Bad Aibling/Waging – Auf nahezu 120 Jahre Familientradition blickt die Bergader Privatkäserei in Waging am See seit ihrer Gründung durch Käsepionier Basil Weixler im Jahr 1902 zurück. Seit 2001 gehört das Wendelstein Käsewerk in Bad Aibling als zweiter Produktionsstandort zum Unternehmen. Jetzt vollzieht sich in dem mittelständischen Traditionsunternehmen erneut ein Generationswechsel.
Geschäftsführerin Beatrice Kress hat im Alter von 69 Jahren den Stab an ihren Sohn Felix Kress (33) übergeben. Als Gesellschafterin und Vorsitzende des Beirats wird sie der Geschäftsführung weiterhin beratend zur Seite stehen. Beide schauen auch in Corona-Zeiten positiv in die Zukunft. Denn: „Wir haben den Generationswechsel von langer Hand vorbereitet und ich habe vollstes Vertrauen, dass Felix Bergader erfolgreich in die Zukunft führen wird“, sagt Beatrice Kress.
Sie übergibt ein stabiles Unternehmen, nachdem sie 1986 die Geschäftsführung von ihrer Mutter Charlotte Steffel übernommen hatte. Die Privatkäserei ist mit 670 Mitarbeitern und 230 Millionen Euro Jahresumsatz Marktführer in der Kategorie Blaukäse in Deutschland und bedeutendster Exporteur von deutschem Blaukäse. Das Familienunternehmen setzt auf Markenprodukte im Selbstbedienungsregal und an der Käsetheke.
Felix Kress hat sich gut auf seine neue Rolle als Geschäftsführer vorbereitet. Der studierte Wirtschaftsinformatiker mit Spezialisierung im Finanz- und Informationsmanagement sammelte zunächst Berufserfahrung außerhalb des Familienbetriebs. Seit gut fünf Jahren ist er bei Bergader tätig. Er begleitete die strategische Neuaufstellung seit 2017 mit und leitete die Abteilungen Controlling und Supply Chain Management sowie zuletzt auch den Bereich Personalwesen.
„Meiner Familie war es immer wichtig, die Dinge besonders zu machen, innovative Ideen im Rahmen unserer Firmenphilosophie zu wagen und Verantwortung für die Beschäftigten zu übernehmen“, sagt Felix Kress. Zählten bisher der Ausbau der Marktführerschaft als Blaukäsehersteller, die Erschließung wichtiger Exportmärkte, nachhaltiges Wachstum mit modernen Managementmethoden sowie Mitarbeiterfürsorge zum Beispiel in Form von Betriebskantine, Betriebskindertagesstätte und Gesundheitsmanagement zu wichtigen Meilensteinen, so bildete die Corona-Pandemie als Prüfstein eine gewisse Zäsur.
Dank optimierter Prozesse funktionierte die standortübergreifende Zusammenarbeit und Mitarbeiterkommunikation auch vom Home-Office aus gut. Die Investition in Gesundheitsschutzmaßnahmen und strenge Hygienevorschriften sorgten für einen störungsfreien Betrieb bei der Milchabholung und in der Produktion.
Schwerpunkte setzen will er im weiteren Ausbau der Digitalisierung, der Gestaltung einer modernen, familienfreundlichen Unternehmenskultur und in den Bereichen Nachhaltigkeit und Tierwohl. Letzteres könne mit Blick auf einen von harten Preiskämpfen bestimmten Milchmarkt nur im engen und wertschätzenden Schulterschluss mit den 1250 Landwirten und vielen Geschäftspartnern gelingen, betont Kress.
So unterstütze Bergader die Bauern mit einer Tierwohlberatung und habe ein gemeinsames Nachhaltigkeitsprojekt zur Ermittlung von CO2-Emissionen gestartet. In den aktuellen Lieferverträgen mit den Landwirten sind aber auch klare Konsequenzen bei Verstößen gegen das Tierschutzgesetz festgelegt.
An Felix Kress‘ Seite wird auch weiterhin Frank Forstmann stehen. Er ist seit 2017 Geschäftsführer bei Bergader und hat neben der konsequenten Stärkung der Marke Bergader auch den Generationswechsel maßgeblich mitgestaltet.