Rosenheim – Mit der Verlängerung des „Lockdown light“ bis zum 10. Januar sind nun alle Hoffnungen für Weihnachtsmarktfreunde verflossen, die da glaubten, im Advent vielleicht noch einen Hauch von Christkindlmarkt erhaschen zu können.
Und am Sonntag beschloss die bayerische Regierung in ihrem Zehn-Punkte-Programm, den Konsum von Alkohol in Innenstädten und sonstigen Orten unter freiem Himmel zu untersagen. Seitdem schenkt die Familie Fahrenschon in Rosenheim an einem Stand lediglich Tee und Kaffee aus. „Unser Umsatz ist auf fünf bis zehn Prozent des Vorjahres geschrumpft“, sagt Max Fahrenschon.
Vorbei sind auch die Hoffnungen der Glühweinproduzenten in unserer Region, die seit vielen Jahrzehnten Christkindlmärkte sowie zahlreiche andere regionale Weihnachtsmärkte und -veranstaltungen im gesamten Umland mit Wintergetränken wie Glühwein oder Punsch versorgten.
Glühweinabsatz fast
völlig weggebrochen
„Im November mussten wir insgesamt einen Umsatzrückgang von 60 Prozent verzeichnen. Im Dezember wird das fast 100 Prozent unserer Glühweinproduktion betreffen“, sagt Franz Stettner, Geschäftsführer der Edelobstbrennerei & Weinkellerei Franz Stettner & Sohn GmbH aus Kolbermoor, der seinen Glühwein in ganz Deutschland und bis in die Schweiz hinein verkauft. Ganz ähnlich sieht es in Rohrdorf bei der ORO Obstverwertung eG aus, die ausschließlich regional unterwegs ist. Auch hier spricht Geschäftsführer Joachim Wiesböck von einem rapiden Umsatzrückgang von 40 Prozent im November und prognostiziert für Dezember nochmals mindestens die gleiche Größenordnung. Die ORO kann einen Teil ihres Geschäfts mit dem Vertrieb des Heißgetränks über den Einzelhandel kompensieren, was der Firma Stettner schwerer fällt, weil sie vornehmlich auf Großabnehmer gesetzt hatte.
„Das Problem haben wir insbesondere deshalb, weil wir die Glühweinproduktion bereits im Sommer vorbereiten müssen. Während unsere Kunden noch bei sommerlichen Temperaturen das Schwimmbad besucht haben, haben wir schon mit den vorweihnachtlichen Planungen begonnen“, beschreibt Wiesböck das Dilemma der Glühweinproduzenten, denn „im Sommer haben wir an eine Ausweitung der Pandemie und einen vorweihnachtlichen Teil-Lockdown noch nicht gedacht“. „Alle Gewürze, die zur Rezeptur gehören, wie zum Beispiel Koriander, Zimt oder Anis müssen wir im Sommer frühzeitig ordern, um uns auf die Produktion vorzubereiten. Flaschen und Großverpackungen müssen organisiert und Etiketten produziert werden“, erklärt Franz Stettner.
Zwar würde sich der Glühwein bis zum kommenden Jahr halten, denn für Glühwein auf Weinbasis gebe es kein Verbrauchsdatum, aber die Lagerkapazitäten brauche er im kommenden Jahr eigentlich für andere Produkte. „Der alkoholfreie Glühwein muss laut Gesetzgeber mit einem Mindesthaltbarkeitsdatum versehen sein. In der Regel beträgt das 18 Monate“, erläutert Joachim Wiesböck. Außerdem würde der Glühwein, den seine Firma auf Basis von Apfelsaft herstellt, im Laufe der Zeit an Aroma verlieren.
Hinzu kommt noch, dass die Gastronomie zwangsweise geschlossen hat und ebenfalls keine Getränke nachfragt.
Daheim
anstoßen
Beide Hersteller hoffen darauf, dass viele Kunden auch ohne Weihnachtsmärkte Glühwein daheim zubereiten werden. Ohne das Flair der Weihnachtsmärkte? Joachim Wiesböck meint, ja: „Glühweinduft gehört einfach zur Vorweihnachtszeit dazu, dafür muss man nicht extra auf den Weihnachtsmarkt gehen.“ „Im privaten Bereich fehlt die Geselligkeit“, widerspricht Franz Stettner und verweist auf die Regelung „fünf Personen aus zwei Haushalten“.
Kaum Hoffnung auf
staatliche Hilfe
Auf staatliche Hilfe hoffen beide Betriebe nicht. Die ORO kann durch den Verkauf von Obstsäften noch so viel Umsatz generieren, dass sie an die gesetzten Grenzen für die Unterstützung nicht herankommt. Auch Stettners konnten bislang nicht von der außerordentlichen Wirtschaftshilfe partizipieren. „Vielleicht bekommen wir einen Zuschuss aus der Novemberhilfe“, so Franz Stettner.