Seeon-Seebruck – Trotz der Corona-Pandemie war das vergangene Geschäftsjahr „von den Auftragseingängen her eines der besten in der Unternehmensgeschichte“, freute sich Michael Regnauer beim Online-Pressegespräch zur Jahresbilanz des gleichnamigen, vielfach ausgezeichneten Seebrucker Fertigbau-Unternehmens.
Mit 220 Mitarbeitern verarbeitet der Familienbetrieb jährlich bis zu 10000 Kubikmeter Holz für Wohn- und Gewerbebauten. Der Jahresumsatz im Segment Fertighaus liegt bei 50 Millionen Euro.
Baustoff ist
robuster und leichter
„Der CO2-Fußabdruck wird aus meiner Sicht der Wert- und Zahlungsmaßstab der Zukunft“, sagt Geschäftsführer Regnauer. Angesichts zunehmender Belastungen durch die Klimakrise werde die Energie- und CO2-Bilanz von Gebäuden auch bei künftigen Bauförderungen „eine noch wichtigere Rolle spielen“, ist er überzeugt. Dabei komme Holz eine zentrale Rolle zu. Regnauer profitiert dabei vom Trend zu Fertighäusern aus Holz.
Warum Holzhäuser immer beliebter werden, erklärt der Bundesverband Deutscher Fertigbau (BDF): „Holz ist leichter als andere Baustoffe“. Weil es nicht so leicht reißen könne, sei es ein idealer Konstruktionswerkstoff zur Überspannung großer Zwischenräume wie im Holz-Fertighausbau. „Holz kann damit andere Baumaterialien, zum Beispiel Stahl oder Beton, hervorragend ersetzen.“
Insgesamt boomt der Fertigbau. Der Verband nennt hierzu Zahlen, auf die auch Regnauer verweist: Spitzenreiter ist bislang Baden-Württemberg mit einem Fertigbau-Anteil von 38,5 Prozent im ersten Halbjahr 2020, an zweiter Stelle kommt Hessen mit knapp 32 Prozent, an dritter Stelle Bayern mit 25,5 Prozent.
Betrachtet man dabei die Sparte Holzfertigbauweise, konnte diese laut BDF ihren Marktanteil bei Ein- und Zweifamilienhäusern 2019 auf 20,8 Prozent ausbauen. Zum Vergleich: 2018 lag die Quote noch bei 13,5 Prozent.
Inzwischen wird dabei, auch bei Regnauer, immer mehr auf industrielle Vorfertigung bei Holz- und Hybridbausystemen gesetzt, bei der Fertigungsschritte von wetterabhängigen Baustellen in eigene Werkshallen verlagert werden. Das spart viel Zeit und damit auch Kosten. So kann wiederum investiert werden: Allein in diesem Jahr werden bei Regnauer 750000 Euro für neue Maschinen eingeplant.
Michael Regnauer gibt zu, dass auch sein Unternehmen unter dem Handelskrieg mit den USA und dem coronabedingt drohenden Abriss der Lieferketten zu leiden hatte. „Das betraf im Frühjahr vor allem Fliesen aus Italien und später standen wir bei Betonstahl aus dem Ausland kurz vor dem Aus.“ Zu einem „riesigen bürokratischen Mehraufwand“ habe die Mehrwertsteuerentlastung geführt, die „einigen Kunden ein echtes Geschenk beschert hat“.
Geschenkt wird Bauherren in diesen Zeiten sonst eher nichts: Immer weniger verfügbare Flächen, horrende Immobilienpreise, das treibt auch Michael Regnauer um. Er macht sich beispielsweise schon lange Gedanken über flexible Raumkonzepte, energiesparende Häuser sowie zum kostengünstigeren oder multifunktionalen Wohnen auf kleineren Grundstücksflächen.
Die Tochter ist jetzt
mit im Betrieb aktiv
Mit Forschungsinstituten und Hochschulen entwickelt das Unternehmen Konzepte zum Generationenwohnen und zum Geschosswohnungsbau aus Holz.
Mit Regnauers Tochter Eva Landinger ist inzwischen die vierte Generation im Betrieb aktiv. Die 26-jährige Betriebswirtin hat mit der Leitung der Bereiche strategischer Einkauf und Prozessentwicklung die Aufgabe übernommen, die firmeninternen Beschaffungs-, Bau- und Bauabwicklungsprozesse samt Personalführung zu optimieren.