Wasserburger Unternehmer kämpft gegen Fake-Shops in der Pandemie

von Redaktion

Corona-Schnelltest-Vertrieb startet Kampagne gegen Betrüger – Verbraucherzentrale warnt vor „China-Shops“

Wasserburg – Online-Betrüger machen auch vor Pandemiezeiten nicht halt. Ein Wasserburger Vertreiber von Corona-Schnelltests ergreift nun die Initiative und sagt den Fake-Shops den Kampf an.

Betrüger machen
auch vor der
Pandemie nicht Halt

Eine Pressemitteilung der Polizei im Unterallgäu hat Markus Grathwohl so wütend gemacht, dass er sich gezwungen sah, etwas zu unternehmen. Die Polizei berichtete von einem Apotheker, der bei einem Fake-Shop Corona-Schnelltests kaufen wollte und dabei 1000 Euro verlor. Eine Tatsache, die Grathwohl aufwühlt, denn sein eigenes Unternehmen „AntiViCo“ vertreibt ebenfalls Corona-Schnelltests, mehrere Zehntausende sind es im Monat, Hauptabnehmer sind Kliniken, Gemeinden und seit Kurzem auch Unternehmen.

„Mich ärgert diese Situation sehr“, erklärt der Geschäftsführer, bezogen auf den Betrug im Allgäu. Nicht nur, weil Fake-Shops in seiner eigenen Branche unterwegs seien, sondern auch, weil diese schamlos die Zeiten einer Pandemie ausnutzen würden.

Dem Apotheker macht Grathwohl dabei keinerlei Vorwürfe, denn er weiß, wie umkämpft der Markt rund um die Corona-Schnelltests derzeit ist. „Es ist sehr schwierig, an zuverlässige Lieferanten zu kommen“, sagt er. Auch sei es nicht einfach, an gesicherte Informationen über die Glaubwürdigkeit von Unternehmen zu gelangen. „Es gibt ein Handelsregister bei der IHK“, erklärt Grathwohl, dort könnten die Vertreiber überprüft werden. Aber auch dieses Register sei nicht immer auf dem neuesten Stand,

Deshalb hat Grathwohl gemeinsam mit seinen Mitarbeitern Banner für die Webseiten andere Unternehmen entwickelt, das Motto: „Gegen Fake-Shops in der Pandemie.“ Händler, die ihre Legitimität beweisen wollen, können sich die Grafiken von Grathwohls Homepage herunterladen und auf ihre eigene Seite stellen. Die Idee ist, zudem eine Telefonnummer anzugeben, am besten eine Festnetzverbindung, denn Grathwohl und sein Team sind überzeugt: „Echte Shops erreicht man auch übers Festnetz.“

„Wenn ich mir unsicher bin, sollte ich immer zuvor anrufen und mich überzeugen, dass es ein echtes Unternehmen ist“, sagt Grathwohl, dessen eigener Handelsvertrieb seit 2011 in Wasserburg ansässig ist und ursprünglich kosmetische Instrumente wie Nagelscheren vertrieben hat.

Im Telefongespräch mit dem Vetrieb könnten dann alle Details besprochen werden. „Außerdem sprechen wir bei Schnelltests auch von Bestellungen im vier- bis sechsstelligen Geldbereich“, erklärt Grathwohl, darum sei es umso wichtiger, sich telefonisch rückzuversichern.

Simone Bueb, Sprecherin der Verbraucherzentrale Bayern, bestätigt, dass die Angabe einer Telefonnummer ein guter Hinweis darauf sei, dass es sich um ein echtes Unternehmen handle. „Generell ist der erste Schritt immer zu überprüfen, ob es ein Impressum gibt und wie dieses aussieht.“ Gleichzeitig weist
Bueb aber auch daraufhin, dass die Betrüger immer geschickter werden. „Inzwischen gibt es auch Fake-Shops, die das Impressum von anderen, echten Unternehmen kopieren und bei sich einstellen“, erklärt
Bueb. Darum sei es wichtig, die Nummer auch zu wählen und bei einem Telefonat zu überprüfen, ob es sich, um das richtige Geschäft handle.

Ein weiterer Faktor, auf den der Verbraucher achten sollte, sei der Preis. „Bei vielen Fake-Shops ist der Preis, als stark reduziert angegeben“, erklärt Bueb. „Das sollte mich stutzig machen.“ Auch die Zahlungsmöglichkeiten könnten ein Hinweis auf einen Betrugsversuch sein. „Normalerweise habe ich immer mehrere Möglichkeiten, zu bezahlen. Bei vielen Fake-Shops gibt es aber nur Vorauskasse.“

„Sie sehen
aus wie echte
Unternehmen“

Seit Kurzem gebe es auch immer mehr sogenannte „China-Shops“ im Internet zu finden, so bezeichnet, weil der Firmensitz meist in China liege. Das Gefährliche hier: „Sie sehen aus wie echte Unternehmen, aber es ist viel schwerer, aus den Verträgen wieder herauszukommen“, erklärt Bueb.

Speziell bei den Vertrieben von Corona-Schnelltests habe die Verbraucherzentrale bisher keine Beschwerden über Fake-Shops erhalten. Überrascht, dass sich Betrüger in der Branche herumtreiben, ist Bueb aber nicht. Sie würden auch vor der Pandemie nicht Halt machen.

Artikel 6 von 7