Traunstein – Die Corona-Pandemie kennt neben den gesundheitlichen Folgen auch wirtschaftlich schwere Schicksale, die nicht nur so manchen Betroffenen die eine oder andere schlaflose Nacht bereiten, sondern darüber hinaus auch die Bevölkerung bewegen.
Wie der lange Zeitraum, in der die Friseurgeschäfte in Deutschland im zweiten Lockdown von Dezember bis Anfang März schließen mussten. Das immer lautere Alarmschlagen und die Hinweise auf wirtschaftliche und zunehmend existenzielle Nöte hat unter den heimischen Handwerkern im Landkreis Traunstein zu einer bundesweit wohl einzigartigen Solidaritätsaktion geführt unter dem Motto „Handwerk hilft Handwerkern“. Die beiden Schreinermeister und Kollegen in der Schreinerinnung Traunstein, Kilian Pfohl und Obermeister Andreas Weinzierl hatten sich im gemeinsamen Gespräch Gedanken über die Notlage der Friseurbetriebe in der Region gemacht.
Einen Tag für die
Betriebe gearbeitet
„Die gehören zum Handwerk. Wie können wir Handwerker, denen es wirtschaftlich gut geht, denen helfen, die pandemiebedingt große Probleme haben? Selbstständige Friseure, die ihre Miete nicht mehr bezahlen können waren Bilder, die mich traurig gemacht haben“, sagt Pfohl. Seine Idee: Jeder Innungsschreiner arbeitet einen Tag solidarisch für die Friseure. „Praktisch helfen und Zusammenstehen im Handwerk“ war die Devise, die es zu verwirklichen galt. Aus dem Dialog unter Kollegen entwickelte sich schnell eine konkrete Umsetzung. Obermeister Weinzierl trug den Gedanken in die Vorstandschaft der Kreishandwerkerschaft Traunstein-Berchtesgadener Land, die sich mit der Schreiner-Initiative anfreunden konnte. Und so war die Idee schnell in eine praktische Hilfe umgesetzt. „Natürlich werden wir damit nicht die Welt retten“, betont Weinzierl, der auch ein Zeichen in Sachen Solidarität, Menschlichkeit und dem Verbreiten von guten Nachrichten in der Zeit einer Inflationierung von schlechten Nachrichten setzen wollte. Ein Gedanke und eine Solidaritätsaktion, die auch beim Kreishandwerksmeister Gerhard Kotter vollste Zustimmung fand. „Die lokalen Handwerker halten zusammen und helfen einander.“ Für die Kreishandwerkerschaft sei das selbstverständlich.
Und so beschlossen in einer Online-Konferenz der Kreishandwerksmeister, seine Stellvertreter und die Obermeister der 13 Innungen den 95 Betrieben der Friseur-Innung Traunstein-Berchtesgadener Land für das laufende Jahr den kompletten Innungsbetrag zu erlassen, was sich immerhin auf die Summe von 29000 Euro addierte.
Austrittswelle aus
Verband verhindert
Die Geber-Innungen verhinderten mit der Übernahme der Beiträge für die Friseurbetriebe neben der wirtschaftlich dringend erforderlichen Unterstützung für die Innungsbetriebe dabei letztlich auch eine zu befürchtende massive Austrittswelle der vielen wirtschaftlich gebeutelten Gewerbetreibenden.