Rosenheim – Für den offenen Austausch treffen sich Handwerk und Politik in der Region in regelmäßigen Abständen. Im Gespräch mit Landrat Otto Lederer und Landtagsabgeordnetem Klaus Stöttner (beide CSU) kritisierte Kreishandwerksmeister Rudi Schiller den coronabedingten „Verordnungswahn“, der den Handwerksbetrieben die Arbeit erschwert.
Die Bevormundung der Betriebe durch Reglementierung in Sachen Arbeitssicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz könne keiner nachvollziehen, da „die Betriebe ihre Mitarbeiter zu schützen wissen“, so Schiller „das lag schon immer in der Verantwortung der Betriebe.“
Die Umsetzung der Hygienekonzepte und Homeofficeplätze und das verpflichtende Testangebot würden hohe Kosten verursachen. Trotzdem wurden Gewerke wie Friseure und Maßschneider geschlossen. Obermeister der Elektroinnung, Martin Kaffl, bemerkte, dass die kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) durch die Presse in Kritik geraten sind, da wie es in den Zeitungen heißt „die Handwerker keine Masken tragen“. Fakt sei, dass auf der Baustelle, beim Metzger oder Friseur kaum ein Ansteckungsrisiko bestünde, da überall Hygienekonzepte erarbeitet und umgesetzt wurden. Stellvertretender Obermeister, der Bauinnung Rainer Küblbeck, gab zu bedenken, dass der Boom, den das Online-Geschäft derzeit erlebt, den Einzelhandel nachteilig verändern würde. „Wie bei den Friseuren wird ein Teil der Kunden verloren bleiben, die sich bereits während der Schließung der Friseure umorientiert haben“, warnte Küblbeck. Erkennbar sei das Phänomen bereits deutlich, da die Terminbuchungen teilweise um 50 Prozent zurückgegangen seien und das nicht nur wegen der Testpflicht.
Kritisiert wurden die Reaktionen der Politik, von Beginn der Pandemie, und die Abhängigkeit vom asiatischen Markt. Auf die Ausführungen von Schiller über Preissteigerungen bei Holz und anderem Material und die derzeitigen Lieferschwierigkeiten führte Stöttner die Hamsterkäufe an, durch die der Warenmarkt leer gefegt sei und die Preise stiegen.
„Wir bemerken, dass die Industrie die Pandemie für eine unverschämte Preistreiberei beim Material nutzt. Und wir als Handwerker müssen es ausbaden, weil wir mit dem Kunden feste Verträge haben“, erklärte Schiller.
Die mangelnde Verfügbarkeit, insbesondere von Holz und Kunststoffen, behindert den Baustellenbetrieb. Nach vorliegenden Informationen aus dem Handel wird sich die Materialversorgung in den nächsten Wochen leider nicht normalisieren. Es wird daher vermehrt zu Behinderungen im Baustellenbetrieb kommen. Eine zunehmende Anzahl der Unternehmen erwartet, Kurzarbeit anmelden zu müssen.
Die Pandemie erschwere darüber hinaus die Durchführung von Praktika in den Betrieben, so Schiller.