Wasserburg – „Es war ein schweres, aber auch sehr erfolgreiches, wenn nicht gar herausragendes Jahr 2020“, zog gestern Peter Schwertberger, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Wasserburg, Bilanz. Das Bankhaus verzeichnete „trotz wirtschaftlicher Extremereignisse“ ein Wachstum in Höhe von 6,4 Prozent.
Deutlich bekannten sich Schwertberger und Vorstandsmitglied Mischa Schubert bei der Jahrespressekonferenz im Sparkassensaal zur Selbstständigkeit. 2026 wird die Sparkasse Wasserburg, deren Geschäftsgebiet fünf Landkreise umfasst, 200 Jahre alt. Personell sind die Weichen für die Zukunft gestellt: Ende 2022 geht Schwertberger in den Ruhestand, designierter Nachfolger ist Schubert. Die Stelle eines Vorstandsmitglieds ist ausgeschrieben.
67 Prozent mehr
Kreditzusagen
Auch der Blick zurück zeigte deutlich, wo der weitere Weg hingeht: In der Pandemie habe sich das Geschäftsmodell der Sparkasse bewährt, so Schwertberger. Schnell und unbürokratisch habe das Bankhaus den Kunden dank der Tatsache, dass man sich gut kenne, in der Krise geholfen: mit Tilgungsaussetzungen, Förder- und eigenen Krediten. Schubert berichtete, dass die Sparkasse auch oft eingesprungen sei, wenn staatliche Hilfen nicht griffen oder ausreichten. Bei den Förderkrediten war die Sparkasse Wasserburg nach seinen Angaben unter den zehn stärksten in Bayern. Hilfe mit Krediten oder Aussetzungen von vereinbarten Zahlungen waren nach seinen Erfahrungen vor allem in der Gastronomie, bei Reisebüros und Busunternehmen sowie Firmen im Messebereich notwendig.
Insgesamt sagte die Sparkasse im vergangenen Jahr 205 Millionen Euro an Krediten zu – 67 Prozent mehr als im Vorjahr, so Schubert. 45 Prozent des Gesamtdarlehensgeschäfts habe sich auf gewerbliche Kunden bezogen. Was hier laut Schubert „Bauchweh“ bereite: Das klassische Kreditgeschäft – für industrielle Firmen- oder Produktionserweiterungen – läuft eher verhalten. Schwertberger erläuterte, derzeit würden solche Investitionen vor allem aus dem Cash-Bestand heraus getätigt, weil oft eine hohe Liquidität vorhanden sei.
55 Prozent des Gesamtdarlehensgeschäfts hat sich bei der Sparkasse Wasserburg im Jahr 2020 auf Privatkunden bezogen. Im letzteren Bereich standen die privaten Wohnungsbaukredite im Fokus: Sie erreichten nach Angaben des Vorstands im Neugeschäft den Rekordwert von knapp 119 Millionen Euro.
Schwertberger sprach von einem boomenden Immobilienmarkt, der angesichts hoher Preise in Gefahr gerate, sich heiß zu laufen. Die Sparkasse Wasserburg ist einer der größten Makler der Region: 2020 vermittelte sie 41 Objekte – fast doppelt so viele wie im Vorjahr.
Schwertberger und Schubert legten Wert auf die Feststellung, dass die Sparkasse im Gegensatz zu vielen Mitbewerbern nahezu 95 Prozent des Kreditgeschäfts selbst mache.
Die sehr gute Geschäftslage trotz schwieriger Rahmenbedingen in der Niedrigzinsphase zeigt sich nach Meinung des Vorstands in einer auf 1,346 Milliarden Euro gestiegenen Bilanzsumme (plus 6,4 Prozent, im Vorjahr war es ein Plus von 3,8 Prozent) und in einer Erhöhung der Gesamteinlagen auf 1,026 Milliarden Euro (plus sechs Prozent, Vorjahr: plus 3,1 Prozent).
Der Zinsüberschuss gehe jedoch weiter zurück, wies Schwertberger auf die schwierigen Rahmenbedingungen hin. Es sei jedoch gelungen, das Provisionsergebnis deutlich zu steigern und auf diese Weise ausgleichend zu wirken..
Überdurchschnittlich
hohes Eigenkapital
Mit einem Eigenkapital von 164 Millionen Euro liege die Sparkasse Wasserburg deutlich über dem Schnitt der bayerischen und deutschen Sparkassen. Die Kunden haben dem Bankhaus 2020 neue Einlagen in Höhe von 58 Millionen Euro anvertraut – ein Plus von sechs Prozent, so Schwertberger.
Er wies auf die Notwendigkeit hin, angesichts der Zinssituation und Inflationsrate nicht länger auf das klassische Sparbuch zu setzen. Als Alternative unterbreite die Sparkasse Angebote rund um Investmentfonds und Aktienanleihen. Im Wertpapiergeschäft sei die Sparkasse eine der führenden in Bayern. Im Fokus der Beratungen ständen langfristige Anlage-Perspektiven.
Die Sparkasse sehe sich aus einer Schutzfunktion heraus gezwungen, Verwahrentgelte zu erheben, wenn hohe Summen geparkt werden sollten, so der Vorstand. Es gebe Interessenten aus dem Raum München und sogar Kommunen außerhalb der Region, die entsprechende Anfragen stellen würden. Gewerbliche Kunden müssten ab Einzahlung von 250000 Euro Verwahrentgelte zahlen – örtliche Firmen würden individuell behandelt. Die Sparkasse entscheide hier einzelfallbezogen.
Insgesamt ist das Wasserburger Institut nach Vorstandsangaben bei der Kundenzufriedenheit die beste Sparkasse in Bayern – ein Erfolg der 203 Mitarbeiter, so Schwertberger.