Coronabedingte Zwangspause für Feilen und Lackpinsel

von Redaktion

Leiterin der Bayerischen Verbandsgeschäftsstelle der Nagel-Designer aus Bruckmühl beklagt fehlende Hilfen

Bruckmühl – Die Entscheidung von Bund und Ländern, den coronabedingten Lockdown zu verlängern, belastet die Wirtschaft auch in unserer Region massiv, vor allem den Einzelhandel (wir berichteten) und die kontaktintensiven Dienstleistungen wie Massage, Kosmetik, Tattoo-Kunst oder kosmetische Nagelpflege.

Ökonomen rechnen deshalb insgesamt mit einem weiteren Dämpfer für die Konjunktur: Durch die Verlängerung bis Mitte Februar dürfte die Wirtschaft laut dem Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München (ifo-Institut) im ersten Vierteljahr stagnieren. „Jede Woche, um die der Lockdown verlängert wird führt unmittelbar zu Einbußen bei Umsatz, Produktion und Wertschöpfung“, sagte ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser.

Kein Verständnis
für Schließungen

Vor diesem Hintergrund hat jetzt der Verband „Nagel-Designer Deutschlands e.V.“ Alarm geschlagen und sich zu Wort gemeldet. Der Verband ist Sprachrohr für etwa 65000 Nagelpflegestudios in Deutschland, davon 2800 in Bayern, die seit Beginn der Pandemie zum zweiten Mal schließen mussten. „Durch fehlende, zu bürokratische oder auch nicht ankommende Hilfen geht unserer Branche finanziell langsam die Luft aus“, befürchtet Martina Völkl-Klier, Leiterin der bayerischen Verbandsgeschäftsstelle in Haar bei München, im Gespräch mit dem Mangfall-Boten. Die 52-Jährige betreibt neben ihrem Nagelstudio in Haar seit 1994 eine Filiale in Bruckmühl.

Dass auch ihre Branche von den Schließungen betroffen ist, treffe bei den Mitgliedern auf Unverständnis, zumal der Verband „mit viel Mühe ein ausgezeichnetes Hygienekonzept erarbeitet hat. Nach unseren eigenen Recherchen bei Gesundheitsämtern und dem Robert-Koch-Institut gibt es nicht einen dokumentierten Übertragungsfall mit dem Coronavirus in den Studios“, kritisiert Völkl-Klier.

Die Sorgen um die Nagel-Designer-Branche sind auch bei der zuständigen Industrie- und Handelskammer (IHK) München und Oberbayern angekommen. „Wir sind aber keine Virologen, um das Für und Wider des Lockdown beurteilen zu können. Das ist für die Betreiber sicherlich eine schwierige Situation“, zeigt Jens Wucherpfennig, Leiter der IHK-Geschäftsstelle Rosenheim, Verständnis für die drohenden wirtschaftlichen Einbußen. „Was die Corona-Hilfen angeht, sind wir die Bewilligungsstelle für Bayern, und wir setzen uns derzeit dafür ein, dass die staatlichen Hilfen bei den Betroffenen schnell ankommen“, so Wucherpfennig. „Ziel ist, unbedingt die Infektionszahlen wieder ‘runterzubringen, damit ein schnelles Öffnen der gesamten Wirtschaft möglich ist.“ „Wir verstehen die Verärgerung des Nagel-Designer-Verbandes und die schwierige wirtschaftliche Situation, in der sich die Studioinhaber und deren Mitarbeiter befinden“, erklärt Dr. Wolfgang Hierl, Leiter des Rosenheimer Gesundheitsamtes, auf Anfrage unserer Zeitung. „Wir bedauern dies sehr und hoffen genauso, wie auch die Inhaber der Nagel-Studios und der anderen betroffenen Geschäfte und Dienstleister, dass die Infektionszahlen weiter sinken und in absehbarer Zeit Lockerungen zulassen.“ Der Freistaat sei in Abstimmung mit der Bundesregierung aber gezwungen gewesen, strengere Regelungen zur Bekämpfung und weiteren Ausbreitung der Pandemie zu erlassen.

Nur heilkundliche
Tätigkeiten zulässig

Auch der Bereich der Fuß- und Nagelpflege sei davon betroffen. Hier sei zwingendes Kriterium die medizinische Notwendigkeit im Gegensatz zur rein kosmetischen Behandlung, betont Hierl. „Insofern sind heilkundliche Tätigkeiten am Fuß oder den Nägeln zulässig. Sie werden in der Regel ärztlich verordnet und dienen der medizinischen Behandlung beziehungsweise Gesunderhaltung.“ Ausgeführt werden dürften sie nur von besonders qualifiziertem Personal, in der Regel von Podologen. Dr. Hierl: „Ein Beispiel ist die Behandlung der Füße von Diabetikern. Erfolgt diese unsachgemäß, kann es zu schweren Schäden kommen.“

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