5G: Wirtschaft in der Warteschleife

von Redaktion

Während viele Bürger den neuen Mobilfunkstandard 5G kritisch sehen, warten Unternehmen aus der Region darauf, dass die Technologie ihnen bald flächendeckend zur Verfügung steht. Oder werden selbst aktiv.

Rimsting/Traunstein/Mühldorf – Große Datenmengen einfacher übertragen, Datenkommunikation in Echtzeit, mehr Bandbreite: Die Versprechen des neuen Mobilfunkstandards 5G an die Wirtschaft sind verlockend. Seit 2019 arbeiten Anbieter wie Telekom und Vodafone daran, 5G in Deutschland zu verbreiten, doch noch landet man oft im Funkloch oder bei einem Mobilfunkstandard unter dem Niveau von 4G.

Miserabler Empfang
auf der Autobahn

Das ist in weiten Teilen des Chiemgaus der Fall, wie Andreas Doubrava, Geschäftsführer der Serra Maschinenbau GmbH aus Rimsting, beklagt: „Ich pendle sehr häufig auf der A8 zwischen Rosenheim und Österreich, telefoniere aber zwischen Siegsdorf und Salzburg prinzipiell nicht mehr, da entweder kein Empfang herrscht oder Gespräche sofort wieder abreißen.“ Was 5G betreffe, so begrüße man aus Unternehmenssicht jeden Fortschritt hinsichtlich Vernetzung und Digitalisierung: „Wir erwarten uns neben einer besseren Anbindung der IT-Infrastruktur zu Konzerngesellschaften oder Lieferanten auch Vorteile im Produktportfolio, da hier das Thema Vernetzung – Stichwort „Industrie 4.0 – immer wichtiger wird“, so Doubrava. Doch die Aussichten für Serra, die neue Technologie bald nutzen zu können, sind nicht gerade rosig: In der Gemeinde Rimsting herrscht eher 5G-Skepsis, was sich am Widerstand der Kommunalpolitik gegen Funkmasten und an einer neu gegründeten Bürgerinitiative gegen 5G zeigt. „Für uns hört sich die 5GDiskussion daher wie eine Farce an“, sagt Doubrava. Schnelles Internet gebe es am Firmenstandort nicht, der Mobilfunk-Empfang sei „miserabel“.

Das hört auch Bernhard Kux oft von Unternehmen auf dem Land. Kux ist Referent für Informations- und Kommunikationswirtschaft mit Schwerpunkt Digitalisierung bei der IHK. Er berichtet von einer Unternehmensumfrage aus 2019, in welcher die Befragten generell den Wunsch nach einer funktionierenden Basisversorgung mit 4G äußerten, noch bevor man von 5G zu träumen wage. Das bestätigt Dr. Birgit Seeholzer, Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderungs GmbH des Landkreises Traunstein. Sie ist aber sicher, dass 5G rasch an Relevanz gewinnen wird. Ihr Team erhalte laufend Anfragen zum Thema, „vom kleinen Planungsbüro bis zum Kranverleiher“. Ausschlaggebend sei oft, dass große Datenvolumina transferiert werden müssten. Sie sieht in 5G eine Zukunftstechnologie, auch wenn sie vermutlich erst einmal in Ballungsräumen realisiert werde – es sei denn, Unternehmen setzten auf eigene Campus-Lösungen.

An einem solchen, eigenen 5G-Netz arbeitet man zum Beispiel beim Agrartechnik-Spezialisten Fliegl in Mühldorf. Kein ganz einfacher Weg, wie Jörg Bornholt, Fachinformatiker bei Fliegl, erläutert: Ein spezieller Dienstleister analysiere zunächst unter anderem das Firmengelände auf seine Eignung, etwa um Emissionen auszuschließen. Dann müsse ein Lizenzantrag bei der Bundesnetzagentur gestellt werden. „Ein solches 5G-Netz würde in dem dafür vorgesehenen Frequenzbereich für Unternehmen von 3,7 bis 3,8 Gigaherz auf unserem Betriebsgelände errichtet werden“, schildert Bornholt.

Beim digitalen
Wandel vorn dabei

Von 5G erwartet man sich bei Fliegl, dass es die Anbindung oder Lokalisierung von Maschinen, Staplern, Terminals und weiterem Gerät erleichtert. Und es gehe auch darum, beim digitalen Wandel vorn mit dabei zu sein.

Neben Firmen, die in der Warteschleife hängen, und solchen, die schon auf dem Sprung zur neuen Technologie sind, gibt es solche, die sich ihre Nische gesucht haben: Beim Konstruktionsbetrieb Jell in Bernau schätzt man zwar, dass 5G in der Kommune Anfang 2021 kommen könnte. „Als Unternehmen sind wir davon aber nicht abhängig und würden es auch nicht fordern“, erklärt Geschäftsführer Gregor Jell. Seine Strategie: „Wir setzen bei uns als kabellose Lösung Richtfunk ein. Das bietet eine „Punkt zu Punkt“-Anbindung.“

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