Gars – Wie viele handwerkliche Branchen klagt auch die Bauwirtschaft in der Region über einen Fachkräftemangel und einen stetigen Rückgang von Auszubildenden.
Laut eines Berichts der Bayerischen Bauinnungen ist die Anzahl der Auszubildenden zwischen 2009 und 2019 um 2,1 Prozent zurückgegangen. Der Ausbildungs- und Fachkräftereport der Soka-Bau aus dem Jahr 2018 spricht außerdem davon, dass 15 bis 25 Prozent der Unternehmen im Baugewerbe einen Fachkräftemangel melden, der sie in ihrer Praxis einschränkt.
Diesem Mangel hat die Bayerische Bauwirtschaft nun auf kreative Weise den Kampf angesagt, mit einer Nachwuchssuche der besonderen Art. Schon im Kindergartenalter werden die Baumeister von morgen gesucht – zuletzt im Kinderhaus St. Antonius in Gars.
Die Initiative „Baumeister gesucht“ will das Handwerk wieder in den Kindergartenalltag eingliedern, erklärt Marc Pompetzki, Sprecher der Aktion. „Wir haben gemerkt, dass immer weniger Kinder mit dem Bauhandwerk in Kontakt kommen.“
Die Bauwirtschaft stellt den Kindergärten deshalb eine Werkbank zur Verfügung. Zudem bekommen sie einen „Baumeister-Paten“ aus einem regionalen Unternehmen zur Seite gestellt. Für die Kinder aus Gars war dies Sophie Maier vom Baugeschäft Wilhelm Grundner aus Soyen. „Die Kinder waren alle mit Feuereifer dabei“, erzählt Maier. Als Patin steht sie dem Kindergarten auch in Zukunft bei der Umsetzung von Bau-Projekten und Baumeister-Tagen zur Seite.
Ein weiteres Ziel der Initiative ist die Schulung der Erzieher und Erzieherinnen. „Wir wollen ihnen die Angst nehmen“, erklärt Pompetzki, denn oft werde in Kitas von handwerklichen Tätigkeiten abgesehen – aus Sorge, die Kinder könnten sich verletzten. Das diese Sorge unbegründet ist, zeigte sich in Gars.
Für Kinderhaus-Erzieherin Anita Heinrich war sie deshalb ein voller Erfolg. „Wir hatten eine zweistündige Schulung, in der wir Tipps zum kindergerechten und sicheren Umgang mit Werkzeugen erhielten“, so Heinrich. Die Aktion sei sehr hilfreich gewesen, berichtet sie. „Die Ratschläge lassen sich gut in unseren Alltag integrieren.“
Aber auch die Kinder schlüpften gerne in die Handwerkrolle. Unter Anleitung von „Harry Hammer“ und „Nicki Nagel“ durften sie an mehreren Stationen sägen, schleifen, hämmern und mauern. Am Ende hielt jedes Kind ein selbst gebautes Haus in den Händen. Die Gebäude wurden zu einer kleinen Stadt zusammengestellt. Zum Abschluss gab es noch eine Urkunde.
Ob diese frühe Nachwuchsförderung funktioniere, so wie sich die Bauwirtschaft dies vorstelle, lasse sich jetzt noch nicht sagen, erklärt Pompetzki. „Es steht noch nicht fest, wie lange diese Aktionen nachwirken.“ Es gebe schließlich noch keine Daten, wie viele der Kinder später eine Ausbildung im Bauhandwerk anstreben würden.
„Aber die Kindergärten, bei denen wir waren, handwerken mehr. Zum Teil haben sie es sogar in ihren Jahresplan integriert.“ Auch Kindergärtnerin Heinrich plant mehr handwerkliche Tätigkeiten in der Zukunft. Sophia Huber