Aus Rosenheim in die ganze Welt

von Redaktion

Warum Porsche den Logistik- und Transport-Experten Serva übernimmt

Rosenheim – Sie sorgten als Start-up für Aufsehen, räumten Preise ab. Doch nun ist der Rosenheimer Logistik- und Transport-Experte Serva als selbstständige Firma Geschichte. Porsche übernimmt am 1. August den Geschäftsbetrieb der Serva transport systems GmbH und die Mitarbeiter des Unternehmens in seine Investitions- und Beteiligungsstruktur (Porsche Ventures). Das teilte Serva-Geschäftsführer Volker Rohde auf Anfrage mit.

Schlüsseltechnologie
made in Rosenheim

Die Firma, tätig in einem kapitalintensiven Technologiesektor, war in finanzielle Schieflage geraten. Anfang Juli wurde die Insolvenz gemeldet. Mit der Übernahme durch Porsche könne Serva mit den Mitteln rechnen, die man zum notwendigen Wachstum benötige, heißt es in Rosenheim, alle 66 Arbeitsplätze seien gerettet und in Rosenheim gehalten worden.

Was Serva herstellt, sieht nach Science Fiction aus. Als Anbieter von fahrerlosen Transportsystemen unterstützt Serva Unternehmen bei der Automatisierung ihrer Logistikprozesse. Mit seinen Transportrobotern und intelligenter Software stellt Serva Schlüsseltechnologie für Smart Factories bereit, für Produktionsstätten, deren Fertigungsanlagen und Logistik weitgehend ohne Menschen auskommen. Die Fertigung wird effizienter und flexibler. Was Serva produziert, passt bestens zum „Zukunftsprojekt Industrie 4.0“ des Bundesforschungsministeriums. Die Entwicklung solcher Technik ist kapitalintensiv – unter dem Dach von Porsche Ventures kann Serva diese Herausforderung meistern.

Porsche arbeitet bereits seit Beginn der Produktion des vollelektrischen Taycan mit dem Rosenheimer Unternehmen zusammen. Serva ist für die automatisierte logistische Versorgung der Montage zuständig. „Uns geht es nun darum, den Geschäftsbetrieb aufrechtzuhalten, die Arbeitsplätze zu sichern und die Firmenprozesse zu stabilisieren – und dadurch den Anlauf des ersten rein elektrisch betriebenen Porsche abzusichern“, sagt Christian Will, Leiter Produktionsentwicklung der Porsche AG, auf Anfrage der OVB-Heimatzeitungen. Nach Auskunft der Porsche AG hat Serva große Bedeutung für den Zuffenhausener Autobauer. Die Taycan-Fertigung habe „natürlich einen ganz besonderen Stellenwert“, sagt Will. Die Technik des Rosenheimer Unternehmens wird aber auch in anderen Bereichen des Volkswagen-Konzerns eingesetzt, beispielsweise in den Audi-Werken in Brüssel (Belgien) und Györ (Ungarn). Dort ist man mit Serva offenbar höchst zufrieden. Zusammen mit den Rosenheimern habe man „wertvolle Erfahrungen zu digitalen Technologien, zur Mensch-Maschine-Zusammenarbeit sowie zur zukünftigen Ausrichtung automatisierter Logistikprozesse gewinnen können“, sagt auf Nachfrage Lars Witte, Leiter Supply- Chain-Planung der Audi-AG. Fahrerlose Transportsysteme seien für die Produktion von Audi weiterhin eine zentrale Zukunftstechnologie.

Für Porsche scheint Serva ebenfalls ein Schlüsselspieler zu sein. Die Automatisierung von Logistikprozessen sowie von Transportsystemen in der Montage ist der Kern von Serva, Ziel von Porsche sei es, „Serva in diesem Umfeld und mit seinen Kernkompetenzen weiterzuentwickeln“, sagt Christian Will. Serva zeichne sich durch „Agilität und eine Start-up-Mentalität aus. Wir möchten diese Werte erhalten und den frischen innovativen Geist mit unseren Erfahrungen aus der Industrie paaren.“ Was wohl nicht von ungefähr nach Zähmung der Jungen Wilden klingt.

Lage lau,
Prognose bestens

Porsche steigt in schwierigen Zeiten bei den Rosenheimern ein. Der Auto-Markt war im ersten Quartal infolge der Corona-Beschränkungen stark eingebrochen, Mutterkonzern Volkswagen verzeichnete im ersten Quartal einen Rückgang von insgesamt 35 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. Porsche schlug sich vergleichsweise wacker und meldet aus seinem wichtigsten Markt China schon wieder steigende Zahlen.

Dort hatte der mit Rosenheimer Technik gefertigte Taycan kürzlich seine Premiere – die chinesischen Testfahrer zeigten sich, so war zu lesen, begeistert.

Artikel 3 von 8