Riedering/Landshut – Schutzmasken knapp, Schutzkleidung auch – auf den Hilferuf der Politik vor einem Jahr reagierten etliche Unternehmen und stiegen um auf FFP2-Masken-Produktion. So auch Klaus Unterseer aus Riedering. Der Bund förderte den Ein- oder Umstieg und ab Herbst lieferten die deutschen Hersteller von FFP2-Masken. „Das hat gezeigt, dass man in Deutschland schnell was auf die Beine stellen und dabei einen hohen Qualitätsanspruch erfüllen kann“, so Jürgen Schindlbeck, Produzent aus Landshut.
Die erste Not war behoben, da fluteten ab Anfang des Jahres chinesische Masken Supermärkte und Apotheken. Der Freistaat Bayern füllte seine Lagerbestände für den Katastrophenfall mit Masken aus China. An der Ausschreibung konnten Unterseer, Schindlbeck und andere Kollegen aus Bayern noch nicht einmal teilnehmen (wir berichteten). Auch Nordrhein-Westfalen kaufte im großen Stil Masken aus Fernost – mit ungültigen CE-Zeichen und unzureichender Schutzwirkung. Nachzulesen unter www.produktwarnung.eu. Dort findet sich auch ein Rückruf des Freistaates Bayern: Er hatte unzureichende Masken an Bedürftige verteilt.
Die Masken von Unterseer, Schindlbeck und anderen, produziert mit Rohstoffen aus Deutschland, oft auf deutschen Maschinen und mit den höchsten Qualitätsansprüchen, blieben liegen. Weil sie in der Produktion 25 Cent mehr kosteten als die Konkurrenz aus Fernost. Unterseer hat in seinem Lager mehr als eine Million Masken liegen, in Schindlbecks Firma ging die Zahl der Mitarbeiter von 200 auf 110 zurück, „einige Kollegen haben schon aufgegeben“, weiß Unterseer.
Andere schlossen sich zum Maskenverband Deutschland zusammen. Initiator und Gründungsvorsitzender: Orhan Söhmelioglu aus Landshut. Der Maskenverband hat zurzeit rund 40 Mitglieder, Tendenz steigend. Unterseer ist Mitglied der ersten Stunde, Schindlbeck Schriftführer und Sprecher des Verbandes. „Gemeinsam ist man stärker“, sagen beide.
Ziel des Maskenverbandes Deutschland ist unter anderem, klar zu machen, dass gute Qualität zu fairen Preisen in Deutschland hergestellt wird. Produkte, die jeder Qualitätskontrolle standhalten, die zum Teil doppelt und dreifach zertifiziert sind. Dass diese geforderte Qualität dann aber auch gekauft werden muss.
Das versuche man auch, den Bundes- und Landtagsabgeordneten klar zu machen, so Schindlbeck. Die allerdings sind nach dem einen oder anderen Maskenskandal ohnehin vorsichtig, „und jetzt macht sich auch der Wahlkampf bemerkbar“, sagt Schindlbeck. Masken sind da kein gutes Thema, zu viele Menschen sind des Maskentragens überdrüssig. Schreiben an die Bundesministerien für Gesundheit und für Finanzen seien auch unterwegs.
Die deutschen Maskenhersteller haben die Produktionskapazitäten, nicht nur Deutschland im Notfall dauerhaft mit Masken zu versorgen. Noch. Denn wenn alle Appelle des Maskenverbandes an Politiker, Institutionen und Käufer nichts fruchten, werden zunehmend Betriebe aufgeben. Dann verlieren die hochwertigen heimischen Masken den Kampf gegen Billigprodukte aus Fernost. Dann geht es nicht nur um die eigene Gesundheit, dann geht es auch um Arbeitsplätze. In Riedering, Landshut, München, Augsburg, Passau und anderswo. Sylvia Hampel