Novemberhilfe

„Ein sehr, sehr wichtiges Mittel“

von Redaktion

Knapp neun Millionen Euro Überbrückungshilfe für Unternehmen in der Region

Rosenheim/Mühldorf – „So bleiben die Grundpfeiler unserer Wirtschaft erhalten“: Zufrieden über das Instrument der Überbrückungshilfe hat sich Andreas Bensegger von der Industrie- und Handelskammer (IHK) geäußert. Wie der Vorsitzende des IHK-Regionalausschusses Rosenheim mitteilte, sind mehr als 5,1 Millionen Euro an 474 Antragsteller in Stadt und Landkreis Rosenheim ausgezahlt worden. „Die Wichtigkeit der Überbrückungshilfe schätze ich als sehr, sehr hoch ein“, sagte Bensegger den OVB-Heimatzeitungen.

Eindämmung
von Missbrauch

Thomas Bugl, Wirtschaftsdezernent der Stadt Rosenheim, teilt die Einschätzung. „Die Überbrückungshilfe ist das einzige finanzwirtschaftliche Instrument, mit dem Unternehmen, deren Umsätze zwangsweise coronabedingt eingebrochen sind, überhaupt noch unterstützt werden können.“ Ausgesprochen positiv sehen beide auch die Abwicklung des Programms über die IHK. „Es ist schlau, dass die IHK darauf Wert gelegt hat, dass entsprechende Anträge nur über Steuerberater, Anwälte, Wirtschaftsprüfer etc. eingereicht werden dürfen“, sagt Bugl. „Damit ist gewährleistet, dass – im Gegensatz zur Soforthilfe – Missbrauch eingedämmt werden kann.“

Viele Hilferufe
vom Gastgewerbe

Durchschnittlich wurden pro Antrag in der Stadt 11200 Euro und im Landkreis 10600 Euro gezahlt. In keiner Sparte riefen so viele Betriebe nach Hilfe wie im Gastgewerbe. Der größte Anteil der Anträge in der Stadt Rosenheim wurde dem Gastgewerbe bewilligt – 32 Prozent. Im Landkreis kam jeder vierte bewilligte Antrag aus dem Gastgewerbe. „Die Gastronomie konnte schon beim ersten Lockdown nichts einnehmen“, sagte Bensegger, jetzt sei sie wieder besonders betroffen. Darüber hinaus hätten Wirte auch den Sommer über nur mit stark verringerten Kapazitäten wirtschaften dürfen, ohne Aussicht, auf den normalen Umsatz zu kommen. „Was aber wäre unsere Region ohne die Gastronomie?“, fragt Bensegger.

Unterstützung
für Reisebüros

Der vergleichsweise hohen Anzahl an Bewilligungen zum Trotz: Die höheren Summen wurden an Firmen in anderen Bereichen ausgeschüttet. Mit insgesamt rund 470000 Euro oder 34 Prozent führen „sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen“ in der Stadt Rosenheim. Es folgt das Gastgewerbe mit 407000 Euro (29 Prozent). Im Landkreis Rosenheim lag der Anteil der „sonstigen Dienstleistungen“ bei deutlich über einer Million, nämlich bei 1173000 Euro oder 32 Prozent der Gesamtsumme. Das Gastgewerbe kam auf 1128000 Euro oder 30 Prozent.

Mehr Anträge, insgesamt etwas weniger Geld fürs Gastgewerbe? Das hängt nach Auskunft der IHK mit zweierlei Faktoren zusammen. Erstens konnten viele Betriebe im Gastgewerbe in den entscheidenden Monaten Juni, Juli und August dank Sommerfrischlern wieder Boden gutmachen.

Zweitens haben die „sonstigen wirtschaftlichen Dienstleister“ höhere fortlaufende Fixkosten geltend machen können. Zu ihnen gehören Reisebüros, die mit hohen Provisionen in Vorleistung gegangen waren, bevor ihre Buchungen abstürzten. So erklärt es sich, dass in der Stadt Rosenheim die durchschnittliche Unterstützung beim Gastgewerbe etwas über 10000 Euro, bei den Dienstleistern aber über 33000 Euro lag. Mit einem Schnitt von fast 17000 Euro, 135000 Euro insgesamt, lag die Branche „Kunst, Unterhaltung und Erholung“ an dritter Stelle.

Im Landkreis lagen sonstige Dienstleistung mit einem Durchschnitt pro Antrag von fast 27000 Euro vorn, vor dem Baugewerbe (Durchschnitt 22000 Euro, aber nur 2 Prozent der Anträge) und dem Gastgewerbe (13000 Euro). Geschwächt sieht sich die Kfz-Sparte. Jeder siebte Antrag kam von Handel und Werkstätten, insgesamt wurden fast 260000 Euro gezahlt.

„Stark von der Krise betroffen“ sieht Andreas Bensegger Gastronomie, Hotellerie, Reisebüros, Veranstaltungswirtschaft, Einzelhandel und viele Dienstleister. Sie bräuchten weitere Unterstützung durch das November-Programm.

3,6 Millionen für
Nachbarlandkreise

Im Landkreis Mühldorf sind bislang mehr als 1,2 Millionen Euro an 105 Antragsteller ausgezahlt worden. Insgesamt gingen 111 Anträge von Betrieben mit Sitz im Landkreis ein, auf die durchschnittlich 11500 Euro ausgezahlt wurden.

Von den bewilligten Anträgen kamen 31 Prozent vom Hotel- und Gaststättengewerbe, 16 Prozent von der Auto-Branche. Reisebüros und Veranstalter meldeten sich auch in Mühldorf, mehr als jeder zehnte bewilligte Antrag kam von ihnen. Auch in der Region Mühldorf zeigte sich das Gastgewerbe hilfsbedürftig – und erhielt 392000 Euro, mehr als jede andere Branche. Betriebe „sonstiger wirtschaftlicher Dienstleistungen“ kamen auf 230000 Euro, das verarbeitende Gewerbe auf 180000 Euro.

Ähnlich sieht es im Landkreis Traunstein aus. Dort wurden fast 2,4 Millionen Euro an 162 Antragsteller ausgezahlt. Insgesamt gingen 179 Anträge ein. Die durchschnittliche Auszahlung je Antrag beträgt 14600 Euro.

28 Prozent aus
dem Gastgewerbe

Von den anerkannten Anträgen kamen 28 Prozent vom Gastgewerbe, 14 Prozent von den wirtschaftlichen Dienstleistern. Jeweils zehn Prozent der bereits ausgezahlten Anträge kamen von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen sowie Betrieben der Kunst-, Unterhaltung- und Erholungsbranche. Auch in Traunstein wurden Dienstleister wie Reisebüros und Veranstalter besonders gefördert. Mit 1,2 Millionen Euro empfangen sie deutlich mehr als Gastgewerbe (345000 Euro) und Kultursektor (170000 Euro).

Frist beachten

Nach einer Mitteilung der Industrie- und Handelskammer München und Oberbayern sind über 93 Prozent der Anträge auf Überbrückungshilfe I bearbeitet und entschieden. Während die Bearbeitung dieser Anträge in den Endspurt geht, stapeln sich schon die Anträge für die sogenannte „Novemberhilfe“: Für die Überbrückungshilfe II, die für die Monate September bis Dezember Zuschüsse zu den Betriebskosten gewährt, können noch bis 31. Dezember Anträge gestellt werden.

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