Rattenkirchen – Die Impact Innovations GmbH gibt es seit 2012 im Rattenkirchener Ortsteil Haun im Landkreis Mühldorf. Das Unternehmen hat sich auf „Kaltgas-Spritzen“ spezialisiert, eine Technologie, die zum ersten Mal 1986 in der Sowjetunion patentiert wurde und von Impact perfektioniert wird.
Vier Millionen Euro
für Erweiterung
Gegründet wurde die Firma 2010 von Diplom-Ingenieur Peter Richter und seinen beiden Mitunternehmern Leonhard Holzgaßner und Andreas Gropp. Inzwischen zählt das Unternehmen rund 30 Mitarbeiter und „platzt aus allen Nähten“, wie Serviceleiter Christian Bauer erklärt. Impact wächst. Rund vier Millionen Euro investiert die GmbH deshalb in die Erweiterung des Firmengebäudes und zusätzliche Fertigungskapazitäten.
Schon 2015 hatte die Rattenkirchner Firma von sich Reden gemacht, als sie mit ihrer neuartigen Technologie den dritten Platz beim Meggle Innovationspreis errang. Die Forschungs- und Entwicklungsabteilung im oberbayerischen Haun kann große Erfolge vorweisen: „Wir bekommen täglich Kundenanfragen und stellen dann fest: Das geht ja auch!“, so Service-Leiter Bauer. Schon mit mehr als 30 verschiedenen Metallen und Legierungen habe man gute Erfahrungen gemacht.
Allerdings wird so manche Anwendung aus Geheimhaltungsgründen erst bei den Kunden selbst erforscht. Zu diesen zählen namhafte Unternehmen, wie BMW, Rolls Royce oder General Electric. Auch viele kleinere Unternehmen kaufen sich eines der Spritzsysteme aus Haun: „Wir nennen es Pistole“, erklärt Tamara Meissner, die für das Marketing zuständig ist.
In dem Gerät werden die Prozessgase Stickstoff oder Helium auf einen Druck von etwa 50 Bar gebracht und auf rund 1100 Grad erhitzt. Dem Gasstrom werden Metall- oder Legierungspulver zugefügt, beim anschließenden Austritt über eine Düse erkalten die Gase wieder auf Raumtemperatur.
Dabei beschleunigen die Teilchen auf Überschall. Beim Auftreffen auf das ebenfalls meist metallische Trägermaterial verformen sich die je nach Anwendung nur 15 bis 40 Mikrometer großen metallischen Staubpartikel und erhitzen sich dabei genau so stark, dass sie auf dem Untergrund haften bleiben. Welcher Druck und welche Aufprallgeschwindigkeit bei welchen Materialien nötig ist, das ist das Know-how, das das Unternehmen – oft in Zusammenarbeit mit seinen Kunden – schafft.
„Der Vorteil ist die Effizienz“, erklärt Vorstandsmitglied Werner Krömmer von der Gemeinschaft Thermisches Spritzen e.V.(GTS). Ihm zufolge ist das Kaltgas-Spritzen ein „ressourcenschonendes Verfahren“. Der Branchenverband in Schleißheim zählt rund 400 Mitgliedsunternehmen, von denen die meisten allerdings noch mit der etablierten Technologie arbeiten, die seit rund 100 Jahren angewendet wird. Im Unterschied zum Kaltgas-Spritzen müssen beim thermischen Spritzen die Metallpartikel allerdings zusätzlich erhitzt werden. „Das Kaltgas-Spritzen ist bei uns erst seit etwa 15 Jahren bekannt“, so Krömmer.
In der neuen Firma konnten die Verfahren inzwischen soweit optimiert werden, dass, je nach Anwendung, Materialeinsparungen weit in den zweistelligen Prozentbereich hinein möglich sind. Je wertvoller das Metall, desto rentabler. „Hinzu kommt die Zeitersparnis“, erklärt Tamara Meissner.
Kunden in 18
Ländern der Welt
In diesem Jahr stand das Rattenkirchener Unternehmen mit drei Mitbewerbern im Finale um den René-Wassermann-Award, benannt nach einem Pionier der Schweiß- und thermischen Spritztechnik. Ein Niederländer hat sich knapp durchgesetzt. „Wir sind aber begeistert vom Mut und Enthusiasmus des Mittelstandsunternehmens in Haun“, konstatiert Krömmer. Er ist überzeugt vom Potenzial der relativ neuartigen Technologie. Weltweit nutzen nach seinen Worten erst zehn Unternehmen das Verfahren kommerziell. Impact Innovations selbst bezeichnet sich mit Kunden in mehr als zwölf Branchen und 18 Ländern der Welt sogar als Marktführer.
Rattenkirchens Bürgermeister Rainer Greilmeier ist jedenfalls begeistert, so ein Unternehmen in seiner Gemeinde zu haben: „Bald gibt es hier noch mehr dieser hoch qualifizierten Arbeits- und Ausbildungsplätze“, freut sich das Gemeindeoberhaupt. So müssten die Bürger nicht mehr nach München oder woanders hin, um eine spannende Arbeit in einem internationalen High-Tech-Unternehmen zu finden.