Mühldorf – Viscotec in Töging hat sich nicht nur geschäftlich spezialisiert. Auch in Sachen Mitarbeiterpflege ragt die Firma unter anderen heraus. Jetzt wurde sie für Familienfreundlichkeit ausgezeichnet. Und die beginnt schon beim Chef.
Viscotec gibt es in Töging seit 23 Jahren. Das Unternehmen ist auf industrielle Pumpen- und Dosiertechnik spezialisiert: „Wenn Dr. Oetker die Tomatensauce besser auf seinen Fertigpizzen verteilen will, haben wir die Lösung“, sagt Sebastian Gerauer. Der dreifache Familienvater ist seit sechs Jahren bei der Firma an der Töginger Autobahnausfahrt tätig und leitet dort die Abteilung „Hygienic Solutions“.
Auch der Chef
hat drei Kinder
In dieser Zeit sind seine drei Kinder geboren, keine Einschränkung für die Arbeit, wie Kollegin Barbara Burkhard bestätigt. „Wir haben hier sehr flexible Möglichkeiten.“ Vor 14 Jahren wurde sie von „Deutschlands familienfreundlichstem Maschinen- und Anlagenbauer“ ausgebildet. Vor gut zwei Jahren bekam sie Tochter Charlotte, nach einer Teilzeitphase arbeitet sie jetzt wieder Vollzeit. Die 29-Jährige ist am liebsten sehr früh im Büro, „damit man vom Nachmittag mit der Familie noch etwas hat“.
Die Auszeichnung als familienfreundlichster Arbeitgeber erhielt das Töginger Unternehmen von der Zeitschrift Freundin in Zusammenarbeit und dem Arbeitgeber-Bewertungsportal kununu.com. Seit fünf Jahren wird dort jährlich ein Ranking der am besten bewerteten Unternehmen aus 30 verschiedenen Branchen erstellt. In diesem Jahr flossen die Bewertungen von zwei Millionen aktuellen und ehemaligen Mitarbeitern sowie den Bewerbern von 200000 Unternehmen ein.
Zu den Angeboten bei Viscotec gehören neben den familienfreundlichen Arbeitszeiten, betriebliche Altersvorsorge, Kinderbetreuung. Gerade in diesem Bereich ist Viscotec besonders stark und übernimmt jeden Monat bis zu 250 Euro Betreuungsgebühren für jedes Kind der Mitarbeiter.
Seit gut einem Monat hat Viscotec die Arbeitszeiten noch einmal flexibler gemacht, nicht zuletzt, um auch in Zeiten von Corona die Familie und den Job besser in Einklang zu bringen: „Klar muss jeder auf seine Stunden kommen, aber wichtiger ist die Abstimmung untereinander und dass die Arbeit erledigt wird“, erklärt Sandra Demmelhuber die Abschaffung der Kernzeit. Über ein spezielles Firmennetz können die 250 Mitarbeiter Dokumente und Termine ihrer Teams individuell abrufen.
Geschäftsführer Senftl weiß aus eigener Erfahrung, dass eine Familie besonderer Aufmerksamkeit bedarf. Deswegen ermutigt er männliche Kollegen in Elternzeit zu gehen. „Herr Senftl hat mir gesagt, dass er enttäuscht wäre, wenn ich mir diese Zeit nicht nehmen würde!“, erzählt Mitarbeiter Sebastian Gerauer.
Dass diese familienfreundlichen Strategien aus der Chefetage weit mehr, als Gerede sind, bestätigt auch die Personalabteilung: „Wir haben da unsere Fahrzeug-Policy“, sagt der Manuel Hönig und weist auf ein Dokument hin, in dem Mitarbeiter mit drei oder mehr Kindern erfahren, dass der Firmenwagen ein Großraumfahrzeug sein kann. Das sei keineswegs nur ein Privileg für leitende Angestellte, betont auch Abteilungsleiter Gerauer.
Zu Firmenfeiern sind stets Partner und Kinder eingeladen, in den vergangenen Jahren besuchte der Nikolaus samt Knecht Ruprecht und zwei Engeln die Mitarbeiter und ihre Familien. Nicht zu vergessen, der Viscofant, den jedes Erstgeborene bekommt: „Den Elefanten liebt meine Tochter“, sagt Burkhard über die Freude, die noch länger hält, als der obligatorische Blumenstrauß für die Mütter. Wen die Kinder noch nicht für genügend auf Trab halten, darf auf Firmenkosten im Fitnessstudio trainieren, günstige Funktionskleidung mit Firmenlogo gibt es in allen Größen.
Eigener
Kindergarten?
Eher nicht
Bei der Frage, ob angesichts der rund 20 Mitarbeitern mit Kindern ein eigener Kindergarten sinnvoll sei, wird klar, dass dieser Gedanke nicht zum ersten Mal kam: „Da gibt es unheimlich hohe Auflagen hinsichtlich Brandschutz, und Hygiene“, bedauert Manuel Hönig, „außerdem sind wir dafür noch zu klein und die Bedürfnisse zu unterschiedlich“. Er hält mittelfristig eher eine Kantine für machbar, die die Mitarbeiterzuschüsse für regionale Restaurants ablösen könnte.