Rechtmehring – Es ist etwas ganz Neues, was Florian Dörfler aus Griesstätt und Georg Linner aus Rechtmehring in den letzten fünf Jahren auf die Beine gestellt haben. Wobei „auf die Beine gestellt“ nicht richtig ist. Eigentlich müsste es „ins Wasser gestellt“ heißen. Die beiden haben einen Schlammsauger für verschlammte Seen, Teiche, Weiher und langsam fließende Gewässer entwickelt. Ein Novum, denn ähnliche Anbieter arbeiten mit Schlammbaggern und Fräsen.
Verschmutzung
wird schlimmer
Den meisten Firmen, die sich um verschlammte Gewässer kümmern, gehe es vor allem darum, die Wasserstraßen schiffbar zu halten, so Dörfler und Linner. Nicht jedoch ihnen. Für sie ist auch die Ökologie wichtig. „Viele Gewässer haben ein Problem mit dem Verlanden von Schlamm“, sagen Dörfler und Linner. Grundsätzlich sei es ein normaler Vorgang, dass die Gewässer durch die Zuläufe mehr Material erhalten. Die intensive Landnutzung der vergangenen Jahrzehnte mit hohen Düngefrachten, der Wegfall bracher, unverdichteter Flächen zur Wasseraufnahme sowie die schwindende Wassersäule würden das Schlammproblem jedoch verschärfen.
„Die hohen Nährstoff- und Düngewerte im Wasser fördern das Wachstum von Algen und Wasserpflanzen“, erklären die beiden, nach dem Absterben der Algen entstünden Humus und Erde im Wasser. „Es gibt Berichte, dass die Verlandung der Gewässer in den letzten 100 Jahren dasselbe Ausmaß hatte wie die 8000 bis 10000 Jahre seit der letzten Eiszeit.“
Das Problem, das sich daraus ergebe, liege „für jeden naturverbundenen Menschen auf der Hand.“ Für einen Fischer sowieso. Denn in den verschlammten und verkrauteten Tümpeln werde langsam „vor sich hingestorben.“ Mit ihrer Firma „Schlammsaug GmbH“ wollen sie dies verhindern. Der Name ist dabei Programm, denn die beiden haben einen Sauger entwickelt, der die Gewässer von der Verschmutzung befreit. Der Schlamm wird abgesaugt und das Gemisch an Land mittels eines Absetzbeckens getrennt. Das Oberflächenwasser fließt dann zurück in das Gewässer, der Schlamm wird getrocknet und nach Laboruntersuchungen auf landwirtschaftliche Flächen gebracht.
Ökologischer
als Bagger
Der Vorteil dieser Technologie bestehe vor allem darin: „Entgegen aller anderen Marktteilnehmer orientieren wir uns am Gewässergrund und nicht von der Gewässeroberfläche aus.“ Somit sei ihr Sauger ökologischer als die Schlammbagger. Das bestätigt Doktor Bernhard Gum, Fischerei-Fachberater beim Bezirk Oberbayern. Die Saugmethode sei relativ schonend und damit in vielen Fällen eine gute Alternative.
„Sie hat auf alle Fälle den Vorteil, dass nicht mit schwerem Gerät am meist nassen und sensiblen Ufer gearbeitet werden muss. Durch den Rechen beziehungsweise Sieb beim Einsaugen werden zumindest größere Muscheln davon abgehalten. Die Fische schwimmen meist von selber weg.“
Natürlich müssten noch Erfahrungen gesammelt werden, meint Gum. „Wichtig ist vor allem die Jahreszeit. Die Fische müssen schon selber schwimmen können und dürfen damit nicht zu jung sein.“ Gleichzeitig sollte kein Mensch zu nahe ans Ufer ran. Aber das geben meist auch die Genehmigungen schon vor.
Auftraggeber für die Maßnahmen sind meist Kommunen, Wasserkraft-Unternehmen, Fischereivereine oder Privatleute, sagen Dörfler und Linner. In der Regel verlangen sie zwischen fünf und zehn Euro je Kubikmeter transferiertem Schlamm. Hinzu kommen Kosten der Verfrachtung, Verwertung und im schlimmsten Fall Entsorgung des Schlamms. „Danach herrscht in aller Regel aber für 25 bis 40 Jahre Ruhe am Wasser.“
Auch in der Region waren sie vor Kurzem im Einsatz, das Haager Naturfreibad wurde abgesaugt. Martin Kleinle von der Marktgemeinde ist zufrieden. „Kein Vergleich mit konventionellen Methoden mit Bagger und Muldenkipper“, meint er.
„Und das Schöne ist auch, dass sich diese Firma auch um die oft aufwendigen Formalitäten mit den Behörden kümmert.“
Denn die Absaugung muss genehmigt werden. Zwar ist der Gewässerunterhalt grundsätzlich genehmigungsfrei. „Meist ist aber zu lange nichts am Wasser passiert“, sagen Dörfler und Linner. So könne oft von regelmäßigem genehmigungsfreien Unterhalt nicht die Rede sein. Franz Manzinger/Sophia Huber