisen in Bruckmühl. Unternehmerin Elisabeth Berr weist auf das generelle Problem in der Busbranche hin. „Die Arbeit des letzten halben Jahres wurde vernichtet, da die Reisen nicht stattfinden konnten oder die Leute ihre Buchungen stornieren“, sagt sie. Mit nur 15 Gästen in einem Bus wegzufahren, ist laut Unternehmerin Gabi Heitauer von Heitauer-Busreisen in Gstadt überhaupt nicht wirtschaftlich. Sie ist froh, dass wieder mehr Gäste im Bus zulässig sind. Das Busreisenunternehmen habe in den vergangenen drei Monaten durch Stornierungen rund 150000 Euro Umsatz verloren. „Das ist gravierend“, sagt Heitauer.

Es geht
wieder los

Umso größer ist überall die Freude, dass es jetzt wieder richtig losgehen kann. In den Monaten des Stillstands war man in den Unternehmen aber nicht untätig. Die 35 Reisebusse auf dem Berr-Gelände in Bruckmühl sind laut Elisabeth Berr gereinigt und auf Vordermann gebracht worden. Sie habe alle Fahrzeuge abgemeldet. Je nach Bedarf meldet Berr die Busse nun wieder an.

Auch in Oberaudorf war man nicht untätig: Die Klimaanlagen der Astl-Busse wurden Geschäftsführer Paul Astl zufolge alle mit Aktivkohlefilter bestückt. Claudia Hollinger hat mit ihrem Team Hygienekonzepte und neue Reiserouten erarbeitet. „Wir wollen mehr regionale Ziele anfahren, da es viele unbekannte Orte gibt, die einen Besuch wert sind“, sagt sie. Die Freude, dass man wieder Reisen anbieten kann, sei riesengroß. „So etwas wie die letzten vier Monate hat es noch nie gegeben. Das war ein großer Schock.“

Auch Paul Astl hat sich mit seinem Team neue Reisen überlegt. Sonderangebote nach Kroatien und an den Gardasee gibt es jetzt, damit die Leute „günstig und kurzfristig verreisen können“. Elisabeth Berr ist guter Dinge, dass es wieder losgeht. „Alle Mitarbeiter sind heiß darauf“, bestätigt sie. Die Fahrer würden laufend darauf geschult, wie sie die Verteilung der Gäste in den Bussen regeln. Auch sei jede Fahrt mit weniger Teilnehmern bestückt als üblich. „Wir wollen ausreichend Abstand gewährleisten, damit sich jeder wohlfühlt.“

Im Moment scheinen es jedoch noch nicht so viele Gäste zu sein. Die Buchungen laufen überall nur langsam an. Viele Leute riefen an, um sich über Reisen und Abläufe zu erkundigen, sagt Claudia Hollinger. „Interesse ist durchaus da“, bemerkt sie. Die meisten Buchungen seien dabei von Stammkunden gekommen. Aber auch erste Vereine, die Ausflüge machen wollen, hätten sich schon angekündigt.

Fahrten nach
Südtirol und Italien

Bei Busreisen Astl würden aktuell fünf der 20 Busse für Fahrten eingesetzt. „Seit den Lockerungen sind die Leute wieder aufgeschlossen“, sagt Paul Astl. Besonders die Tages- und Mehrtagesfahrten nach Südtirol und Italien würden gut laufen. 90 Prozent der Gäste seien Stammkunden.

So auch bei Gabi Heitauer in Gstadt. Viele würden allerdings von den Masken, die im Bus Pflicht sind, noch abgeschreckt. Hinzu komme, dass die vielen Gruppen mit US-Amerikanern, die sonst mit den Heitauers fahren, nicht einreisen dürfen. Die Resonanz der Gäste, die schon auf einer Reise kürzlich dabei waren, sei trotz allem gut. „Die Leute waren froh, dass sie wieder einmal wegfahren konnten“, sagt Heitauer. Sie selbst sei etwas nervös gewesen, aber alles habe geklappt.

Letztendlich sei das Planen von Busreisen in Zeiten von Corona eine immense Arbeit, wie Elisabeth Berr berichtet. Jedes Detail müsse sie prüfen und abklären. Man müsse genau nachhaken, was in der jeweiligen Region erlaubt sei, was geöffnet habe und wie viele Personen zulässig seien – neue Herausforderungen in besonderen Zeiten.

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