Ein Verein für bessere Kontakte

von Redaktion

Der Young Economy Club will Schulabgänger mit Wirtschaft und Politik vernetzen

Prien/Eggstätt – Noch ist die 18-jährige Katharina Klotz Alleinvertreterin im Chiemgau für den Young Economy Club e.V. (YEC), aber das soll sich nach dem Wunsch der engagierten Studentin ändern. Der YEC ist eine kostenlose, digitale Plattform für Jugendliche für Fragen rund um Bildung und Beruf. Über ein Partnerprogramm können sie mit Wirtschaft, Politik und Wissenschaft in Kontakt zu kommen – Stichwort Netzwerken. Jugendliche zwischen 14 und 25 Jahren aus ganz Deutschland will der YEC ansprechen.

Katharina Klotz aus Eggstätt ist in Prien aufs Gymnasium gegangen und verantwortet nun die Öffentlichkeitsarbeit und das Partnerschaftsprogramm des YEC. Sie selbst wurde über eine Whatsapp-Gruppe auf YEC aufmerksam.

Neue Freunde
zusammenbringen

Schon als Schülerin habe sie sich für wirtschaftliche Zusammenhänge interessiert und beispielsweise in der Oberstufe bei „Business at School“, einer Bildungsinitiative der internationalen Unternehmensberatung Boston Consulting Group, teilgenommen. Seit vergangenem Herbst studiert sie Philosophie und VWL an der Ludwig-Maximilians-Universität in München, belegt zusätzlich ein Politikseminar an der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen und wird im Sommer zwei Monate an der London School of Economics verbringen. Auch wenn nicht jeder nach der Schule so strukturiert sein Fortkommen angeht, die junge Frau betont, dass jeder Interessierte bei YEC willkommen sei. Ein Grundsatz ist die Gleichberechtigung aller Menschen; Freundschaft und Vernetzung sind das A und O der kostenlosen Plattform.

Dass Vernetzen hoch im Kurs jüngerer Menschen steht, zeigt eine repräsentative Studie des Büromittellieferanten Viking in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut OnePoll von 2019 unter 1000 Befragten: 60 Prozent der 18- bis 34-Jährigen gaben an, aktiv zu netzwerken. Eine, die sich mit der Vernetzung von Schule, Politik und Wirtschaft auskennt, ist Kerstin Haferkorn, Direktorin der Chiemsee-Realschule in Prien. Sie ist im Rosenheimer Vorsitz der bayernweiten Initiative „SchuleWirtschaft“, die es insgesamt bereits seit 60 Jahren gibt. Kontakte sind wichtig, sagt sie, aber warnt auch vor einer immer größer werdenden Zahl an Plattformen und zusätzlichen Angeboten, die auch verwirrend sein können: „Gerade in Corona-Zeiten sind vermehrt digitale Berufsmessen und Plattformen für Schüler entstanden, in der Schule wurde oft wegen Kooperationen nachgefragt“, erzählt sie. Und schildert den Unterschied zur etablierten Initiative Schule Wirtschaft: „Dabei wenden sich Unternehmen in erster Linie direkt an die Schulleitungen, um klassische Netzwerkarbeit zu betreiben, und laden zum Beispiel Lehrkräfte zu Betriebsrundgängen ein, damit diese auf dem neuesten Stand sind.“

Die Lehrer seien es dann, die für die Schüler Brücken in die Firmen bauen. Auch Einblicke in die Politik kämen nicht zu kurz: „Wir von der Realschule besuchen etwa den Landtag die Staatsregierung.“ Haferkorn erinnert daran, dass es viele weitere Möglichkeiten gibt, in der Wirtschaft Fuß zu fassen: „Die Berufsberater der Arbeitsagentur sind regelmäßig an den Schulen und bieten Sprechstunden an, dann gibt es auch die erfolgreichen IHK-Bildungspartnerschaften und die Ausbildungsscouts. Bei noch mehr Angeboten muss man aufpassen, sich nicht zu verzetteln.“ Sie sieht eher Nachholbedarf bei den Gymnasien, die sich der praktischen Berufserfahrung erst seit Kurzem vermehrt öffnen. „Bei Mittel- und Realschulen dagegen gehören Praktika schon immer selbstverständlich dazu.“

Von jungen
Erwachsenen gemacht

Bei YEC dagegen setzt man darauf, dass praktisch Gleichaltrige – im Schnitt ist das Team 19 Jahre jung – Wissen vermitteln und zu Kontakten verhelfen. „Erwachsene“ Themen sollen so leichter zugänglich sein. Studenten plaudern aus der Praxis, es geht auch um duale Ausbildung und Vorträge zu berufsrelevanten Themen stehen im Kalender. Künftig sollen kostenlose Nachhilfestunden für soziale benachteiligte Schüler anlaufen. Alle YEC-Projekte beruhen auf Eigeninitiative und eigener Verantwortung bei Planung, Durchführung und Nachbereitung. Alles ehrenamtlich, betont Klotz.

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