Rosenheim/Mühldorf – Die Unterstützung von Existenzgründungen im Landkreis Mühldorf als wichtiger Baustein der Wirtschaftsförderung soll ausgebaut werden. Dazu fand vor Kurzem ein Treffen von Landrat Max Heimerl und Wirtschaftsförderer Thomas Perzl mit dem Team des digitalen Gründerzentrums Stellwerk 18 in Rosenheim statt.
Das Stellwerk 18 ist zentrale Anlaufstelle für Gründer in der Planungsregion Südostoberbayern, die aus den Landkreisen Mühldorf, Altötting, Traunstein, Berchtesgadener Land, Rosenheim und der kreisfreien Stadt Rosenheim besteht. Das Stellwerk 18 unterstützt und vernetzt Start-ups im Bereich Digitalisierung und Innovation.
Unternehmergeist
in Krisenzeiten
Bei diesem Treffen einigten sich die Beteiligten darauf, die Kooperation im Bereich Gründerberatung zwischen dem Stellwerk 18 und dem Landkreis Mühldorf auszubauen. Darüber hinaus soll die Netzwerkarbeit, die derzeit vor allem mit der IHK, dem Investoren-Netzwerk BayStartUP sowie der HWK, der Kreishandwerkerschaft und den Aktivsenioren besteht, weiter vertieft werden.
Einen räumlichen Anker in Form einer Außenstelle des Stellwerk 18 hält Heimerl in diesem Zusammenhang für denkbar, um dort Beratungsleistungen anzubieten und Start-ups eine Heimat im Landkreis Mühldorf zu geben.
Große Chancen im Ausbau der Zusammenarbeit sieht Perzl: „Ambitionierte Gründer sowie Start-ups sind ideale Partner für unsere bestehenden Unternehmen. Netzwerken ist hier besonders wichtig. Deshalb ist die Kooperation mit dem Stellwerk18 für eine florierende Gründerszene so interessant für unseren Landkreis. Für eine gelingende Industrie 4.0 gilt es auch, das Know-how und das Wissen im Bereich Digitalisierung durch aktive und innovative Start-ups in die Unternehmen zu bringen.“
Die Vielschichtigkeit und die Wirtschaftskraft des Mittelstandes im Landkreis Mühldorf bieten hierfür hervorragende Voraussetzungen, darin waren sich alle Gesprächspartner einig.
Die Corona-Pandemie hat der Gründerlaune im Landkreis Mühldorf im vergangenen Jahr keinen Abbruch getan: 949 Menschen haben 2020 ein Gewerbe angemeldet und damit den Schritt in die unternehmerische Selbstständigkeit gewagt. Das ist ein Plus von 4,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Landkreis kann damit eine positive Bilanz ziehen, teilt die IHK für München und Oberbayern mit.
Bei Firmenneugründungen war mit 874 Fällen ein Zuwachs von 3,4 Prozent zu verzeichnen. Die Zahl der Betriebsübergaben an einen Nachfolger nahm von 61 Fällen im Jahr 2019 auf 75 Fälle im Jahr 2020 zu.
Ingrid Obermeier-Osl, Unternehmerin aus Schwindegg, Vorsitzende des IHK-Regionalausschusses Altötting-Mühldorf und IHK-Vizepräsidentin, betont: „Ungebrochener Unternehmergeist zeigt sich vor allem auch in Krisenzeiten. Die Corona-Pandemie und die dadurch verursachten Lockdowns setzen zwar vielen Wirtschaftsbranchen erheblich zu, dennoch ergeben sich in vielen Bereichen auch neue Chancen, und es werden innovative Geschäftsmodelle und -ideen umgesetzt.“
Am liebsten wurde 2020 im Landkreis im Handel gegründet (230 Gründungen). Es folgten der Dienstleistungssektor mit 144 Neugründungen und das Baugewerbe mit 112 Gründungen. Die meisten Nachfolgeregelungen (21 Übernahmen) kamen im Handel zustande.
Obermeier-Osl sagt: „Dennoch gibt es in der Gründungsbilanz für den Landkreis noch reichlich Luft nach oben. Wenn wir mehr Menschen zum Sprung in die Selbstständigkeit ermutigen wollen, muss die Wirtschaftspolitik die Kultur der Selbstständigkeit stärker fördern und Gründungshürden abbauen. Start-ups brauchen außerdem viel bessere Rahmenbedingungen bei der steuerlichen Behandlung von Beteiligungskapital.“
Gründerzentrum
ist ausgelastet
Günther Pfaffinger, Vorsitzender des Bundes der Selbstständigen im Landkreis Mühldorf, bietet jedem Existenzgründer die Hilfe seiner Organisation bei Fragen zur Selbstständigkeit an. „Ich befürworte die Bemühungen des Mühldorfer Landratsamtes in dieser Richtung sehr. Wir benötigen Existenzgründer, die sich schnell und beweglich um neue Aufgaben kümmern und so erfolgreich arbeiten“, sagte Pfaffinger,
Das Gründerzentrum in Töging ist zu 100 Prozent ausgelastet. „Auch bei uns gab es im vergangenen Jahr viele Firmengründungen, die wir natürlich unterstützen. Wir haben viele junge Leute mit Ideen und dem Mut, dies in eigenen Firmen umzusetzen“, erklärt der Geschäftsleiter des Gründerzentrums, Markus Saller.