Kein Holz vor der Hüttn?

von Redaktion

Rohstoff seit Monaten knapp – Regionale Unternehmen unterschiedlich betroffen

Rosenheim/Traunstein – Wer zurzeit mit Holz bauen möchte, wird teils mit dem Erbe des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump konfrontiert. Was wie ein schlechter Witz klingt, ist Realität am Holzmarkt. Denn unter anderem wegen Handelsbeschränkungen ist der Rohstoff derzeit sogar in der Region äußerst knapp und teuer. Unterschiedlich betroffen sind Zimmerer, Bodenhersteller, Sägewerke und Waldbesitzer.

Von Dezember 2020 bis Mitte April 2021 hat sich der Rohstoffpreis für Bauholz auf dem Weltmarkt von 635,20 US-Dollar auf 1217,70 US-Dollar verteuert. Die Gründe sind vielfältig, erklärt Melinda Hahnemann, Sprecherin des Bayerischen Holzverbandes. Tatsächlich habe es in der Ära Trump „Kalamitäten in Kanada und Handelsverwerfungen“ gegeben, wodurch in den USA europäisches Schnittholz stark nachgefragt sei.

In Deutschland
wird viel gebaut

Außerdem sei während der Pandemie die Holzproduktion vielerorts gedrosselt worden. Nun hinkt der Markt hinterher: „Ende des dritten Quartals 2020 kam es weltweit zu einer sprunghaften Nachfragebelebung.“ Besonders auch in Deutschland beim Haus- und Wohnungsbau.

„Wir reden von 25 bis 30 Prozent Preissteigerungen und man weiß noch nicht, ob das schon das Ende ist“, sagt Dr. Florian Siemer, Geschäftsführer der Firma Chiemgauer Holzhaus in Traunstein im Gespräch mit den OVB-Heimatzeitungen. Seine Firma bietet Holzhäuser an, die deutschlandweit verkauft werden. Die Nachfrage nach diesen steige.

Die Veränderungen am Weltmarkt spürt der Fußbodenhersteller Hamberger Flooring aus Stephanskirchen nahezu täglich. „Sogenannte HDFs, hochverdichtete Faserplatten, brauchen wir für Laminat und Designböden. Hier merken wir große Lieferschwierigkeiten“, sagt Sprecher Bernhard Reuß. Ob Parkettkäufer nun mit höheren Kosten rechnen müssen, ist unklar. Denn Hamberger Flooring verkauft nicht an Endkunden, sondern an Händler. Wie diese die gestiegenen Einkaufspreise weitergeben, sei deren Entscheidung.

Bauherren müssen derzeit keine Sorgen haben, dass sie keinen First oder andere Elemente bekommen, sagt Peter Aicher, Präsident des Landesinnungsverbandes des Bayerischen Zimmererhandwerks aus Halfing. „Es ist keineswegs der Fall, dass kein Holz verfügbar ist in der Region“, so Aicher. Allerdings könnte es Handwerker treffen, die mit ihren Kunden vor der Verteuerung Verträge geschlossen haben und nun einen finanziellen Schaden haben, weil dort die Preissteigerung nicht berücksichtigt ist. „Ich habe keine Bedenken. Die Situation wird sich bald wieder stabilisieren“, sagt Aicher.

Der Holzverband rechnet zumindest bald wieder mit einer entspannteren Lage. „Es gibt in Deutschland genug Holz aus eigener Produktion, daher haben wir keine dauerhafte Holzknappheit, sondern eine störungsbedingte Nachfragespitze“, sagt Melinda Hahnemann.

Unaufgeregt klingt auch Schorsch Weichselbaumer, der in Schechen ein Sägewerk betreibt. „Uns wäre das eher recht, wenn die Rund- und Kantholzpreise steigen würden.

Borkenkäfer
ruiniert Holzpreis

Da sind wir preislich auf dem Niveau von vor 35 Jahren“, sagt der Schechener. Dadurch habe bislang der Anreiz für regionale Waldbesitzer oft gefehlt, ihr Holz zu schlagen. Vom Export hält er allerdings aus ökologischen Gründen nichts. „Die großen Sägewerke verschiffen derzeit ihre Produkte“, berichtet Michael Heffner, Geschäftsführer der Waldbesitzervereinigung Rosenheim. Dieses Holz fehle dann auf dem deutschen Markt. Auch Heffner fand die Preise in der Vergangenheit deutlich zu niedrig: „Wir hatten einen Preis von 48 Euro für einen Festmeter gesundes und gutes Holz.“ Wegen des Borkenkäfers haben viele Waldbesitzer aber draufgezahlt, weil dadurch viel gefällt worden und sehr viel Holz auf dem Markt gekommen sei. Dies habe die Preise gedrückt. Inzwischen habe sich das gedreht. „Jetzt liegt der Preis bei über 90 Euro für einen Festmeter“, sagt der Geschäftsführer.

Seine Organisation dient der Selbsthilfe der privaten und kommunalen Waldbesitzer, darunter viele Landwirte mit kleinen Flächen – und wenig Zeit. „Derzeit kümmern sich die meisten Bauern um ihre Felder, da bleibt keine Zeit fürs Holz, trotz der guten Preise“, erklärt Heffner. Wie lange dies anhalte, treibe gerade alle Waldbesitzer um, zumal der Holzmarkt von vielen kleinen Stellschrauben abhängig sei, wie Stürmen und Schädlingen.

In Florian Siemers Firma Chiemgauer Holzhaus werden vorerst keine höheren Verkaufspreise kommen. „Wir haben langfristige Beziehungen zu unseren Lieferanten, daher sind wir vorerst abgesichert“, sagt der Geschäftsführer. Er mache sich keine Sorgen. Auf den Endpreis für Hauskäufer wirken sich die Kosten Siemer zufolge kaum aus.

Teure Holzpellets?

Verbraucher müssen sich momentan keine Sorgen um Preissteigerungen bei den Holzpellets machen. Wolfgang Wimmer, Geschäftsführer des Biomassehofs Achental erklärt, dass Pellets ein Abfallprodukt aus der Sägewerkindustrie seien. „Wenn die Sägewerke ausgelastet sind, kriegen wir auch Pellets, und das ist derzeit der Fall“, sagt Wimmer. Zudem sei der Markt eher regional, so seien noch keine globalen Auswirkungen spürbar.

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