Piding – Besondere Zeiten verlangen besondere Lösungen. So hielt die Genossenschaft Milchwerke Berchtesgadener Land Chiemgau eG ihre 88. und 89. Generalversammlung in der Chiemgau-Sportarena in Ruhpolding im Autokino ab. Der Ton wurde via Radiofrequenz in die Autos transportiert, in denen jeweils ein Landwirt den Ausführungen von Vorstandsvorsitzendem und Geschäftsführer zur wirtschaftlichen Entwicklung der Molkerei folgte.
Spitzenposition
beim Preis gehalten
In den Geschäftsjahren 2019/2020 habe die Genossenschaft erneut wichtige Etappenziele erreicht. „Ob Plastikreduzierung, Tierwohlbemühungen oder der Einsatz von fair gehandelten Zutaten – unsere Philosophie trifft den Zeitgeist, ermöglicht höhere Abgabepreise und damit letztendlich überdurchschnittliche Milchpreise für uns Bauern“, so Vorstandsvorsitzender Andreas Argstatter.
Wie in den Vorjahren führt die Molkerei laut dem Agrar-Fachmagazin „top agrar“ die Milchpreistabelle in Deutschland und Österreich für konventionelle und Bio-Milch weiterhin an. So lag der Preis 2020 bei durchschnittlich 42,11 Cent/Kilogramm (durchschnittlicher Milchpreis inklusive landwirtschaftlicher Vorsteuer bei 4,0 Prozent Fett und 3,4 Prozent Eiweiß Basis) sowie 54,66 Cent/Kilogramm brutto für Biomilch.
Argstatter betonte, dass es dank der von Beginn an sehr strengen Auslegung der Corona-Auflagen durch die Molkerei und dem umsichtigen Verhalten aller Mitarbeiter und der Landwirte gelungen sei, dass Corona in der Molkerei zu keinen Produktionsausfällen geführt hat. Zusammen mit der Produktionsverlagerungen von Gastro-Großgebinden hin zu Verbrauchergebinden sei es gelungen, die täglich rund eine Million Kilogramm angelieferte Milch in Piding das ganze Jahr hindurch komplett zu verarbeiten.
Sichere regelmäßige Einkommen sind das Grundfundament der landwirtschaftlichen Betriebe, deshalb sei es ihm ein ganz wichtiges Anliegen kontinuierlich hohe Milchpreise mit der Molkerei zu erwirtschaften, so Geschäftsführer Bernhard Pointner. Das ermögliche Investitionen in Tierwohl, Gebäude und Maschinen auf den Höfen und schaffe die Basis, dass auch die Jungen bei der Landwirtschaft bleiben wollen. Mindestens genauso wichtig sei es, dass die Landwirte selbst an ihren Beruf Milchbauer glaubten und sich dafür einsetzten, so wie die Molkerei. Neben der gesundheitlichen Bedeutung der Milch betonte er die Wichtigkeit für die heimische Region. Milchwirtschaft sei hier in der Alpenregion alternativlos.
Alle in der Gesellschaft müssen ihren Beitrag zur Reduzierung der Treibhausgase leisten. Deshalb verfolge man in der Molkerei nachhaltiges Wirtschaften in allen Bereichen, so der Geschäftsführer. Falsch sei es, wenn ständig die Landwirtschaft als Hauptverursacher an den Pranger gestellt werde, denn diese sei lediglich für zwölf Prozent der weltweiten und zwei Prozent der deutschen Treibhausgase verantwortlich. 75 Prozent kämen vom Energiesektor.
Im laufenden Jahr werden erstmals in der Firmengeschichte 50 Millionen Euro in nur einem Jahr in die Molkerei investiert. Eine Molkerei als Genossenschaft werde immer an der Höhe des Milchgelds von ihren Landwirten bewertet, und in Investitionen sehen manche eine Konkurrenz zum Milchgeld. Auch weil das in der Vergangenheit nie so war, haben Vorstand und Aufsichtsrat dieses große Paket an Investitionen verabschiedet. Der Löwenanteil fließe in die neue Glasabfüllanlage, mit der der Trend nach Mehrwegverpackungen weiterhin bedient werden soll, so Poitner. Denn nachhaltiges Wirtschaften ist erklärtes Ziel der Molkerei.
Investition in Glasabfüllung
Mit Agraringenieurin Sylvia Schindecker, die selbst aus einem bäuerlichen Familienbetrieb stammt, hat sich die Molkerei im vergangenen Jahr Kompetenz in Sachen politisches Netzwerken ins Haus geholt. Mit der Entscheidung für Bewegungsprämien, die 2017 als Laufstall-, Laufhof- und Weideprämien eingeführt worden seien, habe die Molkerei die richtigen Weichen gestellt. Heute treiben rund 1000 Landwirte der Genossenschaft ihre Kühe wieder auf die Weide.
Besonderes Anliegen sei ihr, so viele Betriebe wie möglich beim Stallum- oder -neubau zu begleiten. Die Milch dieser Betriebe wird seit Anfang 2020 separat erfasst, mit zwei Cent Milchgeldabschlag für den Mehraufwand belegt und nicht mehr in den eigenen Markenprodukten verarbeitet.