„Die Region braucht Unterstützung“

von Redaktion

IHK München-Oberbayern zieht Zwischenbilanz zu Corona-Hilfen

Traunstein/Rosenheim/Mühldorf – Der Lockdown hat die Unternehmen in der Region weiter fest im Griff. Gerade die Gastronomie sowie die Freizeit- und Kulturbranche wurden von den Corona-Beschränkungen hart getroffen und die Menschen, die davon leben, sind auf staatliche Hilfe angewiesen. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) München-Oberbayern verzeichnet daher rund 4100 Unternehmen, die eine Förderung zwischen September und Dezember 2020 beantragt haben. Nachdem nun 90 Prozent der Anträge bearbeitet wurden, zieht die Handelskammer Bilanz.

57 Millionen
Euro sind beantragt

Bis Mitte März 2021 hat die IHK als bayernweite Bewilligungsstelle der Förderprogramme Überbrückungshilfe II und Novemberhilfe in den Landkreisen Rosenheim, Mühldorf und Traunstein insgesamt rund 57 Millionen Euro zur Auszahlung an die Antragsteller angewiesen.

Davon wurden 32 Millionen in Rosenheim, 16 Millionen in Traunstein und neun Millionen in Mühldorf in Auftrag gegeben. „Seit einem Jahr bestimmt die Corona-Pandemie das öffentliche Leben und die Wirtschaft in Stadt und Landkreis“, erklärt Andreas Bensegger, Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses Rosenheim.

Von den Einschränkungen zur Eindämmung des Infektionsgeschehens seien vor allem die Gastronomie, die Hotels, die Veranstalter, die Reise- und Tourismusbranche, Fitnessstudios, Einzelhandel sowie die Kunst- und Kulturbranche besonders hart betroffen.

Mehr als 4100 Unternehmen und Soloselbstständige aus der Region haben daher bislang Anträge auf Überbrückungshilfe II oder Novemberhilfe gestellt. Davon waren 2400 aus Stadt und Landkreis Rosenheim. Rund 1130 der Anträge kamen aus Traunstein und weitere 600 aus Mühldorf. Bereits mehr als 90 Prozent dieser Anträge sind laut IHK bearbeitet. Wie viele davon allerdings auch schon ausgezahlt sind, sei nicht genau bekannt. Der Bund hatte die Hilfen aufgelegt, um die von der Corona-Krise besonders betroffenen Betriebe direkt zu unterstützen. Mit der Überbrückungshilfe II bezuschusst der Bund die laufenden Fixkosten von Unternehmen im Zeitraum September bis Dezember 2020. Im Landkreis Traunstein wurden im Rahmen der Überbrückungshilfe II bislang rund 3,9 Millionen Euro an 207 betroffene Betriebe ausgezahlt.

Im Landkreis Rosenheim gingen rund 6,6 Millionen Euro an 452 betroffene Betriebe. In der Stadt Rosenheim erhielten 161 Betroffene rund 2,5 Millionen Euro und im Landkreis Mühldorf 156 Unternehmen weitere 2,4 Millionen Euro. Der Großteil ging dabei an das Gastgewerbe und sogenannte „sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen“ wie Reisebüros oder Eventveranstalter. Die Antragsfrist für die Überbrückungshilfe II endete am 31. März 2021. Bei der Novemberhilfe erstattet der Staat den Betrieben, die während des Teil-Lockdowns im November schließen mussten, bis zu 75 Prozent der ausgefallenen Umsätze. Insgesamt bewilligte die IHK bereits 341 Anträge auf Novemberhilfe von Unternehmen in der Stadt Rosenheim mit einer Gesamtfördersumme von mehr als vier Millionen Euro. Im Landkreis Rosenheim waren es 1282 Anträge mit einer Summe von fast 20 Millionen Euro.

Traunstein kommt mit 846 Anträgen auf 12,8 Millionen Euro. In Mühldorf sind es 3,8 Millionen Euro bei 406 Anträgen. Auch bei der Novemberhilfe war das Gastgewerbe sowie die Kunst und Kulturbranche besonders stark betroffen. Anträge auf Novemberhilfe können noch bis Ende April gestellt werden.

Staatliche Förderung
oft nicht ausreichend

In der Abwicklung aller Förderprogramme werden die IHK-Mitarbeiter laut eigener Angabe von mehr als 250 externen Vollzeitkräften unterstützt – unter anderem von Beamten des Freistaats, der Messe München und von Personaldienstleistern. „Die staatlichen Hilfen haben in den vergangenen Monaten vielen Unternehmern geholfen, ihre Zahlungsfähigkeit abzusichern. Diese können aber niemals alle Verluste ausgleichen“, betont Nikolaus Binder, Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses Traunstein. Nur mit selbst erwirtschafteten Umsätzen ist es daher aus seiner Sicht möglich, dass die Betriebe auch langfristig überleben.

BIHK sieht kein Licht am Ende des Tunnels

Obwohl die Corona-Hilfen größtenteils bearbeitet sind, befürchtet man bei der Bayerischen Industrie- und Handelskammer (BIHK) weiter eine schwere Zeit für die Wirtschaft in der Region. Laut BIHK-Hauptgeschäftsführer Manfred Gößl gleitet die Corona-Politik immer mehr ab zu einem Flickwerk von Verschärfungen, Pflichten und Verboten. „Mit dem systematischen Freitesten und digitaler Kontaktverfolgung könnte man aber mehr Spielraum für die Unternehmen schaffen, anstatt wieder eine Schließung bei einem Inzidenzwert über 100 einzuführen“, ist sich Gößl sicher. Er wünscht sich daher weitere staatliche Unterstützung sowie mehr Vertrauen und Eigenverantwortung für die Firmen im gesamten Landkreis.

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