Rosenheim – Nach Wochen und Monaten des Tauziehens endlich die Einigung: Danone und der Betriebsrat des Werks in Rosenheim haben sich auf einen Sozialplan für die Menschen geeinigt, die mit der Schließung der Molkerei am 31. Juli 2021 ihren Job verlieren werden.
„Wir haben eine Einigung mit dem Betriebsrat erzielt“, bestätigte Unternehmenssprecher Stefan Stohl gestern Abend auf Nachfragen der OVB-Heimatzeitungen. „Es ist eine faire Einigung in Bezug auf den Sozialplan, mit einer adäquaten Absicherung.“ Details des Abschlusses werde man zu gegebener Zeit bekannt geben, sagte Stohl, und zwar in enger Abstimmung mit dem Betriebsrat.
Die rund 160 Beschäftigten bei Danone in Rosenheim dürften die Nachricht als Silberstreif am Horizont wahrnehmen. Bereits im Januar hatte Danone angekündigt, seinen Standort in Rosenheim bis Juli kommenden Jahres zu schließen, es hatte sich ein zähes Ringen um Abfindungen und einen Sozialplan angeschlossen.
Abspecken in
der Pariser Zentrale
Die Corona-Pandemie verschlechterte die Lage des Lebensmittelkonzerns weiter. Nun sah sich die Konzernspitze in Paris zu Einsparungen und Umstrukturierungen veranlasst, um besser auf die Krise reagieren zu können. Am Montag verkündete das Unternehmen seinen neuen Kurs. Bis 2023, so heißt es, will man bis zu einer Milliarde Euro an jährlichen Kosten einsparen. Dazu sollen unter anderem bis zu 2000 Stellen in der Verwaltung wegfallen. Das teilte Danone am Montag in der französischen Hauptstadt mit. Allein dort, in der Konzernzentrale, könnte damit ein Viertel der Stellen wegfallen. Der Umbau kostet auch, Danone rechnet mit 1,4 Milliarden Euro zwischen 2021 und 2023.
Bevor der große Umbau beginnt, hat Danone in Rosenheim offenbar klar Schiff gemacht. Auch auf Arbeitnehmerseite scheint die Erleichterung über den Abschluss der Verhandlungen groß zu sein. So bei Georg Schneider, Geschäftsführer der Region Rosenheim-Oberbayern der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten. Die Maximalforderung sei nicht durchgesetzt worden, sagte Schneider, aber das Ergebnis der Verhandlungen sei insgesamt als sehr gut zu bewerten.
Schneider hatte sich im Verlauf des Konflikts mit der Konzernleitung auch schon einmal anders geäußert. Selbst in der CoronaKrise arbeite der Standort profitabel, es herrsche Wut über die geplante Werksschließung und das Verhalten der Unternehmensführung, sagte er zum Beispiel anlässlich eines Streiks, zu dem die Gewerkschaft aufgerufen hatte, um den Druck auf Danone zu verstärken. Immer wieder traten die Arbeitnehmer in den Ausstand. Für Aufsehen sorgte vor allem eine Aktion kurz nach der Bekanntgabe der Schließung, als die Gewerkschaft in der Nacht das Werksgebäude anstrahlte.
Das Thema bewegte nicht nur die Angestellten und ihre Familien. Schließlich gehörte Danone seit Menschengedenken zur Rosenheimer Wirtschaft. „Management tritt 90 Jahre Tradition aus Rosenheim mit Füßen“ stand daher auch bei verschiedenen Gelegenheiten auf Plakaten zu lesen. In Oberbayern lässt Danone insbesondere Quark-Joghurt-Cremes herstellen. Vonseiten des Konzerns hatte es geheißen, die Auslastung des Rosenheimer Werks sei unbefriedigend.
Das Thema Danone in Rosenheim hatte auch die Politik beschäftigt. So setzte die Stadt Rosenheim erst im Oktober ein Zeichen für die Mitarbeiter des von der Schließung betroffenen Danone-Werks, mit einem Statement der Solidarität und der Aufforderung an die Unternehmensführung, einen fairen Sozialtarif anzubieten. Den Antrag hatte die SPD eingereicht, mit der Begründung, dass weit mehr als die Hälfte der 158 Mitarbeiter am Standort Rosenheim über 50 Jahre alt seien und für eine Anstellung bei Danone zum großen Teil ihre gelernten Berufe aufgegeben hätten.
Weiterhin
Gewerbegrund
Oberbürgermeister Andreas März (CSU) hatte sich skeptisch gezeigt. Jedes einzelne Schicksal sei tragisch, aber die Stadt solle sich in Verhandlungen eigentlich neutral verhalten. Die Stadt habe zudem ein Zeichen gesetzt, so habe er sich eingesetzt, dass ein Bebauungsplan aufgestellt wird. Der soll sicherstellen, dass das Gelände nach der Danone-Schließung im Juli 2021 weiter als Gewerbegrund genutzt wird.
Ab 31. Juli 2021 wird man sich darüber intensiver Gedanken machen können. Denn dann schließt das Werk in Rosenheim seine Tore für immer, aber immerhin auch nicht früher. Befürchtungen vor einem vorgezogenen Ende seien gegenstandslos, sagte Georg Schneider den OVB-Heimatzeitungen, „für uns ändert sich nichts“. Auch eine Sprecherin des Konzerns bestätigte: Am Termin werde auch nach Bekanntgabe der neuen Sparpläne festgehalten.