Gefragt ist gerade nur Bier aus der Flasche

von Redaktion

Krise verändert Geschäftsfelder – Schlossbrauerei Maxlrain erhöht Lagerkapazitäten

Maxlrainer Biere werden derzeit nur in Flaschen abgefüllt. Der Verkauf von Fässern stagniert seit der Krise.

Tuntenhausen – Der Maxlrainer Jubilator – ein für die Fastenzeit gebrauter Dunkler Doppelbock – war lange vor dem Osterfest ausverkauft. Und das, obwohl die Maxlrainer Brauer gerade mehr Bier in Flaschen abfüllen als je zuvor. Um für die Zeit nach dem Lockdown gerüstet zu sein, dann auch für Gastronomie und Export ausreichend Gerstensaft vorrätig zu haben, wurden die Lagerkapazitäten um sechs Tanks erweitert. Kommende Woche wird der erste Tank mit „Schloss Gold“ gefüllt.

Märkte haben
sich verlagert

Vor einem Jahr war noch nicht abzusehen, wie sich die Pandemie auf die Brauereien auswirken würde. „Wir sind vorausschauend auf Sicht gefahren, haben in den ersten Lockdown-Wochen weniger Sud angesetzt, um keinen Tropfen umsonst zu brauen“, erklärt Braumeister Josef Kronast, „denn ein Brauprozess dauert abhängig von der Biersorte sechs bis acht Wochen. Den kann man nicht verkürzen oder verlängern, wenn die Qualität des Bieres stimmen soll. Und die hat bei uns oberste Priorität.“

Mit der Krise verlagert sich auch in der Schlossbrauerei Maxlrain die Nachfrage. Das Exportgeschäft kommt zum Erliegen. Fassbiere für Gastronomie und Volksfeste werden nicht mehr gebraucht. Dafür floriert der Handel mit Flaschenbieren in der Heimat. Alles Bier kommt nun in die Flasche. „Unsere Abfüllung kam streckenweise an ihre Leistungsgrenze.“ Also wird der Schichtbetrieb ausgebaut und täglich über 14 Stunden abgefüllt. „Wir dürfen sehr zufrieden sein“, resümiert Kronast ein Krisenjahr, das viele Brauereien in Existenznöte brachte und noch lange nicht überstanden ist. Maxlrain ist mit den drei Standbeinen Binnenhandel, Export und Gastronomie gut aufgestellt und kann die Krise kompensieren: „In der Menge, aber nicht im Ertrag“, stellt der Brauer klar.

Mit dem Blick in die Zukunft wächst die Hoffnung auf ein Ende des Lockdowns und die schrittweise Öffnung der Gastronomie. Um die gestiegene Nachfrage sowie die gewachsenen Verbindungen aus Gastronomie und Export abdecken zu können, hat die Schlossbrauerei jetzt ihre Lagerkapazitäten erhöht.

Heute werden
neue Tanks befüllt

Sechs Lagertanks, die zu jedem Zeitpunkt die optimale Temperatur für den Reifungsprozess ermöglichen, wurden Ende Februar in den Lagerkeller „eingeflogen“. Inzwischen sind alle Rohre und Leitungen installiert, die Tanks gründlich gereinigt. Am Mittwoch wird der erste Tank mit jungem Bier gefüllt. Nach acht Stunden im Sudhaus und sieben Tagen im Gärkeller hat das „Schloss Gold“ sechs Wochen Zeit zu reifen. Weitere 42 Tage also, an denen das Bier von den Brauern aufmerksam begleitet wird. „Einen guten Tropfen muss man pflegen, an jedem Tag“, beschreibt Braumeister Kronast einen natürlichen Prozess, der in der Schlossbrauerei wie eine alte Handwerkskunst gepflegt wird. Am 12. Mai – pünktlich vor Christi Himmelfahrt – ist das Maxlrainer „Gold“ fertig. Vielleicht kann es dann ja schon im Fass abgefüllt werden, weil die Gaststätten wieder geöffnet haben.

Auswirkungen der Krise: Bierabsatz sinkt in Bayern um eine Million Hektoliter

• Noch nie haben die Deutschen so wenig Bier getrunken wie im vergangenen Jahr. Die Brauereien und Bierlager setzten 2020 mit 8,7 Milliarden Litern 5,5 Prozent weniger ab als im Jahr zuvor. Das ist ein historisch niedriges Maß. Auch in Bayern wurden von Januar bis Dezember 2020 rund eine Million Hektoliter – also 100 Millionen Mass Bier – weniger produziert als im Vorjahr. Das entspricht einem Minus von 4,1 Prozent. „Entscheidend sind jedoch die enormen Absatzverschiebungen innerhalb des Biermarktes, die viele Brauereien in nackte Existenznot bringen“, betont Georg Schneider, der Präsident des Bayerischen Brauerbundes. Die Pandemie habe auch jene Brauereien mit ganzer Wucht getroffen, die sich ein starkes Standbein im Export geschaffen hätten, um so den schrumpfenden Binnenmarkt abzufedern. Schneider fordert von der Politik wirksame und zielgerichtete Hilfen für die Brauereien: „Wirksam wäre die Wiederherstellung der alten Biersteuermengenstaffel-Spreizung, was gerade den mittelständischen Betrieben Liquidität und Zukunftsperspektive geben würde.“ Auch die Gastronomie brauche dringende Unterstützung über die unmittelbare Corona-Krise hinaus.

• Im Februar nehmen viele Brauereien Fässer aus den Wirtshäusern zurück und vernichten das Bier, weil es nur kurz haltbar ist. Inzwischen haben viele Brauereien das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) nachträglich verlängert.

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