Mühldorf – Mit einem selbst entwickelten Produkt will sich der Mühldorfer Sondermaschinenbauer Kluger-Prokutec ein neues Geschäftsfeld erschließen. Die selbst entwickelte Maschine soll den Einstieg in die Labortechnik bringen. Gebaut hat Kluger-Prokutec die Maschine für ein Schweizer Unternehmen, das Milch prüft.
Hohe Anforderung
an die Maschine
Eine Million Euro kostet der Automat, der computergesteuert dafür sorgen muss, dass bis zu 4000 Milchproben pro Stunde auf acht Labormaschinen verteilt werden. „Wir mussten die gesamte Prüfanlage automatisiert verketten“, beschreibt Produktentwickler Josef Kluger die besondere Herausforderung des Auftrags. Das heißt: Vom Depotschrank aus verteilt der Automat die kleinen Plastikbehälter mit den Milchproben zu den anschließenden Laborgeräten.
Ein Besuch in der Werkhalle im Mühldorfer Industriegebiet zeigt, welche Herausforderungen zu bewältigen waren. Die Techniker Werner Filser und Florian Fiebiger sitzen über zwei Laptops gebeugt hinter der Maschine, die in rasender Geschwindigkeit im Probebetrieb arbeitet. Roboterarme greifen unablässig kleine Plastikbehälter, die mit Wasser statt Milch gefüllt sind, drehen sie, bis oben auch tatsächlich oben ist. Unter Stroboskopblitzen liest ein Scanner Barcodes, ein Chip überträgt Infos über das Probenziel. Fließbänder führen unablässig neue Behälter zu, bis die ganze Maschine stehen bleibt. Eine Probe hat sich verkantet, Fiebinger muss mit der Hand nachhelfen, Filser überprüft auf seinem Laptop die Programmierung.
Hohe Automatisierung, der Umgang mit Flüssigkeit, der große Durchsatz, die mehrfache Zuordnung der Proben zu unterschiedlichen Tests: Eine solche Verteilmaschine ist hohen Belastungen ausgesetzt. „Jeder Fall muss risikotechnisch abgedeckt sein“, sagt Kluger. Deshalb besteht die Maschine aus verschiedenen Modulen, die bei Störungen unabhängig voneinander laufen oder mit der Hand betrieben werden können.
Fast alle Teile der Maschine sind in Mühldorf konstruiert und gebaut worden, nur wenig hat Kluger-Prokutec zugekauft, wie Geschäftsführer Christoph König schildert. „Durch hohe Fertigungstiere wollen wir Komplettlösungen liefern“, sagt er. Das gilt für die Elektronik genauso wie für die Robotertechnik. „Dann hat der Kunde nur einen Ansprechpartner, wenn es Probleme gibt.“ Diese Anlage sei nicht nur im Laborbereich einsetzbar, sondern in vielen anderen automatisierten Betrieben. „Dafür müssen wir bekannt werden“, sagt König.
Seit Januar gehört der Sondermaschinenbauer Kluger zum Rosenheimer Unternehmen Prokutec und trägt seitdem beide Namen. 27 Mitarbeiter sind in Mühldorf beschäftigt, ausschließlich Fachkräfte, die Hälfte ist als Meister, Techniker oder Ingenieur qualifiziert. Josef Kluger (64) ist Gründer des Sondermaschinenbauers und weiterhin als Produktentwickler tätig. Markus Honervogt