Mit Bindemittelstreuern in die Zukunft

von Redaktion

Egglkofener Unternehmen Streumaster ist im Straßenbau beinahe unverzichtbar

Egglkofen –Als im September 2019 die Nachricht vom Tod des Firmenchefs Didier Gutzwiller die Mitarbeiter der Firma Streumaster erreichte, war die Betroffenheit groß. Viele stellten sich die bange Frage, wie es denn am Standort Egglkofen weitergehen wird. Allerdings war man auch so selbstbewusst, zu sagen: „Wir haben ein sehr gutes Produkt, welches inzwischen auf dem Weltmarkt als das Beste etabliert ist“, sodass die Sorgen schnell der Zuversicht wichen, wie Carola Heller, Assistentin der Geschäftsleitung, es beschreibt.

Seit Februar hat mit Andreas Marquardt ein Geschäftsführer das Ruder übernommen, der im Bereich der Anwendung von Bindemittelstreuern bereits ein „alter Hase“ ist.

Marquardt kam von der Firma Wirtgen, mit der die Firma Streumaster bereits seit 14 Jahren eine Systempartnerschaft hat. Der gebürtige Hamburger war dort 20 Jahre in verschiedenen Funktionen tätig. Da er vier Sprachen spricht, war er Ansprechpartner für internationale Großkunden und Baukonzerne.

Die Firma Streumaster gehört zur familiengeführten, französischen Gutzwiller-Gruppe mit insgesamt 120 Beschäftigten in den Bereichen Bodenstabilisierung, Recycling und Wegesanierung. Teil der Streumaster-Geschäftsführung ist auch die Eigentümerin des Unternehmens, Catherine Gutzwiller. Streumaster produziert mit über 90 Mitarbeitern und einer hohen Fertigungstiefe in Egglkofen Bindemittelstreuer für den Straßenbau. Marquardt: „Wir möchten in Zukunft unsere Fertigungspalette weiter standardisieren, damit wir hier am Standort in Egglkofen noch konkurrenzfähiger werden. Des Weiteren ist eine umfassende Modernisierung unserer Produktpalette unser Ziel.“

Der gelernte Kaufmann Andreas Marquardt hat kurz nach dem Tod von Reinhard Wirtgen bei der Firma Wirtgen begonnen, da hatten die Söhne Stefan und Jürgen Wirtgen gerade das Ruder übernommen. Mittlerweile ist die Wirtgen-Gruppe Weltmarktführer im Bereich von Straßenbaumaschinen, die unter anderem zum Fräsen, Verdichten und Recyclen eingesetzt werden. „Es war eine intensive und spannende Zeit“, erinnert sich der neue Streumaster-Geschäftsführer. Dabei hatte er auch bereits Kontakt mit der Firma Streumaster, die im Jahr 2004 von der französischen Gutzwiller-Gruppe gekauft wurde. Noch im gleichen Jahr wurde die Systempartnerschaft mit der Wirtgen-Gruppe besiegelt, die sich um den Vertrieb der in Egglkofen gefertigten Bindemittelstreuer kümmert.

„Wir liegen in Egglkofen seit dem Jahr 2015 bei einer Auslastung von 120 Prozent. Streumaster arbeitet praktisch jeden Samstag, um die Nachfrage zu decken. „Wir haben richtig viel zu tun“, versichert Andreas Marquardt. Deshalb sollen auf dem Streumaster-Gelände in den nächsten Wochen zwei neue Leichtbauhallen entstehen, in denen das Material geordnet gelagert werden soll, das für den Bau der Bindemittelstreuer benötigt wird. Rund sechs Wochen dauert es, bis ein Streuwagen fertig ist. „Wir haben auch noch an weiteren Stellschrauben gedreht, um die Betriebsabläufe zu verbessern: Dazu gehören auch Dinge, wie ein neues Lagersystem (Kanbansystem), ein selbstentwickeltes, platzsparendes Ladungsträgersystem oder Leitern, die so konzipiert sind, dass sie gefahrlos genutzt werden können.

Ein großes Lob spricht Marquardt den Mitarbeitern aus, die sich und ihre Familien in diesen letzten Monaten der Corona-Zeit sorgfältig geschützt haben. Man habe deshalb bisher nicht einen Corona-Infektionsfall bei der Firma Streumaster gehabt.

Der 52-jährige zweifache Familienvater hat als Ziel ausgegeben die Lieferzeiten zu reduzieren und gleichzeitig die Produktion „kurzfristig um 30 Prozent zu steigern“. Er weiß aber auch, dass er ziemlich schnell an die Kapazitätsgrenze stoßen wird.

„Die Firma Streumaster wurde 2009 von Neumarkt-St.Veit nach Egglkofen verlagert, weil das Betriebsgelände in Neumarkt zu klein war“. Zielvorgabe war damals, 80 Bindemittelstreuer pro Jahr zu fertigen. „Dieses Ziel wurde bereits ein Jahr später erreicht. Momentan sind sie bei 150 Bindemittelstreuern pro Jahr.

Privat hat sich Andreas Marquardt in der Region bereits gut akklimatisiert. Bayern, Österreich oder Südtirol waren für ihn und seine Familie, die noch in der Nähe von Köln lebt, schon immer bevorzugte Urlaubsregionen.

Der begeisterte Motorradfahrer sieht auch seine Zukunft in Bayern. „Unsere Kunden aus aller Welt schätzen seit Jahren unsere gut organisierten Ausflüge auf das Münchener Oktoberfest. Ich schätze die ehrliche Art der Bayern. Ihre Disziplin, ihre Ordnung, aber auch ihr Traditionsbewusstsein“.

Zukunftstechnologie perfektioniert

Die Firmen Streumaster und Wirtgen haben ein Verfahren im Straßenbau perfektioniert, die sogenannte In-situ Recycling-Technologie. Dabei wird mit einem Streumaster-Bindemittelstreuer Zement oder Kalk vorgestreut, die Asphaltschicht von einem Wirtgen-Fräser in gewünschter Tiefe granuliert, das Granulat mit Bindemittel und Wasser sowie Bitumenemulsion oder Schaumbitumen vermischt, wieder eingebaut und verdichtet.

Diese Bodenstabilisierung ist nicht nur schnell und höchst wirksam, sie ist auch wirtschaftlich und umweltfreundlich. Der Grund: Bodenaustausch und Deponierung werden durch die Bodenstabilisierung überflüssig. Man spart hohe Transportkosten.

Ein Beispiel, bei dem dieses Verfahren angewandt wurde, ist die A 99 im Bereich des Münchner Rings. Hier wurden auf einer Länge von rund 2,5 Kilometern und einer Gesamtbreite von etwa 19 Metern der Asphalt und ein Teil der Tragschicht abgefräst. Die restlichen zehn Zentimeter der Tragschicht wurden mit weiteren zehn Zentimetern der darunter liegenden Frostschutzschicht im Recyclingverfahren zu einer neuen Tragschicht aufbereitet. „Das ist eine Zukunftstechnologie“, ist Andreas Marquardt überzeugt.

Das wissen auch die Straßenbauanbieter und großen Bauunternehmen wie Bilfinger&Berger, Eurovia oder Strabag, die zu den Kunden der Firma Streumaster zählen.hsc

Streumaster in Zahlen

In Egglkofen: seit 2009

Mitarbeiter: knapp 100

Fertigung: 150 Bindemittelstreuer pro Jahr

Umsatz: rund 17 Millionen Euro.

Anpassungen in den Arbeitsprozessen

Trotz der Corona-Krise lief die Produktion bei der Firma Fliegl an allen Standorten durchgehend weiter, aber mit kleinen Anpassungen in den Arbeitsprozessen. Auch musste Fliegl Agrartechnik keine Kurzarbeit in Anspruch nehmen. Um die Belegschaft ausreichend zu schützen, wurden Produktionsabläufe neu angepasst und strukturiert.

Aufgrund des Containermangels, der durch den Ausfuhrstopp aus China zustandekam, erschwerten sich die Bedingungen in der Logistik. Bei Containerware kam es daher kurzzeitig zu Lieferverzögerungen. Da Komponenten aus stark betroffen Ländern wie Frankreich oder Italien bezogen werden, musste temporär auf diese Lieferungen verzichtet werden. Aufgrund des großen Warenlagers ist Fliegl kurz- und mittelfristig nahezu unabhängig von äußeren Umständen.

Da die Nachfrage bisher stabil ist, erwartet Fliegl derzeit keine Auswirkungen auf den Umsatz.

Nicht so stark betroffen

Die Firma Landmaschinen Gruber in Ampfing hat die Auswirkungen der Corona-Krise durchaus zu spüren bekommen. Ein Mitarbeiter wurde positiv getestet und tatsächlich krank. Durch eine sofortige Quarantäne gab es keine weiteren Ansteckungsfälle. Kurzarbeit wurde prophylaktisch angemeldet, um für den Ernstfall gerüstet zu sein. Aber es habe „Gott sei Dank“ bisher keine Kurzarbeit gegeben, so Geschäftsführer Thomas Gruber. Bei Gruber Landtechnik handelt es sich um ein systemrelevantes Unternehmen. Es war deshalb nicht so stark betroffen. „Es läuft wieder halbwegs normal weiter, halbwegs weil keine Firmenfeiern (Sommerfest, Betriebsausflug) und sonstige Veranstaltungen (mit zu vielen Leuten) stattfanden“. Ebenso wurden Fachmessen wie das Karpfhamer Fest, das ZLF, die Wieselburger Messe und die Agraria in Wels abgesagt, die Gruber Landtechnik als Aussteller beschickt. „Dies ist natürlich mit Umsatzeinbußen verbunden“, so Gruber.

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