Albaching – Die Vielfalt des zukünftigen Kultur- und Veranstaltungsangebotes ist durch die Auswirkungen der Pandemie bedroht. Immer mehr kleinere Unternehmen geben auf. Nicht kapitulieren wollen Manuel Scheyerl und Stefan Staudinger von SAS Event in Albaching. Sie nutzten die unfreiwillig gewonnene freie Zeit für ein aufwendiges Product-Launching und brachten vergangenen Sommer mit dem „Winzz“ eine Winzerweinschorle auf den Markt, die im regionalen Getränkehandel erhältlich ist. Ab Mai 2021 gibt es auch den Rosé-Winzz.
Der Großhandel
bietet die Logistik
Wichtig sei dabei die Kooperation mit dem Getränkegroßhandel, der auch eine entsprechende Lieferstruktur biete. „Um das Produkt am Markt zu etablieren, braucht man die Logistik im Hintergrund“, so Scheyerl. Bisher hat SAS eigenen Angaben zufolge 45000 Flaschen verkauft. Mittelfristig wollen sich die Köpfe von SAS hier ein weiteres Standbein aufbauen.
Derzeit ist die Veranstaltungsbranche auf null. Statt von Hochzeiten, Volksfesten und etwa Firmenevents lebt SAS von seiner zweiten Geschäftssäule Elektrotechnik. Staudinger ist Elektroingenieur und führt Industrieaufträge im Bereich Notstrom oder Baustrom aus. „So generieren wir im Moment etwas Umsatz.“
Die beiden Geschäftsführer sind in der Region bekannt wie bunte Hunde, unter anderem als Gastronomie-Betreiber beim Wasserburger Frühlingsfest oder als Macher des Pop-up-Altstadtbiergartens und der Eisbahn beim Christkindlmarkt. Auch die Disco „Muvi“ in Schwindkirchen steht unter ihrer Ägide.
Den „Winzz“ würde es, so Scheyerl, ohne Corona nicht geben, weil dafür unter normalen Umständen keine Zeit geblieben wäre. Ein Jahr haben er und sein Team daran gearbeitet, die lang gehegte Idee, die zwischenzeitlich wegen der vollen Auftragsbücher auf Eis lag, als Produkt auf den Markt zu bringen.
Es dauerte, das richtige Mineralwasser und auch den passenden Winzer zu finden. Das Wasser sei ein Geschmacksträger, wichtig dabei Kohlensäure und Kalkgehalt. Es stammt aus dem Schwarzwald, der Qualitätsweißwein aus dem Breisgau. Die Flaschen gibt es im Format 0,33 Liter in Mehrwegkisten und Sixpacks im Karton-Träger.
Das Label ziert eine Katze, „ein süßer Kerl, für eine saure Schorle“. Das Ganze im Glas. Dabei wären Dosen ohne Bepfandung möglich gewesen. „Davon halten wir umwelttechnisch nicht so viel“, so Staudinger.
Derzeit werde an der Sektion Merchandise gebastelt und gemeinsam mit der Band „DeSchoWieda“ entsteht ein Lied über die Weinschorle mit der schlitzohrigen Katze auf dem Etikett.
Das sagt Moritz Hasselt vom WFV
„Wir haben weiterhin Zukunftspläne mit unseren Partnern, wie beispielsweise unseren Brauereien oder SAS Event“, sagt Moritz Hasselt, Vorsitzender vom Wirtschaftsförderungsverband (WFV) Wasserburg. Der WFV ist der Veranstalter des örtlichen Frühlingsfestes, das im vergangenen Jahr wegen Corona ausfallen musste und auch heuer wegen der Pandemie nicht in der gewohnten Form stattfinden kann. Ob es eine kleine Alternative gibt und wie die aussehen wird, steht derzeit noch nicht fest und hängt vom Pandemiegeschehen und den entsprechenden Verordnungen ab.
Laut Hasselt laufen Verträge für die Gastronomie am Frühlingsfest regulär fünf Jahre, durch die Auswirkungen von Corona fallen davon schon mal zwei Jahre weg. „Diese Zeit hängen wir dann hinten dran und passen die Verträge entsprechend an, sodass SAS in den Genuss der Laufzeit in ,gesunden Jahren‘ kommt. SAS und auch unsere Brauereien tätigen ja Investitionen für das Frühlingsfest. Wenn da zwei Jahre an Geschäft wegfallen, haben die ein Problem“, so Hasselt. So könne man den Partnerfirmen etwas helfen.
Einen Hygieneschutzbeauftragten für jeden Veranstalter?
Seit März 2020 brachen auch bei SAS alle Veranstaltungen weg. Und auch für heuer sieht es nicht rosig aus. „Ja, wir können 2021 durchhalten, weil wir so schlank aufgestellt sind und unsere Fixkosten weitgehend decken können“, sagt Stefan Staudinger im Gespräch mit den OVB-Heimatzeitungen.
Normalerweise arbeiten für die Eventagentur saisonal an die 150 Kräfte auf 450-Euro-Basis, häufig Studenten. Derzeit sind es nur noch Staudinger und sein Geschäftspartner Manuel Scheyerl, eine Vollzeit- und eine 450-Euro-Kraft.
Die Corona-Hilfen dienen dazu, die Fixkosten abzudecken. „Wenn man etwas zur Verfügung gestellt kriegt, darf man nicht schimpfen. Klar kann es immer besser sein, aber wir haben auch sofort reagiert, um die Kosten zu reduzieren“, so Staudinger.
Von April bis Dezember 2020 habe das Unternehmen, das sich seit 2002 entwickelt habe, 80 Prozent Umsatzeinbußen – im Vergleich zum Vorjahr – hinnehmen müssen.
Das Schlimmste, so Manuel Scheyerl, sei für jeden Unternehmer die Unsicherheit mit der Planung. So verbrachten er und sein Team Wochen damit, um an Hygienekonzepten zu feilen, um mit dem WFV beispielsweise den Wasserburger Christkindlmarkt durchführen zu können. Der wurde bekanntlich wegen des Pandemiegeschehens abgesagt.
An den Aktionen #SangUndKlanglos sowie #AlarmstufeRot der großen Verbände der Veranstaltungswirtschaft hatte sich auch SAS beteiligt, um auf die Situation „des sechstgrößten Wirtschaftszweiges Deutschlands aufmerksam zu machen“, so Scheyerl. Etwa eine Million Beschäftigte arbeiteten in der Branche, die rund 130 Milliarden Umsatz pro Jahr generiere – vom Roadie bis hin zur Küchenhilfe.
Für künftige Feiern nehmen die beiden Eventmacher aus Albaching an, dass Veranstalter wohl einen Hygieneschutzbeauftragten brauchen werden, dass am Einlass Impfpass und Negativtests wichtig sein werden. „Vermutlich wird die Branche sich digital rüsten und mit Codes und hinterlegten Personendaten arbeiten müssen. Das wird uns die Politik dann schon sagen“, so Staudinger. Wenn kurzfristig planbare Events gemacht werden könnten, etwa der Altstadtbiergarten, „stehen wir bereit“.
Feste, die langfristig vorauszuplanen sind, können nicht durchgeführt werden. Dafür ändern sich die Verordnungen zu rasch. „Niemand kann es sich wirtschaftlich leisten, ein Großevent langfristig zu planen, zu investieren, aufzubauen und nach zwei Tagen schließen zu müssen, weil es etwa Corona-Fälle im Zelt gibt“, wie Scheyerl betont.