Waldkraiburg – Seit über vier Jahrzehnten ist Josef Lindl- mair bei der Firma Miraphone, 25 Jahre davon als Vorstand, so lange wie niemand vor ihm. Und alles begann mit einer Metallblasinstrumentenlehre bei der Waldkraiburger Firma, die weltweit zu den größten Instrumentenherstellern zählt.
1979 trat der passionierte Baritonspieler in das Unternehmen ein. 1990 legte er seine Meisterprüfung ab. Schon ein Jahr später wurde er in den Aufsichtsrat gewählt, wo unter anderem die Produktionsplanung zu seinen Aufgaben zählte. Vor 25 Jahren wurde er dann in den Vorstand bestellt.
In 25 Jahren große
Veränderungen
Er ist der Mann der Geschäftszahlen, dank seiner Planung ist das Unternehmen, das als Produktivgenossenschaft organisiert ist, handlungs- und beschlussfähig, um auf dem Weltmarkt zu bestehen. Die Miraphone ist mit ihren qualitativ hochwertigen Blechblasinstrumenten Musikern auf der ganzen Welt ein Begriff, insbesondere auch in den USA. Auf diesen Markt entfielen in den vergangenen Jahren fast 40 Prozent des Gesamtumsatzes. Knapp dahinter folgt der heimische Markt mit 35 Prozent. Über Jahre hinweg habe sich die Miraphone stabil mit dem internationalen Markt entwickelt, gerade im Tubenbereich, einem Schwerpunkt des Unternehmens. 92 Mitarbeiter brachten es zuletzt auf einen Jahresumsatz von sechs Millionen Euro.
Heuer werde diese Marke nicht erreicht. Die Corona-Krise hat auch dem Waldkraiburger Instrumentenbauer einen schweren Schlag versetzt. „Durch Corona hat sich alles verändert, die ganze Blasinstrumenten-Kultur geht verloren“, bedauert der 56-Jährige. „Keiner verdient mehr Geld, keiner kauft mehr teure Instrumente.“
Bis August konnte das Unternehmen wohl dank längerfristiger Aufträge noch gute Zahlen schreiben. Danach seien die Umsätze eingebrochen. Einer der Gründe dafür sei das Testen der Instrumente, das für einen Hersteller vom Rang Miraphone besonders wichtig ist: Ein Probespielen teurer Instrumente sei durch die Corona-Maßnahmen nicht möglich und mache den Kauf eines neuen Instruments deshalb leider unattraktiv, so der Vorstand. Trotz Einschränkungen im Unternehmen sei der Zusammenhalt nach wie vor gut. Bislang mussten noch keine Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt werden.
Seit der Gründung des Unternehmens im Oktober 1946 durch Musikinstrumentenbauer aus dem böhmischen Graslitz ist die Miraphone eine Produktivgenossenschaft. Das schlage sich in der Unternehmensphilosophie nieder, sagt Lindlmair: „Einer für alle, alle für einen.“
Der Genossenschaftsgedanke spiele bis heute eine große Rolle. Wichtige Entscheidungen werden in der Genossenschaft gemeinsam getroffen, die Beteiligung externer Investoren ist ausgeschlossen. Neben einer starken Identifikation mit dem Unternehmen wird auf diese Weise große Leistungsbereitschaft erreicht.
Josef Lindlmair sei sehr nah an seinen Mitarbeitern dran. „Jeder kann zu ihm kommen, er hat immer ein offenes Ohr“, sagt Mitarbeiterin Eva Staudinger über den Vorstand. Das komme vor allem daher, dass der Aschauer seit seiner Jugend im Unternehmen ist, in der Produktion anfing und mit der Miraphone über viele Jahre mitgewachsen ist.
Wer bei Miraphone arbeitet, stellt nicht nur Instrumente her, sondern macht in der Regel auch Musik. 30 Jahre lang hat der Vorstand selbst in verschiedenen Orchestern und Kapellen gespielt. Auch auf dem Oktoberfest ist er aufgetreten. Jetzt spielt Lindlmair nur noch im Privaten, vorausgesetzt Corona lässt es zu. Sein großer Wunsch für die Zukunft? „Dass man endlich wieder Musik machen darf!“