Frasdorf – Wie verhält sich die Flüssigkeit beim Schwenken? Wie schmeckt der Wein? Wie sind Farbintensität und Nachhall? Denn auch die entscheiden über die Qualität eines Weines. Und diese beurteilten kürzlich 27 PAR-Verkoster aus Deutschland und Europa für die WINE System AG in Daxa bei Frasdorf – in Zeiten von Corona allerdings nicht bei einer realen Weinprobe, sondern in einem Internet-Forum.
Wochenende zum
Jubiläum geplant
Eigentlich war zum zehnten Jubiläum des PIWI-Weinpreises ein langes Wochenende mit Verkostung geplant, doch dann wurde es – pandemiebedingt – eine „Degustation 2.0“. Einen Weinwettbewerb mit 413 Weinen aus 14 Ländern online zu organisieren, bedeutet schon im Vorfeld eine ganz schöne Herausforderung, berichten Brigitte Wüstinger von WINE System und Martin Darting, ausgebildeter Winzer, Sensorik-Experte, Initiator des Biofach-Weinpreises und Dozent für PAR-Verkoster. So wurden erst die „Flights“, also die Reihenfolge der Verkostung, festgelegt, dann wurden die Flaschen, natürlich anonymisiert, quer durch ganz Europa verschickt, und am vergangenen Wochenende dann bei einem zusammengeschalteten online-Form verkostet.
Zwei Verkoster-Teams aus der Region waren zwar in Daxa, aber die meisten Verkoster aus Deutschland, Belgien und Spanien testeten in Zweierteams, verbunden mit Headset und PC sowie einem Weinglas in der Hand, die unterschiedlichsten Weine vor dem Computer.
Für Brigitte Wüstinger ist das Wein-Wochenende trotz der aufwendigen Vorarbeiten eine großartige Erfahrung, denn anders als bei der letztjährigen Weinprobe in einem angenehmen Ambiente auf der Seiseralm bei Bernau stehe die diesjährige Verkostung ganz im Zeichen einer „einsamen“ Verkostung allein vor dem PC: „Eine „nüchterne Atmosphäre“, in der man sich allein auf den Wein konzentriert. Dies sei einer der Vorteile, wenn auch der fachliche Austausch reduzierter ist.
Eine Weinverkostung heißt „nicht einfach nur trinken und beurteilen,“ ergänzt Darting, sondern hier sind als erstes Augen und Nase gefragt, ehe der Gaumen entscheidet. Die PAR-Methode gehe noch weiter, so Darting. Die geprüften und sensorikgeschulten PAR-Verkoster (es sind ausschließlich PAR-Certiefied Master zugelassen) orientieren sich zuerst an messbaren Kriterien wie Aroma, Säure oder Süße. Im zweiten Schritt beurteilen sie diese Kriterien – beziehungsweise wie gut diese erfüllt sind – in Bezug auf den Wein und seine Herkunft, auf seine Marktchancen. Und erst im dritten Schritt werden die Weine tatsächlich gekostet.
Die Vorteile der PAR-Methode liegen für Darting auf der Hand: „Sie ermöglicht Erzeugern, ihr Produkt entsprechend zu verbessern“, sie gebe Winzern und Händlern darüber Auskunft, inwiefern ein Wein dem Geschmacksbild der Kunden in ihrem Zielmarkt entspreche. Denn: „Alle Kriterien und Bewertungen werden transparent und übersichtlich dokumentiert.“
Er wolle die gängige Praxis nicht schlecht machen, betont Darting, aber der Erfolg der PIWI-Methode habe sich manifestiert. So werde die WINE System Datenbank mit über 40000 Weinen in der Fachwelt als umfassendes Informationsportal geschätzt und diene in vielen Bereichen als wichtiges Handwerkszeug.
Austausch zwischen
Forschern und Züchtern
Der Verein PIWI International fördert seit 20 Jahren den Informationsaustausch zwischen Forschung, Rebzucht und Weinbau. „PIWI“-Weine sind neue Weinsorten, die Pilzen wie echtem und falschem Mehltau widerstehen, die damit den Einsatz von Hilfsmitteln wie Fungiziden im Weinberg minimieren. Und die schon bei der Kreuzung der Sorten so angelegt werden, dass sie mit dem Klimawandel zurechtkommen. Denn die steigenden Temperaturen mindern die Säure in den Trauben. Die ist aber bei einer Scheurebe oder einem Traminer enorm wichtig.
Wein sei ein Kulturgut, und damit er das bleibe, brauche es vor allem in Zeiten des Klimawandels messbare Qualitätskriterien, ist Darting überzeugt. Notfalls eben mit einer Degustation 2.0.Elisabeth Kirchner