Waldkraiburg/Kraiburg – Die Produktion deutlich ausgeweitet hat die Süddeutsche Gelenkscheibenfabrik (SGF) mit Sitz in Waldkraiburg in ihrem Kraiburger Werk in der Watzmannstraße. Für vier Millionen Euro wurde dort eine Produktionslinie für ein neu entwickeltes Bauteil etabliert, das in der E-Mobilität Anwendung findet.
Wie Geschäftsführer Michael Weikert ausführt, wurden im Werk Kraiburg bis 2016 Antriebsgelenkscheiben für alle namhaften Pkw-Hersteller produziert. Dabei handelt es sich um hochzugfeste Elastomerscheiben mit Garnwicklung als Kupplungselement zwischen zwei Wellen.
Diese Kupplungen werden beim Auto etwa im Antrieb oder in der Lenksäule eingesetzt. Außerdem fertigt SGF in diesem Bereich Dämpfungselemente und Schwingungstilger, zum Beispiel Aufhängungen für Abgasanlagen.
Zusammenlegung
beider Werke
In Kraiburg seien früher Metallteile für SGF-Produkte hergestellt worden, so Weikert. Mit der Erweiterung in Waldkraiburg wurden die beiden Werke 2016 zusammengelegt. Die Halle in Kraiburg diente seitdem in eingeschränktem Umfang der Logistik, Beschichtung und Montage. Bald sei im Unternehmen jedoch die Erkenntnis gereift, sich perspektivisch neu auszurichten. „Es war klar, dass sich die Mobilität in der Zukunft zu mehr elektrifizierten Antrieben entwickeln wird.“
Infolge dessen hat SGF in Kraiburg nun die Serienproduktion eines Bauteils für die Pkw-Herstellung aufgenommen. Dabei handelt es sich um ein sehr präzises und hochfestes Edelstahl-Bauteil. „Es wird für die Rotoren-Produktion eines namhaften Herstellers benötigt“, erklärt Weikert, ohne auf nähere Details eingehen zu wollen. „Es dient dazu, die Hochdrehzahlfestigkeit der Hochleistungs-E-Maschine abzusichern. Das Bauteil mutet zwar simpel an, wird aber in vielen Schritten in einer aufwendigen Serienanlage hergestellt.“
In dieser Anlage sind Weikert zufolge etwa 14 Maschinen verkettet. Dafür sei ein Teilbereich im Werk Kraiburg saniert und für die komplexe Anlage vorbereitet worden.
Der Geschäftsführer hebt die Kompetenz des Unternehmens in der Kaltumformtechnik hervor: „Am Anfang als Ergänzung zur Schwingungstechnik gedacht, etablierte sich die Kaltumformtechnik von Metallteilen als eine eminent wichtige Stoßrichtung.“ Hierbei werde neben bekannten Technologien auf die Rollumform-Technologie gesetzt. Diese Technologie könne sowohl bei etablierten Produkten als auch bei neuen für die E-Mobilität eingesetzt werden.
Im September 2020 kamen erste Kundenanfragen für eine Erprobung in der Praxis. Im Februar 2021 wurde Weikert zufolge die erste der neuen Serienmaschinen angeliefert. „Es ist abzusehen, dass die Nachfrage steigt und eine kapazitive Erweiterung der Anlage vorgenommen werden muss.“ Dafür stehe auf dem Firmengelände in Kraiburg eine zweite, noch nicht genutzte Halle zur Verfügung.
Der Geschäftsführer sieht das neue Produkt als Einstiegsbauteil in der E-Mobilität, deren Weiterentwicklung er so charakterisiert: „Die Geschwindigkeit ist hoch, sehr hoch.“ Letztlich werde es eine „Veränderung der Fahrzeugkonzepte geben“. Dabei werde auch die Nachfrage nach einigen der jetzt eingesetzten Kupplungsscheiben zurückgehen. Denn bei der neuen Technologie gebe es keine Antriebswelle im herkömmlichen Sinn. Derzeit arbeite das Unternehmen intensiv an der Entwicklung von Statorträgern. Dieses Bauteil ummantele den Rotor eines E-Motors und diene der Maschinenkühlung. Für derartige zylindrische Körper in Hochleistungs-E-Maschinen sei am SGF-Entwicklungsstandort Hamm eigens ein Roll-Shaping-Verfahren entwickelt worden.
Größter Steuerzahler
ist zurückgekehrt
Über die Produktionsausweitung in Kraiburg zeigt sich auch Bürgermeisterin Petra Jackl sehr erfreut. Bis zur Umsiedelung der SGF-Produktion nach Waldkraiburg sei der Betrieb der Hauptgewerbesteuerzahler in der Marktgemeinde gewesen.
„Natürlich ist uns klar, dass der Aufbau in Kraiburg hohe Investitionen mit sich bringt und daher eine mögliche Steuerzahlung nicht abzuschätzen ist.“ Auch als Arbeitgeber, der nahe am Wohnort viele Arbeitsplätze bietet, sei die Firma willkommen. „Aus diesen Gründen unterstützen wir die SGF gerne im Rahmen unserer Möglichkeiten.“