Prien – Die Mey Maschinenbau GmbH ist „einigermaßen gut durch die Krise gekommen“, bilanzierten Geschäftsführer Josef Guggenberger und Vertriebsleiter Dieter Leikermoser im Gespräch mit unserer Zeitung. Wobei der Begriff Krise in diesem Fall zweideutig ist. Denn neben der Corona-Pandemie war es in diesem Fall die finanzielle Schieflage. Das Priener Traditionsunternehmen Hefter Maschinenbau hatte nach fast 50 Jahren Insolvenz angemeldet. Der Münchener Gerhard Mey, unter anderem Miteigentümer des Autozulieferers Webasto und Maschinenbau-Experte, hatte Hefter zum 1. April 2020 für einen „mittleren einstelligen Millionenbetrag“ übernommen, wie es damals hieß.
Das rettete am Chiemsee 105 der 160 Arbeitsplätze. Weitere 85 gibt es weiterhin an zwei Produktionsstandorten in Nyul und Györ in Ungarn. Die Kunden sind mit durch die schwierige Zeit gegangen, nur ein kleinerer Kunde aus dem Freistaat sei abgesprungen, berichtet Leikermoser. Bei einem Kundenstamm von 150 ist das wohl zu verkraften.
Umsätze liegen
über dem Plan
2020 habe die Mey GmbH „das reduzierte Corona-Umsatzziel erreicht“. Für heuer wurde die Zahl etwas nach oben korrigiert. Im ersten Quartal lag das Unternehmen „über Plan“, so der Vertriebs-Chef, der eine „leichte Erholung am Markt“ ausgemacht hat.
„Wir bauen Ihre Maschine. Von der Idee bis zur Serie“ – mit diesem Slogan möchte Mey seinen Kunden ein Gesamtpaket anbieten und überlässt es weitgehend den Geschäftspartnern, welche Teile davon sie für sich in Anspruch nehmen. Der Slogan empfängt Besucher auch auf der Homepage. Die Priener verstehen ihre Rolle als Dienstleister ihrer Kunden. „Wir versuchen, auf der gesamten Klaviatur zu spielen“, umschreibt es der Vertriebsleiter.
Die Produktpalette ist sehr breit, sie reicht vom fahrerlosen Transportsystem für Lagerlogistik, das auch schon im eigenen Haus mit wissenschaftlicher Begleitung getestet worden ist, bis zum intelligenten Fitnessgerät. Additive Technik und Werkzeugmaschinen gehören ebenso zu den Branchen, in denen Mey auf viel Erfahrung verweisen kann. Auch große Desinfektionsgeräte für Räume, Fahrzeuge und Züge gehören inzwischen zum Portfolio.
Die Priener konstruieren neue Maschinen nach Kundenwunsch, bauen Prototypen, produzieren Geräte in Ungarn in Serie und bieten ihr Know-how auch als Projektmanager an.
Der neue Eigentümer vertraut einer erfahrenen Mannschaft. Guggenberger, Leikermoser und vier weitere Kollegen der Führungsetage sind größtenteils seit vielen Jahren in der Firma.
Guggenberger zufolge hat sich die Firma gut auf die Herausforderungen durch Corona eingestellt. „Wir hatten großes Glück, dass der Deal damals so schnell zustande gekommen ist“, ist er heute noch froh über die Übernahme, die der Firma Sicherheit und Handlungsspielraum gab.
Arbeiten im Zwei-Schicht-Betrieb
Virtuelle Übergaben im Zwei-Schicht-Betrieb verhindern, dass sich die Teams begegnen und möglicherweise infizieren können. Für Mitarbeiter mit Kindern und entsprechendem Betreuungsbedarf bietet die Mey Maschinenbau laut Guggenberger flexible Arbeitszeiten und überall, wo es machbar ist und die Mitarbeiter einen Computer-Arbeitsplatz haben, Homeoffice. Es gibt Leute, die habe ich seit Weihnachten nicht gesehen“, bedauert der Geschäftsführer, dass die soziale Komponente notgedrungen leidet.
Beim monatlichen Reporting tauscht sich das Führungspersonal mit Eigentümer Gerhard Mey aus. Neben kurzfristigen Herausforderungen gehe es in diesen Gesprächen auch um langfristige Ziele, verrät der Geschäftsführer, hält sich aber inhaltlich in diesem Punkt bedeckt. Er verrät lediglich, dass der Maschinenpark neu aufgestellt werden müsse.
Guggenberger rechnet mittelfristig infolge der Corona-Krise mit einer Marktbereinigung. „Da gilt es, sich gut aufzustellen“, weiß der Geschäftsführer. Mey Maschinenbau scheint gerade dabei zu sein.