Rosenheim/Mühldorf/Traunstein – Der Koalitionsausschuss hat, wie bekannt, die Verlängerung des Kurzarbeitergeldes bis 31.Dezember 2021 beschlossen. Und parallel dazu auch die Überbrückungsgelder für kleine und mittlere Unternehmen. Ein Beschluss, von dem auch die Region profitiert. Denn Ende Juli hatten in der Stadt Rosenheim sowie in den Landkreisen Rosenheim, Mühldorf, Altötting und Traunstein 7924 Betriebe mit 94403 Mitarbeitern Kurzarbeit angezeigt.
Kurzarbeitsregelung
verschafft Zeit
Dementsprechend positiv fallen auch die Reaktionen aus. Jörg Bornemann von Dickow Pumpen in Waldkraiburg begrüßt die Verlängerung ausdrücklich. „Die Alternative wäre, Mitarbeiter freizusetzen. Und das ist für uns die Letzte aller Möglichkeiten. Ich habe sehr viel langjährige Mitarbeiter, die ich halten will, mit denen ich gemeinsam durch die Corona-Pandemie durch will. Denn dafür kann keiner was. Aber manch ein Unternehmen braucht Zeit. Und da ist das Kurzarbeitergeld das beste Mittel.“
Das sieht auch Ronald Gössl, Geschäftsführer operativ der Agentur für Arbeit Traunstein so: „Durch die Erfahrung aus der Krise 2009 wissen wir, dass nur mit ausreichend und passendem Personal wieder schnell produziert werden kann.“ Gössl erreichte bereits eine Rückmeldung eines Arbeitgebers, der sehr erleichtert war angesichts der Verlängerung, weil er sonst zum 31. Dezember 100 seiner Mitarbeiter hätte entlassen müssen.
Auch Richard Fischer, DGB-Kreisvorsitzender in Mühldorf verweist auf die Erfahrungen von 2008/2009: Schon damals habe sich das Kurzarbeitergeld bewährt. Auf Dauer sei es aber kein Allheilmittel, da müsse man andere Wege finden, auch innerbetrieblich. Betriebsräte seien meist sehr pragmatisch und wüssten, was im Betrieb möglich sei. „Die Sache ist noch nicht gegessen. Wir erwarten 2021 erhebliche Einbrüche im Bereich Dienstleistungen, Tourismus und Gastronomie.“
In diesen Bereichen ist es seit Monaten schwer. So hat die Privatmolkerei Bauer keine Kurzarbeit anmelden müssen, der zum Konzern gehörende Bauer Frischdienst, der Gastronomie, Kantinen und Großküchen beliefert, hingegen schon. Da überrascht es nicht, dass das Wasserburger Unternehmen die Verlängerung des Kurzarbeitergeldes generell für ein sehr sinnvolles Instrument hält.
Stefan Neumann, kaufmännischer Geschäftsführer Brückner Maschinenbau in Siegsdorf, sagt: „Gott sei Dank müssen wir hier bei Brückner Kurzarbeitergeld nicht in Anspruch nehmen. Für die Wirtschaft insgesamt ist die Verlängerung aber eine gute Stütze.“
Das sieht auch Rosenheims Kreishandwerksmeister Gerhard Schloots so. Er kennt Betriebe, die Kurzarbeit hatten und haben, denen das Kurzarbeitergeld hilft, zu überleben bis die Konjunktur wieder anspringt. „Und sie läuft ja langsam wieder an. Ich hoffe nur, dass Reiserückkehrer und Partygänger sich vernünftig benehmen und es nicht zu einem zweiten Lockdown kommt.“
Neider aus Asien
und den USA
Joachim Mayer, Vorsitzender der Industriegemeinschaft Waldkraiburg/Aschau und Geschäftsführer eines international agierenden Unternehmens im Bereich technische Keramik hat sich über die „gute Entscheidung“ des Koalitionsausschusses sehr gefreut, weil sie Unternehmen wie Arbeitnehmern Planungssicherheit bis Ende 2021 gibt. „Meine Kollegen in Asien und vor allem in den USA beneiden uns sehr um das Kurzarbeitergeld.“ Mayer bescheinigt der Agentur für Arbeit gute Arbeit, die Abwicklung sei top. Das dürfte den stellvertretenden Leiter und Leiter des operativen Geschäfts der Agentur für Arbeit Rosenheim, Michael Vontra, freuen. Der sagt: „Wir werden weiterhin unsererseits alles tun, diese Leistung schnell auszuzahlen. Gleichzeitig stehen wir den Arbeitgebern beratend zur Verfügung, um die Zeit der Kurzarbeit auch für Qualifizierung der Beschäftigten zu nutzen.“ Sylvia Hampel